Zwölfter Stock links
"Hallo, mein Name ist Bromford Bibble, und ich bin seit über einem Jahr Bewohner des Penthouses auf dem Dach dieses Gebäudes. Ich wollte mich nun endlich einmal offiziell bei meinen Nachbarn vorstellen!"
"Hallo, mein Name ist Eleanor Rigby, und das da ist Father McKenzie!" Die Frau mit den tiefrot gefärbten Haaren winkt einen etwas älteren Mann zu sich heran und kichert dabei ohne Hemmungen. "Darling, Du sollst doch nicht…!" beginnt der Mann eine Strafpredigt und bricht dann ebenfalls in albernes und sinnloses Kichern aus. Und während ich mich noch frage, woher ich die Namen "Eleanor Rigby und "Father McKenzie" kenne, fangen die beiden doch tatsächlich an, laut und falsch zu singen…
Das seltsame Paar hakt sich beidseitig bei mir unter, und zerrt mich laut lachend in seine Wohnung. Unter einem gewaltigen, elektrischen Plastikgebilde, das einen Adventskranz darstellen soll und in schrillen Farben vier zu Kerzen stilisierte Zahlen beleuchtet, über dem Türbogen zum Wohnzimmer hindurch, geht es in eine Sitzecke, die einen kleinen Tisch umringt, der über und über mit Gebäck und Schokolade gedeckt ist. Selbst einen komplett geschmückten, künstlichen Weihnachtsbaum gibt es hier schon. Die Frau, die sich Eleanor Rigby genannt hat, bemerkt meinen fragenden Blick und winkt dann ab.
"Der ist noch vom letzten Jahr übrig geblieben!" lacht sie auf. "Aber spätestens am Montag besorgen wir uns einen neuen. Einen zweiten." Father McKenzie nickt eifrig dazu und schiebt sich noch ein Lebkuchenherz in den Mund. Sie sitzen jetzt nebeneinander auf dem längeren Teil des Sofas. Sie sitzen einander zugewandt, halten sich an den Händen fest und wippen mit den Oberkörpern vor und zurück, so weit wie es ihre Arme zulassen. Dazu singen sie laut und voller Hingabe weiter…
"Hach!" Eleanor seufzt schließlich leicht außer Atem auf und versucht, ihren Lachanfall zu beenden. "Harry", sagt sie nun zu "Father McKenzie", "wir müssen damit aufhören. Ich glaube, wir verwirren unseren jungen Gast!" Harry, und ich weiß noch immer nicht, ob er wirklich "Father" McKenzie, also ein Geistlicher ist, nickt und wischt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
"Mr. Bibble, mein Name ist Harry McKenzie!" Er ist aufgestanden und hat mir über den Tisch hinweg die Hand geschüttelt. "Und das ist meine Ehefrau Sally, geborene Rigby." Eleanor oder Sally nickt mir freundlich zu und flüstert: "Hallo!" – "Und 'Eleanor Rigby' ist unser Lied." Harry sitzt wieder und isst einen weiteren Keks.
"Und so wie in dem Lied haben wir uns auch kennengelernt, jedenfalls fast!" Sally schenkt mir eine Tasse Tee ein. "Harry war damals Laienprediger in der Bromford Kathedrale, wo ich als Küsterin arbeite. Ich sammele tatsächlich den Reis und auch die Blumen in der Kirche auf, wenn eine Hochzeit vorbei ist. Und ich tue diese Reste als Erinnerung in große Gläser mit Schraubverschluss. Wenn das Brautpaar das Glas haben will, schenke ich es ihnen. Wenn nicht, dann landet es in meiner Sammlung. Wollen Sie meine Sammlung sehen?"
Sie ist aufgesprungen und hat einen großen Schrank neben der Tür geöffnet. Auf mindestens zwanzig Regalböden stehen dort hunderte Einmachgläser mit drehbarem Deckel voller Staub, verwelkter Blütenblätter und Stiele und angegrautem Reis. Jedes Glas ist mit einem kunstvoll beschriebenen Etikett beklebt, auf dem in roter Tinte der Name des Brautpaares und das jeweilige Hochzeitsdatum stehen. "Alle großen Hochzeiten in der Bromford Kathedrale der letzten fünfzehn Jahre habe ich hier versammelt!" verkündet Sally stolz.
