Erster Stock rechts
Sein Name ist Frank. Ja, lieber Blogkommenterrorist, es gibt tatsächlich einen Frank in meiner unmittelbaren Umgebung, auch wenn ich ihn erst heute kennengelernt habe. Der Bewohner von Apartment 2 im ersten Stock rechts, also eher hinten, heißt also Frank, Frank Lapidus, um genau zu sein.
Es sei reiner Zufall, dass ich ihn zu Hause angetroffen hätte, sagt er. Er sei Pilot, sagt er, und er sei eigentlich für einen Flug nach Sydney, Australien, und wieder zurück vorgesehen gewesen. Allerdings hätte er an diesem Morgen verschlafen und sei telefonisch nicht erreichbar gewesen, also hätte ein Pilotenkollege einspringen müssen. Die kleine, transpazifische Fluggesellschaft, für die er arbeite, hätte ihm daraufhin eine Woche unbezahlten Urlaub aufgenötigt. Dies sei wohl nun das Ende seiner steilen Karriere bei diesem Unternehmen.
Den Rest des Abends beschwert er sich über das Nachtleben in dieser Stadt, das so gut wie nicht vorhanden sei, über das lokale Bier und darüber, dass es in diesem Haus keinen Hausmeister, Portier, Concierge oder sonst was gäbe. Niemand würde seine Post annehmen, wenn er in Übersee sei. Niemand ihn wecken, wenn er verschlafen hätte. Dabei öffnet er eine Bierdose nach der anderen und nimmt abwechselnd noch kleine oder auch größere Schlucke aus einer unbeschrifteten Flasche mit einer beinahe durchsichtigen Flüssigkeit.
Ich trinke ein, zwei Dosen mit, zu denen er mich eingeladen hat, kann dann aber nicht mehr mithalten. Und während ich zu seiner Wohnungstür wanke und er trotz wesentlich höherem Alkoholpegel relativ aufrecht hinter mir abschließt, frage ich mich, ob ich freiwillig diesem Frank als Piloten mein Leben an Bord eines Passagierflugzeuges in die Hände legen würde.
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