Friday, December 13, 2013

Eine Weihnachtsgeschichte – Kapitel Dreizehn…


"…Und kaum waren die Worte über seine Lippen, so stand es auf einem hohen Berg vor dem Tor des Schlosses", lese ich noch einmal die Stelle des Märchens, an der ich gestern aufgehört hatte.

"Ah, der feine Herr Bibble beliebt, weiterzulesen", mault das Lama, aber ich ignoriere es kurzerhand.

"Das Lama trat hinein und ging durch alle Zimmer, bis es in dem letzten die Königslamatochter fand. Aber wie erschrak es, als es sie anblickte: sie hatte ein aschgraues Gesicht voll Runzeln, trübe Augen und rote Haare.

'Seid Ihr die Königslamatochter, deren Schönheit alle Welt rühmt?' rief es aus.

'Ach', erwiderte sie, 'das ist meine Gestalt nicht, die Augen der Lamas können mich nur in dieser Hässlichkeit erblicken; aber damit Du weißt, wie ich aussehe so schau in den Spiegel, der lässt sich nicht irre machen, der zeigt Dir mein Bild, wie es in Wahrheit ist.'

Sie gab ihm den Spiegel in die Hand, und es sah darin das Abbild der schönsten Lamafrau, die auf der Welt war, und sah, wie ihr vor Traurigkeit die Tränen über die Wangen rollten.

Da sprach es: 'Wie kannst Du erlöst werden? Ich scheue keine Gefahr.'

Sie sprach: 'Wer die kristallene Kugel erlangt und hält sie dem Zauberer vor, der bricht damit seine Macht, und ich kehre in meine wahre Gestalt zurück. Ach', setzte sie hinzu, 'schon so mancher ist darum in seinen Tod gegangen, und Du junges Blut, Du jammerst mich, wenn Du Dich in die großen Gefährlichkeiten begibst.'

'Mich kann nichts abhalten', sprach es, 'aber sage mir, was ich tun muss.'

'Du sollst alles wissen', sprach die Königslamatochter; 'wenn Du den Berg, auf dem das Schloss steht, hinabgehst, so wird unten an einer Quelle ein wilder Auerochse stehen, mit dem musst Du kämpfen. Und wenn es Dir glückt, ihn zu töten, so wird sich aus ihm ein feuriger Vogel erheben, der trägt in seinem Leib ein glühendes Ei, und in dem Ei steckt als Dotter die Kristallkugel. Er lässt aber das Ei nicht fallen, bis er dazu gedrängt wird; fällt es aber auf die Erde, so zündet es und verbrennt alles in seiner Nähe, und das Ei selbst zerschmilzt und mit ihm die kristallne Kugel, und all Deine Mühe ist vergeblich gewesen.'

Das Lama stieg hinab zu der Quelle, wo der Auerochse schnaubte und es anbrüllte."

Mit einem leisen, dumpfen Knall schlage ich das Märchenbuch zu. Das Lama zuckt erschrocken zusammen.

"Alter, was soll das?" fragt es verstimmt. "Warum hörst Du jetzt auf? Wo es doch gerade so spannend ist. Endlich mal eine Geschichte, bei der ich wirklich wissen will, wie sie ausgeht!"

"Der Tag ist nicht mehr fern", lüge ich, "und vom Lesen ist meine Stimme ganz heiser und trocken."

"Ist das jetzt einer von Deinen blöden Klippenhängern?" murrt das Tier.

"Cliffhanger", korrigiere ich. "Kann sein."

"Ich hoffe, es sind Klippenspringer und sie werfen Dich von oben in einen Fluss, der Dir nicht mal bis zu den Knöcheln reicht!" schmollt das Tier und schließt sich im Badezimmer ein.

2 comments:

  1. Warum kann man denn nicht mehr auf "Ja" klicken? Und weiter so! Gefällt mir!

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    Replies
    1. Weß ick och net...
      Vorübergehende Störung, hoffe ich.
      Ab wieviel Promille sollte man keine Kommentare mehr abgeben? *HICKS*

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