Wednesday, December 31, 2014

Das Geheimnis von...


"Bist Du immer noch nicht fertig?" fragt das Lama.

"Womit?" frage ich das Lama.

"Du wolltest doch schon wieder 'Das Geheimnis von Bromford' schreiben, oder Alter?" fragt das Lama.

"Und wenn es so wäre, Lama?" frage ich das Lama.

"Ich finde, das waren genug Geheimnisse für die letzten Wochen und dieses Jahr", sagt das Lama.

"Dabei wollte ich diesmal doch noch das Geheimnis von Bromford, der freundlichen Stadt am Meer, enthüllen", sage ich zum Lama.

Das Lama sagt nichts, seufzt nur schwer.

"Weißt Du", sage ich dem Lama, "wir befinden uns in Wahrheit gar nicht in Bromford, der freundlichen Stadt am Meer. Wir befinden uns in einer ganz, ganz anderen Stadt und die befindet sich auch gar nicht am Meer."

Das Lama sagt nichts, seufzt nur schwer.

"Bromford ist in Wahrheit... Trommelwirbel!...

KREFELD !!!"

Das Lama seufzt und sagt: "Krefeld?"

"Ja, Krefeld."

"Bromford", seufzt das Lama, "Du hast doch nicht mal die geringste Ahnung, wo Krefeld überhaupt liegt. Willst Du es nicht langsam gut sein lassen, Alter?"

Ich nicke und stelle den Persecco kalt.




* * * * * ** * **
** * * * * * *
* * ** *

* *
*

Der Schnee fällt,
der Schnee fällt auf Krefeld.
Und dieser Schnee, der hier fällt,
zieht zum Schneien Handschuhe an.
Der Schnee fällt,
der Schnee fällt auf Krefeld.
Schwarzer Bogen des Rheins
in der Hand eines weißen Clowns.

Es ist ein zerbroch'ner Laut
der Vögel und der Zeit,
der Kinder, die dort spielen mit dem Rhein
und des Schwarz und des Grau.
Der Schnee fällt,
der Schnee fällt auf Krefeld.
Und der Fluss fließt geräuschlos
dran vorbei.

Der Schnee fällt,
der Schnee fällt auf Krefeld.
Und so sehr dreht sich der Schnee
zwischen dem Himmel und der Stadt,
dass man nicht mehr weiß, ob nun der Schnee fällt,
ob der Schnee fällt auf Krefeld,
oder ob es Krefeld ist,
das in den Himmel schneit.

Und der Schnee, er vereint
die Verliebten, die's noch nicht versteh'n,
die Verliebten, die spazieren geh'n
in diesem Viertel, schneegebleicht.
Der Schnee fällt,
der Schnee fällt auf Krefeld.
Und der Fluss trägt
ihn lautlos davon.

Wie heute Abend der Schnee fällt
auf meine Träume und auf Krefeld,
das vom Fluss
lautlos angestoßen wird.

Schnee fällt auf Krefeld
von Felix Meyer

Thursday, December 25, 2014

Hyvää joulua!





"Bromford?"

"Ja, Lama?"

"Du weißt aber schon noch, dass Du kein Biber bist?"

"Ja, Lama, ich weiß!"

"Bromford?"

"Ja, Lama?"

"Und Du weißt auch, dass Du kein IceBÄR-Rapper bist?"

"Ja, Lama, ich weiß!"

"Bromford?"

"Ja, Lama?"

"Ich hab Dich lieb! Komm her und lass Dich knuddeln!"

FROHES FEST !!!

Wednesday, December 24, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 24


OK, OK. Es ist soweit...

Das Geheimnis von Bromford wird jetzt enthüllt werden.

Also, Freunde der Nacht.

Tonight's The Night. Holy Night. Die einzige Nacht des Jahres, in der die Tiere wirklich sprechen können. Dauernd plappernde und nervende Lamas eingeschlossen. Dies ist der Tag vor dem Abend der Nacht, in der das Geheimnis von Bromford enthüllt wird... Oder so…

Und hier ist nun das Beweisfoto. Ich bin nicht Bromford Bibble. Mein wirklicher Name ist… aber das tut hier nichts zur Sache. Ich bin kein Zauberer, kein Animagus und auch kein Biber. Und ich bin definitiv kein Superheld.