"Und ich habe bei einigen von den Trauungen kleine Ansprachen verlesen", sagt Harry nicht minder stolz. Schon sitzt Sally wieder neben ihm und plaudert weiter: "Er ist natürlich kein Geistlicher, kein 'Father'. Er ist nicht einmal Vater geworden, weil der Herrgott uns keine Kinder schenken konnte. Aber bei einer dieser Hochzeiten haben wir uns kennengelernt. Als wir uns dann vorgestellt hatten – Ribgy und McKenzie – und genau in dem Moment im Radio die Beatles anfingen zu singen, da war uns klar, das mit uns hält für die Ewigkeit!"
Jetzt war Harry aufgesprungen und legte an einem Plattenspieler den Tonarm zurück auf eine große, schwarze Schallplatte. Bald war die Wohnung erfüllt von den Klängen des Liedes "Eleanor Riby" von den Beatles. Und Harry und Sally sangen mit geschlossenen Augen mit. Und mir wurde nun endlich klar, woher ich die Namen kannte, die die beiden mir zu Beginn meines Besuchs genannt hatten.
Und beim letzten Vers muss ich mich ernsthaft fragen, wie die beiden dieses traurige Lied zu "ihrem" Lied haben machen können. Haben sie es nie bis zum Ende gehört oder nie auf den Text geachtet? Tatsächlich scheinen sie sich jetzt, noch immer mit geschlossenen Augen, gegenseitig die Ohren zuzuhalten, als Paul McCartney singt…
"Hallo, mein Name ist Bromford Bibble, und ich bin seit über einem Jahr Bewohner des Penthouses auf dem Dach dieses Gebäudes. Ich wollte mich nun endlich einmal offiziell bei meinen Nachbarn vorstellen!"
"Hallo, mein Name ist Eleanor Rigby, und das da ist Father McKenzie!" Die Frau mit den tiefrot gefärbten Haaren winkt einen etwas älteren Mann zu sich heran und kichert dabei ohne Hemmungen. "Darling, Du sollst doch nicht…!" beginnt der Mann eine Strafpredigt und bricht dann ebenfalls in albernes und sinnloses Kichern aus. Und während ich mich noch frage, woher ich die Namen "Eleanor Rigby und "Father McKenzie" kenne, fangen die beiden doch tatsächlich an, laut und falsch zu singen…
Eleanor Rigby, picks up the rice
In the church where a wedding has been
Lives in a dream
Waits at the window, wearing the face
That she keeps in a jar by the door
Who is it for?
All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?
In the church where a wedding has been
Lives in a dream
Waits at the window, wearing the face
That she keeps in a jar by the door
Who is it for?
All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?
Das seltsame Paar hakt sich beidseitig bei mir unter, und zerrt mich laut lachend in seine Wohnung. Unter einem gewaltigen, elektrischen Plastikgebilde, das einen Adventskranz darstellen soll und in schrillen Farben vier zu Kerzen stilisierte Zahlen beleuchtet, über dem Türbogen zum Wohnzimmer hindurch, geht es in eine Sitzecke, die einen kleinen Tisch umringt, der über und über mit Gebäck und Schokolade gedeckt ist. Selbst einen komplett geschmückten, künstlichen Weihnachtsbaum gibt es hier schon. Die Frau, die sich Eleanor Rigby genannt hat, bemerkt meinen fragenden Blick und winkt dann ab.
"Der ist noch vom letzten Jahr übrig geblieben!" lacht sie auf. "Aber spätestens am Montag besorgen wir uns einen neuen. Einen zweiten." Father McKenzie nickt eifrig dazu und schiebt sich noch ein Lebkuchenherz in den Mund. Sie sitzen jetzt nebeneinander auf dem längeren Teil des Sofas. Sie sitzen einander zugewandt, halten sich an den Händen fest und wippen mit den Oberkörpern vor und zurück, so weit wie es ihre Arme zulassen. Dazu singen sie laut und voller Hingabe weiter…
Father McKenzie, writing the words
Of a sermon that no one will hear
No one comes near
Look at him working, darning his socks
In the night when there's nobody there
What does he care?
All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?
Ah, look at all the lonely people
Ah, look at all the lonely people
Of a sermon that no one will hear
No one comes near
Look at him working, darning his socks
In the night when there's nobody there
What does he care?
All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?
