"Na, Schatz, wie war Dein…? Wie siehst Du denn aus?"
Jedes Lama-Wort dröhnt wie ein Glockenschlag durch meinen Schädel. Ich sitze am Küchentisch, den schweren Kopf auf die Arme auf der Tischplatte gelegt.
"Lass mich! Geh' weg!" maule ich und versuche mir die Ohren mit den Oberarmen zuzuhalten.
"War wohl nicht sehr erfolgreich Dein Abend gestern?"
Jetzt steht das Lama zwischen Spüle und Herd und hantiert lautstark mit irgendwelchen Küchenutensilien und – geräten. Warum schmeißt es denn jetzt den Wasserkocher an? Was soll das Gerausche und Getöse?
"Warst ja ziemlich früh wieder zuhause. Und noch dazu allein. Oder hast Du einen Gast?"
Als Antwort von mir nur ein wehleidiges Brummen. Wer hat nur das pelzige Tier auf meiner Zunge abgelegt? Und warum ist der Küchentisch, auf den mein Kopf immer wieder zu sinken droht, nur so verdammt hart und ungemütlich? Ich bin zu alt für so was, denke ich.
"Soll ich Dir auch einen Kamillentee machen?"
Obwohl ich nicht hinsehe, weiß ich, dass das Tier mich mit all seinen großen, gelben Zähnen schadenfroh angrinst. Einiges Zischen, Pfeifen und Geklapper später stellt es scheppernd zwei Trinkbecher auf dem Tisch vor mir ab.
"Trink', bevor es kalt wird!"
Ich verziehe angewidert das Gesicht. Kamillentee? Riecht wie Käsefüße, wenn ihr mich fragt.
"Wie war denn nun Dein Date mit der Frau aus der U-Bahn?"
"Niemand in diesem Land hat die Absicht, Atomkraftwerke abzustellen!" krächze ich mit belegter Stimme. Mein Kinn liegt auf meinen gekreuzten Unterarmen, die noch immer auf der Tischplatte liegen. Werde ich sie jemals wieder hochheben können? Oder sind sie inzwischen mit der Holzoberfläche verschmolzen und verwachsen? Mit schweren Augenlidern blinzele ich das Lama von unten herauf an.
"Doofer Strom!" brumme ich. "Doofe Verschwörung der Stromerzeuger! Hätten die den Strom nicht abgeschaltet, wäre das alles nicht passiert!"
"Aber was ist denn nun passiert?" fragt das Lama und rührt aufreizend laut in seinem Trinkbecher. Jedes Mal, wenn der Löffel die Becherwand trifft, möchte ich aus der Haut fahren.
Als Antwort schiebe ich eine Visitenkarte über den Küchentisch.
STRIC-KOMA
steht da in verschnörkelten Druckbuchstaben. Darunter hat jemand eine mehrstellige Nummer geschrieben.
"Das ist die Karte mit der Telefonnummer, die Dir die Frau aus der U-Bahn in vollkommener Dunkelheit zugesteckt hat, kurz bevor ihr Euch aus den Augen verloren habt in dem Tumult, als die U-Bahn wieder angefahren ist", stellt das Tier fest.
Ich nicke seufzend.
"Verstehe ich nicht", sagt das Tier und schlürft an seinem Kamillentee.
"Dann schau halt richtig hin!" grummele ich. "Lies einfach, was da steht!"
"Schschtriik…koooomaaaa…"
Manchmal könnte ich das Lama… für seine Tonlage.
"Strickoma!"
"Mein Gott, jetzt hat's es!" brumme ich.
"Verstehe ich immer noch nicht!"
"Die Frau aus der U-Bahn, die mit der sympathischen Stimme, die meine Hand gehalten hat, als plötzlich der Strom ausgefallen ist und wir mitten im Tunnel unter der Erde plötzlich in völliger Finsternis festsaßen, die Frau, mit der ich mich so angeregt unterhalten habe, die Frau, die mir ihre Telefonnummer zugesteckt hat, die Frau, in die ich glaubte, mich verlieben zu können, obwohl ich sie nur aus der Notsituation und von einem großen Telefonat her kannte, ist eine Strickoma!"
"Was ist eine Strickoma?" fragt das Lama. "Ist das so etwas wie eine Strickliesel?"
"Diese Strickoma heißt Roswitha Mauer, ist uralt, eine durchgeknallte Katzennärrin, wohnt in der Whitaker Lane 666 in Apartment 5 im dritten Stock links und strickt neuerdings nach Auftrag alles, was ihnen ihre Kunden zum Stricken geben: Mützen, Schals, Pullover, Socken, aber auch Eierwärmer und Katzenkleidchen. Oder umgekehrt: Eierkleidchen und Katzenwärmer. Wer weiß das schon so genau."
"Die Frau aus der U-Bahn ist die alte Schachtel aus diesem Haus?"
Diesmal sehe ich die Kauleiste des Lamas direkt vor mir. Es gibt sich auch kaum noch Mühe ein Kichern zu unterdrücken.
"Du hattest ein Date mit dieser Mauer, die im November 1989 aus bisher und noch immer unbekannten Gründen gefallen ist?"
Ich stöhne und richte meine Worte nun direkt an den Küchentisch unter meinen Lippen.
