Tuesday, December 17, 2013

Eine Weihnachtsgeschichte – Kapitel Siebzehn…


Am nächsten Abend ist das Lama wieder da und verlangt wortlos eine weitere Geschichte.

"Das Lama und die Katze", lese ich. Und das Lama nickt stumm.

"Es trug sich zu, dass die Katze in einem Walde dem Lama begegnete, und weil sie dachte: Es ist gescheit und wohl erfahren und gilt viel in der Welt, so sprach sie ihm freundlich zu.

'Guten Tag, liebes Lama, wie geht's? Wie steht's? Wie schlagt ihr Euch durch in dieser teuren Zeit?'

Das Lama, alles Hochmutes voll, betrachtete die Katze von Kopf bis zu Füßen und wusste lange nicht, ob es eine Antwort geben sollte. Endlich sprach es:

'O Du armseliger Bartputzer, Du buntgescheckter Narr, Hungerleider und Mäusejäger, was kommt Dir in den Sinn? Du unterstehst Dich zu fragen, wie mir 's gehe? Was hast Du gelernt? Wieviele Künste verstehst Du?'

'Ich verstehe nur eine einzige', antwortete bescheidentlich die Katze.

'Was ist das für eine Kunst?' fragte das Lama.

'So die Hunde hinter mir her sind, kann ich auf einen Baum springen und mich retten.'

'Ist das alles?' sagte das Lama, 'ich bin Herr über hundert Künste und habe überdies noch einen Sack voll Listen. Du jammerst mich, komm mit mir, ich will Dich lehren, wie man den Hunden entgeht.'

Indem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behend auf einen Baum und setze sich in den Gipfel, wo Äste und Laubwerk sie völlig verbargen.

'Bindet den Sack auf, liebes Lama, bindet den Sack auf', rief ihm die Katze zu, aber die Hunde hatten es schon gepackt und hielten es fest.

'Ei, liebes Lama', rief die Katze, 'Ihr bleibt mit Euern hundert Künsten stecken. Hättet Ihr heraufkriechen können wie ich, so wär's nicht um Euer Leben geschehen."

"Ist das das Ende?" fragt das Lama.

Ich nicke.

"Verstehe ich nicht", sagt das Tier. "Und wo war das 'Und wenn sie nicht gestorben sind...'? Oder was will uns der Autor damit sagen?"

"Vielleicht", sage ich, "so was wie, Hochmut kommt vor dem Fall."

"Vielleicht aber auch, da geht der Bach runter. Oder Perlen vor die Säulen werfen", knurrt das Tier. "Oder man muss immer zwei Nägel mit einem Kopf schlagen, ohne den Sand in den Kopf zu stecken. Und ich sag noch", mault es weiter, "ich kann mit diesen Moralen in diesen Geschichten nichts anfangen. Das war ja unterste Gürtellinie!"

Dann sieht es sich lieber einen Boxkampf im Fernsehen an.

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