Ah, look at all the lonely people
Ah, look at all the lonely people
"Hach!" Eleanor seufzt schließlich leicht außer Atem auf und versucht, ihren Lachanfall zu beenden. "Harry", sagt sie nun zu "Father McKenzie", "wir müssen damit aufhören. Ich glaube, wir verwirren unseren jungen Gast!" Harry, und ich weiß noch immer nicht, ob er wirklich "Father" McKenzie, also ein Geistlicher ist, nickt und wischt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
"Mr. Bibble, mein Name ist Harry McKenzie!" Er ist aufgestanden und hat mir über den Tisch hinweg die Hand geschüttelt. "Und das ist meine Ehefrau Sally, geborene Rigby." Eleanor oder Sally nickt mir freundlich zu und flüstert: "Hallo!" – "Und 'Eleanor Rigby' ist unser Lied." Harry sitzt wieder und isst einen weiteren Keks.
"Und so wie in dem Lied haben wir uns auch kennengelernt, jedenfalls fast!" Sally schenkt mir eine Tasse Tee ein. "Harry war damals Laienprediger in der Bromford Kathedrale, wo ich als Küsterin arbeite. Ich sammele tatsächlich den Reis und auch die Blumen in der Kirche auf, wenn eine Hochzeit vorbei ist. Und ich tue diese Reste als Erinnerung in große Gläser mit Schraubverschluss. Wenn das Brautpaar das Glas haben will, schenke ich es ihnen. Wenn nicht, dann landet es in meiner Sammlung. Wollen Sie meine Sammlung sehen?"
Sie ist aufgesprungen und hat einen großen Schrank neben der Tür geöffnet. Auf mindestens zwanzig Regalböden stehen dort hunderte Einmachgläser mit drehbarem Deckel voller Staub, verwelkter Blütenblätter und Stiele und angegrautem Reis. Jedes Glas ist mit einem kunstvoll beschriebenen Etikett beklebt, auf dem in roter Tinte der Name des Brautpaares und das jeweilige Hochzeitsdatum stehen. "Alle großen Hochzeiten in der Bromford Kathedrale der letzten fünfzehn Jahre habe ich hier versammelt!" verkündet Sally stolz.
"Und ich habe bei einigen von den Trauungen kleine Ansprachen verlesen", sagt Harry nicht minder stolz. Schon sitzt Sally wieder neben ihm und plaudert weiter: "Er ist natürlich kein Geistlicher, kein 'Father'. Er ist nicht einmal Vater geworden, weil der Herrgott uns keine Kinder schenken konnte. Aber bei einer dieser Hochzeiten haben wir uns kennengelernt. Als wir uns dann vorgestellt hatten – Ribgy und McKenzie – und genau in dem Moment im Radio die Beatles anfingen zu singen, da war uns klar, das mit uns hält für die Ewigkeit!"
Jetzt war Harry aufgesprungen und legte an einem Plattenspieler den Tonarm zurück auf eine große, schwarze Schallplatte. Bald war die Wohnung erfüllt von den Klängen des Liedes "Eleanor Riby" von den Beatles. Und Harry und Sally sangen mit geschlossenen Augen mit. Und mir wurde nun endlich klar, woher ich die Namen kannte, die die beiden mir zu Beginn meines Besuchs genannt hatten.
Und beim letzten Vers muss ich mich ernsthaft fragen, wie die beiden dieses traurige Lied zu "ihrem" Lied haben machen können. Haben sie es nie bis zum Ende gehört oder nie auf den Text geachtet? Tatsächlich scheinen sie sich jetzt, noch immer mit geschlossenen Augen, gegenseitig die Ohren zuzuhalten, als Paul McCartney singt…
Eleanor Rigby, died in the church
And was buried along with her name
Nobody came
Father McKenzie, wiping the dirt
From his hands as he walks from the grave
No one was saved
All the lonely people (Ah, look at all the lonely people)
Where do they all come from?
All the lonely people (Ah, look at all the lonely people)
Where do they all belong?
And was buried along with her name
Nobody came
Father McKenzie, wiping the dirt
From his hands as he walks from the grave
No one was saved
All the lonely people (Ah, look at all the lonely people)
Where do they all come from?
All the lonely people (Ah, look at all the lonely people)
Where do they all belong?
Oh, hauahauaha !!!
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