Siebter Stock
Das zweite große Apartment. Und hier herrscht Leben und Fülle, wenn man es denn so nennen möchte. Das Apartment ist groß, aber beinahe nicht groß genug.
Paul Starr kenne ich schon als Gitarristen der "Buggles". Er ist, wie seine anderen Bandkollegen, um die sechzig Jahre alt, und seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet mit seiner jüngeren und unglaublich blonden und hübschen Frau Linda.
Linda, die langen Haare mit einem Kopftuch zurückgebunden, lacht und winkt mir aus der Küche zu, wo sie versucht, Keksteig und ihre fünf wuseligen Kinder zu bändigen. Ihr Gesicht ist leicht gerötet und Stirn und Wangen sind mit Mehl gepudert. Die Wohnung ist erfüllt vom lärmenden Kindergeschrei und von den weihnachtlichen Klängen, die Paul im Wohnzimmer auf seiner Gitarre erzeugt.
Ich setze mich kurz zu ihm, aber an diesem Nachmittag kommt es zu keinem tiefsinnigen Gespräch oder Gedankenaustausch. Schon bald zerren mich James und Beatrice Milly, die beiden jüngsten Kinder der Starrs, fünfjährige Zwillinge, hinter sich her in die Küche, wo ich beim Weihnachtsplätzchenbacken helfen muss.
Heather, die älteste Tochter, ist dreizehn. Mary ist zwölf und Stella zehn Jahre alt. Heather steht eher desinteressiert in einer Ecke, während ihre Geschwister wahlweise damit beschäftigt sind, sich um den Küchentisch herum zu jagen, ihrer Mutter den Teig zu stibitzen oder laut johlend Keksförmchen durch den Raum zu werfen. Nach einer Weile steht auch Paul selig lächelnd in der Küchentür und betrachtet das turbulente Treiben mit einem zufriedenen Grinsen.
Und wir bekommen tatsächlich einige Tannenbäume, Glöckchen und Sterne zustande, die wir uns dann wahlweise mit heißem Kakao für die Kinder und einem guten Glas Wein für die Erwachsenen schmecken lassen.
Irgendwann, als die Kinder zu Bett gegangen sind, kehrt dann auch so etwas wie Ruhe und Besinnlichkeit ein. Und wir alle haben endlich Gelegenheit festzustellen, wie anstrengend dieser schöne Tag war.
Beim Abschied an der Wohnungstür hält Linda mich noch einen Moment auf. Sie verschwindet noch einmal kurz in der Küche und kommt mit einer bis zum Rand mit selbstgemachtem Gebäck gefüllten Keksdose zurück. Ich versuche zu protestieren, aber sie lässt sich nicht davon abhalten, sie mir aufzudrängen. Dann verabschiedet sie mich mit den Worten: "Ich wünsche Dir noch einen schönen dritten Advent, Bromford. Und nicht alles auf einmal essen!"
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