Friday, December 21, 2012

Nur noch heute…


Heute ist Freitag, der 21. Dezember und damit der 356. Tag des Jahres 2012 nach Christi Geburt. Alles endet in der 51. Kalender unter dem Sternzeichen Schütze. Damit ist es obsolet zu erwähnen, dass es noch 10 Tage bis zum Jahresende wären, würde die Welt heute nicht untergehen, denn laut der Biene Maya und ihrem knubbeligen Freund Willi ist bereits heute Jahresende.

Ihren allerletzten Namenstag können heute Thomas, Ingomar, Peter und Richard begehen.

Die Sonne geht ein letztes Mal auf um 08:25 Uhr und unter um 16:16 Uhr. Der Mond geht ein letztes Mal auf um 12:23 Uhr und würde morgen um 02:29 Uhr untergehen, aber dann ist er vermutlich schon längst auf die Erde gestürzt und hat mit einem gewaltigen Krater ein Loch in die Erdkruste gerissen, das den Planeten explodieren lassen wird oder eine so dichte Wolke aus Staub und Rauch und Wasser und was auch immer erzeugt, dass die Sonne auf Jahrmillionen hinaus verdunkelt wird und alles Leben auf dem ehemals Blauen Planeten ersticken wird.

Nur ein kleines weiteres Zeichen, für all die Katastrophen, die da kommen, ist, dass heute Wintersonnenwende ist und damit der kürzeste und dunkelste Tag des ganzen Jahres.

Vor 1 Jahr verstarb der Unternehmer und Versandhandelsgründer Werner Otto. Vor 5 Jahren verstarb Unternehmer und Schokoladen-Fabrikant Hans Imhoff. Vor 8 Jahren verstarb der schwedische Adelige und Bodensee-Gärtner Lennart Graf Bernadotte. Vor 16 Jahren verstarb die Schriftstellerin Christine Brückner. Vor 27 Jahren verstarb der Unternehmer und Keksfabrikant Werner Bahlsen. Vor 54 Jahren verstarb der Schriftsteller Lion Feuchtwanger. Vor 72 Jahren verstarb "Der große Gatsby"-Schriftsteller Francis Scott Fitzgerald. Vor 77 Jahren verstarb der Schriftsteller Kurt Tucholsky. Und vor 188 verstarb der Mediziner und Namensgeber der gleichnamigen "Schüttellähmung" James Parkinson. Das sind selbstverständlich alles weitere Hinweise auf den heute bevorstehenden Weltuntergang.

Heute vor 24 Jahren starben 270 Menschen bei einem Bombenanschlag auf ein und dem anschließenden Absturz eines PanAm-Flugzeuges über dem schottischen Lockerbie. Später übernahm Libyen die Verantwortung für das Attentat. Vor 37 Jahren kam es im OPEC-Gebäude in Wien zu einer Geiselnahme unter Beteiligung des Terroristen Carlos. Vor 57 Jahren wurde in Wien der Film "Sissi" mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm uraufgeführt. Und vor 114 entdeckten Marie und Pierre Curie das Element Radium. Alles Belege dafür, dass dieser 21. Dezember schon immer ein Tag, der unerträglichen Katastrophen und apokalyptischen Ereignisse mit weitreichenden, da fatalen Konsequenzen war.

Viel besser wir es auch dadurch nicht, dass heute um 12:11 Uhr offiziell Winteranfang ist und in Nordeuropa das Julfest und damit ein Vorgänger des christlichen Weihnachtsfests begangen wird.

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"Das klingt ja alles ziemlich morbide und düster", raunt das Lama.

"Findest Du?" frage ich.

"Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, dass nach diesem Tag wirklich alles vorbei ist?" fragt das Lama. "Wie würdest Du diesen letzten Tag verbringen?"

"Ich weiß es nicht", sage ich. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich möchte vielleicht noch einmal das Meer sehen. Und den Sonnenaufgang. Und den Sonnenuntergang. Den Sonnenaufgang über den Bergen. Und den Sonnenuntergang über dem Meer. Und zwischendurch möchte ich gut und reichlich essen. Ein richtiges Diner For One. Mit einem Lama als Butler."

"Das sind ja relativ bescheidene Wünsche", knurrt das Lama. "Aber einer davon wird sich niemals erfüllen!"

"Ich werde niemals wieder das Meer sehen?" rate ich.

"Nein, Alter!" meckert das Tier. "Ich werde niemals nicht Dein Butler sein!"

"Das mit der doppelten Verneinung müssten wir noch mal genauer durchdenken", grinse ich. "Ach, und außerdem würde ich natürlich Musik spielen:

The End von The Doors
und
It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine) 
von R.E.M.

in einer Endlosschleife!"

"Nicht
Last Christmas von Wham?
scheint mir auch mächtig akopalyptisch zu sein!" sagt das Tier.

"Da gebe ich Dir Recht", sage ich, "aber aus völlig anderen Gründen."

"Wie gesagt", spricht das Lama weiter, "Deine Wünsche klingen alle relativ bescheiden, aber auch irgendwie einsam. Mit wem würdest Du denn Deinen letzten Tag auf dieser Welt verbringen wollen? Möchtest Du Deine Familie nicht noch einmal wiedersehen? Oder sonst ein anderes menschliches oder auch nicht ganz so menschliches Wesen?"

"Hat Bromford eine Familie?" frage ich uns beide. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber eigentlich habe ich die Nase voll vom Weltuntergang. Seit jetzt sogar Hänschen und Lieschen Müller ihre E-Mails mit Festtagsgrüßen mit dem Zusatz

Falls die Welt nicht untergeht,
wünschen wir Euch Frohe Weihnachten
und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

unterschrieben, scheint der Weltuntergang im Mainstream angekommen zu sein. War irgendwie lustiger, als das noch ein Insider-Gag war. Außerdem scheinen die Deuter des Maya-Kalenders sich verrechnet zu haben. Wollen jedenfalls andere Rechner errechnet haben. Demnach geht die Welt nun doch erst 2016 unter. Und die armen Maya haben gar keine Apokalypse prophezeit! Das sind alles Erfindungen westlicher Mystiker und Esoteriker und der US-amerikanischen Filmindustrie!"

"Und wann genau, also um welche Uhrzeit geht die Welt nun unter?" fragt das Lama.

"Mir doch egal!" sage ich. "Ich gehe mir jetzt erst mal den Sonnenaufgang ansehen.

Zitat des Tages:
"Lass Dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar."
Astrid Lindgren

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