Saturday, June 11, 2011

Was hat ein Rabe mit einem Schreibtisch gemeinsam?

Why is a raven like a writing-desk?

Heißt das nicht eher: "Warum ist ein Rabe wie ein Schreibtisch?"

Lost in Translation, again and again.

Die Eulen jagen rauschend durch die Nacht und nehmen mit ihren weit aufgerissenen Augen die Dunkelheit in sich auf. Ihr Huhuhen verklingt ungehört in der Schwärze zwischen den Bäumen. Mein Penthouse auf dem Dach des Waldes besteht nur noch aus vier Wänden. Und diese vier Wände sind nur noch ein einziger, roter Vorhang, der im leichten Wind kleine Wellen schlägt. Was bewegt sich dahinter? Was erwartet mich, sollte ich eines Tages die Lücke zwischen den lockeren Stoffbahnen finden? "Der gute Dale ist in der Hütte", lese ich in einem Tagebuch, und dass Annie Laura geraten hat, eben dies in ein solches zu schreiben. Kein Hinweis darauf, welche Hütte gemeint ist. Ist es die weiße Hütte? Ist es die schwarze? Wer sind Mike und Bob? Und was haben sie mit Frank zu tun, der mich immer wieder aus dem Spiegel anstarrt? Kommt er auch von einem anderen Ort? Kann er tanzen? Hat er es je versucht? Doch all diese Fragen verblassen im Angesicht der einen, der endgültigen, der alles entscheidenden Frage:

Warum ist ein Rabe wie ein Schreibtisch?

First of all,… Dieses unlösbare Rätsel stammt nicht ursprünglich aus "Das letzte Einhorn" von Peter S. Beagle. Es ist auch keines in dem eigentümlichen Rätselspiel, das Bilbo mit Gollum spielt, nachdem er den Einen Ring gefunden hat. Und auch Tim Burton ist nicht der Erfinder dieser Frage…

Denn wie heißt es schon in Lewis Carrolls "Alices Abenteuer im Wunderland – Alice's Adventures In Wonderland"?

"Der Hutmacher riss seine Augen sehr weit auf, als er dies hörte; aber alles, was er sagte, war: "Was hat ein Rabe mit einem Schreibtisch gemeinsam?"
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The Hatter opened his eyes very wide on hearing this; but all he said was, 'Why is a raven like a writing-desk?'"

Es ist also der Autor dieses Buches, das man nur bei oberflächlicher Betrachtung als reines Kinderbuch bezeichnen sollte, ohne alle subtilen Anspielungen auf Staat und Gesellschaft und Spielereien mit der Sprache mit einzubeziehen, der diese rhetorische Frage in die Welt gebracht hat. Und Alice weiß keine Antwort auf die Frage des Verrückten Hutmachers…

Lewis Carroll gab seine eigene Antwort auf diese Frage in einem neuen Vorwort zur Ausgabe seines Buches von 1896…

Es ist eine solche Zahl Anfragen an mich her- angetragen worden, ob überhaupt eine Antwort auf die Rätselfrage des Hutmachers möglich sei, dass ich an dieser Stelle wohl besser einmal nie- derlegen sollte, was mir als treffliche Antwort er- scheint; und zwar:

"Er kann einige wenige Noten hervorbringen, wenn auch stark erniedrigte; und er wird nie mit dem falschen Ende nach vorn gestellt!"
Dies freilich ist nur ein nachträglicher Einfall; auf das Rätsel, wie ich es ursprünglich ersann, gab es keine Antwort.

"Because it can produce a few notes, tho they are very flat; and it is nevar put with the wrong end in front!"
[Note: "nevar" is "raven" spelled backwards]

Könnten wir damit leben, wenn eine Frage keine Antwort hat? Oder auch, wenn eine Antwort keine Frage hat? Scheinbar nicht, denn jede Antwort führt zu neuen Fragen und jede Beteuerung, es gäbe gar keine Antwort, steigert nur die Bemühungen anderer, eine zu finden oder finden zu wollen.

