Sunday, December 22, 2013

Eine Weihnachtsgeschichte – Kapitel Zweiundzwanzig…


"Lama?" frage ich. "Wolltest Du mir wirklich ein selbstgemachtes Jo-Jo zu Weihnachten schenken? Ich meine nur, weil das eine ziemliche Enttäuschung für mich gewesen wäre, weil ich mir nie viel aus Jo-Jos gemacht habe und auch gar nicht genau weiß, wie man damit umgehen muss."

"Alter!" sagt das Tier. "Komm' mal klar. Das war doch das kommunistische Känguru, das den Marc-Uwe mit einem selbstgeschnitzten Jo-Jo milde stimmen wollte, weil es das Jo-Jo des Kleinkünstlers kaputtgemacht hat."

"Ja, richtig." Ich klatsche mir im Moment der Erkenntnis vor die Stirn.

"Und wie sollte ich damit wohl irgendwelche Schnitzarbeiten ausführen?" fragt es und hält mir seine Schwielensohlen mit den Klauen dran entgegen.

"Ist Dir schon mal aufgefallen, dass der auch MarK-Uwe Kling heißen könnte?" fragt es dann weiter.

"Mark mit 'K' statt Marc mit 'C'?" frage ich. "Wie in KnochenMARK?"

"Oder wie in D-MARK, dem ehemaligen Zahlungsmittel in der Federal Republic of Germany", sagt das Lama. "Obwohl er ja dann nach der Euro-Einführung offiziell 50-Cent-Uwe Kling heißen müsste."

"Wirklich?" frage ich und meine damit: 'Musste dieser blöde Kalauer jetzt sein?'

Das Lama nickt.

"Märchen?" frage ich.

Wieder nickt das Lama.

"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Lamas waren alle schön; aber das jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihm ins Gesicht schien.

Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer, dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen."

"Schon wieder ein Brunnen?" fragt das Lama. "Alter, in Deinen Geschichten wimmelt es ja nur so von Brunnen. Ich hoffe, dieser spricht nicht wieder!"

"Jetzt wart es doch erst mal ab! Kann ich weitermachen?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Lama hinaus in den Wald und setze sich an den Rand des kühlen Brunnens: und wenn es Langeweile hatte, so nahm es ein goldenes Jo-Jo, warf es in die Höhe und fing es wieder; und das war sein liebstes Spielwerk."

"Wirklich?" fragt das Lama und meint damit: 'Musstest Du jetzt mit aller Gewalt und auf Biegen und Brechen noch mal ein Jo-Jo in die Geschichten und den BlockBlog einbauen?'

"Nun trug es sich einmal zu, dass das goldene Jo-Jo des Lamas nicht in seine Klauen fiel, die es in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte. Das Lama folgte ihm mit den Augen nach, aber das Jo-Jo verschwand, und der Brunnen war tief, so tief, dass man keinen Grund sah.

Da fing es an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. Und wie es so klagte, rief ihr jemand zu:

'Was hast Du vor, Lama? Du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte.'

Es sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Bromford, der seinen dicken, hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte.

'Ach, Du bist 's, alter Wasserpatscher", sagte es, "ich weine über mein goldenes Jo-Jo, das mir in den Brunnen hinabgefallen ist.'

'Sei still und weine nicht', antwortete der Bromford, 'ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst Du mir, wenn ich Dein Spielwerk wieder heraufhole?'"

"Alter?" fragt das Lama und sieht etwas erschrocken aus.

Ich hebe die Augenbrauen und sehe das Tier an.

"Ja, Lama?"

"Kennst Du diese japanische Ring-Trilogie?" fragt das Tier leise. "Also, ich meine jetzt nicht den Ring der Nibelungen von Richard Wagner oder den Ring von Tolkien."

"Irgendwie klingelt da was bei mir – Ring! Ring!" meine ich. "Meinst Du diese Horror-Romane von dem Japaner und die diversen Verfilmungen davon? Worauf willst Du hinaus?"

Das Lama zittert.

"Gibt es da nicht auch einen Brunnen in der Geschichte?" fragt das Lama. "Und darin liegt die Leiche von diesem Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren, die als gruseliger Geist allen erscheint, die ein gewisses Video angeschaut haben? Und nachdem sie das Video angeschaut haben, klingelt das Telefon? Und eine unheimliche Stimme sagt ihnen, dass sie in sieben Tagen sterben müssen?"

Panisch schaut das Lama um sich, als erwarte es, dass jeden Augenblick der Fernseher und der DVD-Player anspringen oder das Telefon läutet.

"IHHHHHH!" kreischt das Lama panisch. "Ist dieser Bromford im Brunnen auch so ein Gruselgeist? Kommt der da jetzt raus und macht ruckartige Bewegungen und das lange, schwarze Haar klebt ihm im Gesicht und man sieht nur die irren, mörderischen Augen? So eine Geschichte will ich nicht hören! Nein! Nein! Nein!"

"Nein", sage ich im beruhigenden Ton, "so eine Geschichte ist das hier nicht. Aber ich an Deiner Stelle würde mir viel mehr Sorgen um DEN SPOILER machen."

"Um DEN SPOILER?" keucht das Tier. "Wer ist denn DER SPOILER?"

"Das ist nur der dunkle Rächer, der durch die Nacht zieht und allen eine Ohrfeige gibt, die anderen das Ende einer Fernsehserie oder eines Films verraten wollen oder es schon getan haben, obwohl die anderen es noch nicht gesehen haben, und so den anderen damit den ganzen Spaß verderben", sage ich und kann mir ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen.

"DER SPOILER!" quietscht das Lama und fährt vom Sofa hoch.

Und im Dunklen sehe ich eine schnelle Bewegung.

PATSCH !!!



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