"Konnte ja schlecht so unhöflich sein und sie gleich wieder nach Hause schicken. Hatte sie ja schließlich zum Essen eingeladen. Und sie hat sich dann den ganzen Abend auf meine Kosten im besten Restaurant der Stadt durchgefuttert und dabei ohne Punkt und Komma von ihren Katzen, ihrer Strickerei und ihren Kunden, die sie allesamt zu hassen scheint, obwohl sie ihre Rechnungen bezahlen, geredet und geredet und geredet und geredet. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Flaschen Wein es gedauert hat, bis ich endlich ihren Wortschwall ausblenden und nach der Rechnung verlangen konnte."
Das Lama prustet los und damit den Kamillentee quer über den Küchentisch in meine Richtung.
"Strickoma! Der ist echt gut. Darüber werden wir noch in Jahren lachen! Wolltest Du Dir nicht neulich einen Pulli aus der Wolle machen lassen, die Du mir abrasiert hast? Frag' doch mal die Strickoma bei Eurem nächsten Date!"
"Halt die Klappe!" knurre ich und stehe auf. "Versorg' lieber die Weltöffentlichkeit mit den Infos zum Tage, während ich inzwischen meinen Kopf in die Kloschüssel stecke!"
Zitat des Tages:
"Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden."
Marlon Brando
"Lass das Zitat weg, Lama!"
Der 343. Tag des Jahres 2012 nach Christi Geburt in der 49. Kalenderwoche und im Sternzeichen Schütze ist Samstag, der 8. Dezember 2012. Es sind noch 23 Tage bis zum Jahresende (WNM).
"Bromford? Du musst noch erklären, was das WNM bedeuten soll!" brüllt das Lama.
"Halt die Klappe, ich hab' Kopfschmerzen!" brülle ich zurück.
Namenstag haben Edith, Sabina, Elfriede und Kostantin.
Sonnenaufgang war um 08:14 Uhr. Untergehen wird sie um 16:14 Uhr. Mondaufgang war um 01:46 Uhr. Untergehen wird er um 13:03 Uhr.
Gratulation an die Fußballer-Zwillinge Halil und Hamit Altintop zum 30., an die Schauspielerin Kim Basinger zum 59., an den Schauspieler Maximilian Schell zum 82., an den Entertainer Sammy Davis jr. zum 87., an den Maler Lucian Freud, den Enkel vom alten Siggi, zum 90., an den Maler Adolph von Menzel zum 197., an den Parfumeur und Erfinder des "Eau De Cologne" Johann Maria Farina zum 327. und an Maria Stuart, die Königin von Schottland, zum 470. Geburtstag.
Und anders als Bromford Bibble bin ich davon überzeugt, dass all die erwähnten Menschen unsterblich sind und noch immer irgendwo – wenn auch unerkannt – unter uns leben und wandeln.
"Das habe ich gehört!" brülle ich durch das Penthouse. "Mach' einfach weiter!"
Vor 5 Jahren bewarb sich München um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2018: 4 abgefrorene Zehen beim Surfen auf der Isar. Vor 25 Jahren wurde der Vertrag über den völligen Abbau der atomaren Mittelstreckenraketen von der UdSSR und den USA unterzeichnet: 8 Atomraketenfabrikanten volltrunken. Vor 27 Jahren wurde die 1. Folge der "Lindenstraße" im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt: 15 Schafe bekamen Durchfall.
"LAMA!"
Am 8. Dezember begehen Katholiken den Feiertag Mariä Empfängnis, der heute noch unter anderem in Österreich, Malta, Argentinien, Spanien und Portugal gesetzlicher Feiertag ist.
Außerdem ist heute der Buddhistische Bodhi-Tag. Gedacht wird dabei der Erleuchtung von Prinz Siddharta Gautama, dem Begründer des Buddhismus. Der Legende nach hatte er am 8. Dezember 525 vor Christi Geburt, unter einem Feigenbaum sitzend, die Erkenntnis über die Zusammenhänge des Lebens.
Er stellte nämlich dem feigen Baum die allumfassende Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest und erhielt daraufhin die Antwort 42. Dann trank er 23 Flaschen Kleiner Feigling in 16 Tagen und hatte einen großen Brummschädel, aber wenigstens mal wieder alle LOST-Zahlen in einem BlogBlockBeitrag erwähnt.
"LAMA!"
Der "Bodhi-Baum" ist noch heute eine buddhistische Pilgerstätte. Er steht in der indischen Stadt Bodhgaya und ist einer der heiligsten Orte der fernöstlichen Religion. Der Baum der Erkenntnis soll ein Abkömmling des Ur-Baums sein, unter dem vor rund 2500 Jahren Buddha saß.
It was the fearful night of December 8th.
ReplyDeleteHe was returning home from the studio late.
He had perseptively known that it wouldn't be nice.
Because in 1980, he paid the price.
John Lennon died.
"I Just Shot John Lennon" - The Cranberries
Halt die Klappe! Ich habe Feierabend!
ReplyDelete:-)
ReplyDeleteWenn schon, dann zitieren Sie auch richtig:
ReplyDeleteHalt die Klappe, ich hab' Feierabend!
nicht:
Halt die Klappe! Ich habe Feierabend!
* Halt Du die Klappe, alter Brombär!
ReplyDeleteDas Zitat hast Du doch auch schon wieder geklaut. Von Dittsche diesmal... oder dem ihm sein Schildkröte...