Aldous Huxley meint, ein Rabe sei wie ein Schreibtisch, weil in beiden ein l steckt, und weil beide kein b haben.

Weitere Antwortmöglichkeiten sind:

Weil ohne beides die Schöne neue Welt nie hätte geschrieben werden können. (Roy Davenport)

Weil der eine klappende Schwingen und der andere eine schwingende Klappe hat. (Peter Veale)

Weil "Rabe" vier Buchstaben hat, und die sollte man wohl durchaus auch in einem Schreibtisch vorfinden können. (Roger Baresel)

Weil sie beide manchmal in Eiche sind. (J. Tebbutt)

Wer sind all diese Leute, und was haben sie sich nur dabei gedacht?

Und am Ende läuft doch wieder alles auf ein Spiel mit den Buchstaben und der Sprache hinaus. Aber wie will man im Deutschen eine Antwort finden, wenn sich selbst die Frage mehrdeutig übersetzen lässt? Und doch hat man folgende Lösungen gefunden:

Weil man beides umsortieren kann; wenn man "Rabe" umsortiert, kommt dabei "aber" raus; wenn man jemandem den Schreibtisch umsortiert, schimpft der Besitzer: "Nun aber raus!"

Weil der eine wie der andere dazu geeignet ist, etwas auszubrüten.

Ein Rabe kann auch von Aas leben; am Schreibtisch saß schon mancher und las eben.

Und mir gefallen diese Antworten aus "Alles über Alice" mit Einführungen und Anmerkungen von Martin Gardener in der Übersetzung und Ergänzung von Friedhelm Rathjen, aus denen ich sie geklaut habe.

Oder ist das alles nur Gedankenkontrolle? Ein Fragezeichen löst den fast schon pawlowschen Reflex zur Antwort aus? Und denken Sie ja nicht an einen blauen Elefanten!!!

Don't think of a Blue Elephant!!!

Geschöpfe der Nacht; ans Licht gebracht.

Das schwarz-weiße Zick-Zack-Muster der Fliesen in meinem Penthouse zu Füßen der roten Vorhänge pulsiert. Es lebt und beult sich mir entgegen.

Oh, Frank! Was flüsterst Du in der Stille der Nacht? Was willst und erwartest Du nur von mir?



8 comments:

  1. Hm, irgendwo hier im Netz fand ich eine Antwort, die so passend erschien, dass man sie fast für die richtige, weil intendierte Antwort halten könnte. Damit würde sie dann den eigentlichen Sinn der Frage, nämlich ihre Sinnlosigkeit, zerstören. Aber hier wurde ja der Urheber selbst angerufen, um zu belegen, dass es bei der Entstehung des Rätsels keine intendierte Antwort gab.
    Die Antwort wäre übrigens:
    "Poe wrote an both of them."
    Eben fast zu treffend um nicht die richtige Antwort zu sein, die es ja eigentlich gar nicht gibt.

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  2. Faszinierend wie faszinierend die Frage noch immer zu sein scheint. So faszinierend, dass sie diesen meinen BlogBlockBeitrag zum meistgeklickten macht. Und was ist, wenn die Antwort eine ist, für die man die Frage vergessen hat?

    Frage: Was hat ein Rabe mit einem Schreibtisch gemeinsam?

    Antwort: 42

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    1. Warum ist ein Rabe wie ein Schreibtisch?

      Beide sind gleich schräg.!
      (Da ein Schreibtisch früher nicht einfach flach war sondern man die Schreibtische auf den jeweiligen daran arbeitenden einstellen konnte sodass ihm die Schreibunterlage entgegengerichtet stand.)
      LG dragonpenpen

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  3. 42 paßt immer. Man muß nur die Frage in die richtige Sprache übersetzen... ;-)

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    1. * Wirklich? Aus BIELEFELD???

      http://bromfordblockt.blogspot.de/2012/02/kennen-sie-bielefeld.html

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    2. But a white raven always means : WINTER IS HERE! ;-)

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