Ich bin... Trommelwirbel!...

I AM THE ONE AND ONLY…

FRO, DER IceBÄR-RAPPER…








"ARRRRRGHHHHHHHHHH!!!" schreit das Lama.

"FROHE WEIHNACHTEN!!!" schreie ich.

Tuesday, December 23, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 23


In der Gegend dort hielten sich Tusken-Räuber auf. Sie waren in der Nacht auf dem Feld und bewachten ihre Herde.

Da kam ein Pinguin der Macht zu ihnen, und die Herrlichkeit der Macht umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr; aber der Pinguin sagte: "Habt keine Angst! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze galaktische Imperium freuen wird. Heute wurde in der Stadt der Hutten euer Retter geboren – Bromford, der Biber! Geht und seht selbst: Er liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe – daran könnt ihr ihn erkennen!"

Plötzlich stand neben dem Pinguin eine große Schar anderer Pinguine, die priesen die Macht und riefen:

"Alle Ehre gehört den Midi-Chlorianern inmitten der Galaxis!
Ihr Frieden kommt auf die Erde und alle anderen Planeten
zu den Menschen und allen anderen Lebensformen weil sie sie lieben!"

Als der Pinguin in den Weltraum zurückgekehrt war, sagten die Tusken-Räuber zueinander: 
"Kommt, wir gehen nach Mos Eisley und sehen uns an, was da geschehen ist und was die Macht uns bekanntgemacht hat!"

Sie brachen sofort auf, gingen hin und fanden Padmé Amidala und Anakin und das Kind in der Futterkrippe. Als sie es sahen, berichteten sie, was der Pinguin von dem Kind gesagt hatte.

Alle, die dabei waren, staunten über das, was ihnen die Tusken-Räuber erzählten. Padmé Amidala aber bewahrte all das in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach.

Die Tusken-Räuber gingen zu ihren Herden zurück, priesen die Macht und dankten ihr für das, was sie gehört und gesehen hatten. Es war alles so gewesen, wie der Pinguin es ihnen gesagt hatte.

Das Geheimnis von Bromford wird in zwei Tagen enthüllt werden.

Monday, December 22, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 22



Die Geburt Bromfords

Zu jener Zeit ordnete Imperator Palpatine an, dass alle Bewohner des galaktischen Imperiums in Steuerlisten erfasst werden sollten. Es war das erste Mal, dass so etwas geschah. Damals war Jabba, The Hutt, Statthalter der Provinz Outer-Rim. So zog jeder in die Heimat seiner Vorfahren, um sich dort eintragen zu lassen.

Auch Anakin machte sich auf den Weg. Von Entralla im Velcar-Sektor ging er nach Tatooine, der im Arkanis-Sektor liegt. Das ist der Planet, von dem die Jawas stammen. Er musste dort hin, weil er ein Nachkomme von Shmi war, die dort mit dem Feuchtfarmer Cliegg Lars lebte.

Padmé Amidala, seine Verlobte, ging mit ihm. Sie erwartete ein Kind. Während des Aufenthalts auf Tatooine kam für sie die Zeit der Entbindung. Sie brachte einen Sohn zur Welt, ihren Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall.

Eine andere Unterkunft hatten sie nicht gefunden, denn der Doctor war dort. Und der Doctor hatte das letzte Zimmer in der Herberge bekommen.

Und das Geheimnis von Bromford wird in drei Tagen enthüllt werden.

* * *

"Was ist denn das nun wieder? Der neue Star-Wars-Trailer?" fragt das Lama.

"Nein", sage ich. "Das ist die Geschichte meiner Geburt aus dem Buch der Bücher. Die gute Nachricht. Die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit aus dem Neuen Testament nach Obi-Wan-Kenobi."

"Bromfordphemie!" schnaubt das Tier.

Sunday, December 21, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 21


Das Lama und ich vertreiben uns im Wohnzimmer die Zeit damit, geschälte Erdnüsse in einen Papierkorb zwischen Sofa und Flachbildfernseher zu schnippen – oder eher meistens daneben – als dieser plötzlich mit einem elektrischen Knistern anspringt – also der Flachbildfernseher, nicht der Papierkorb.

Nachdem die ersten verrauschten Pixel verschwunden sind, starrt uns der Pinguin aus seinem großen, weißen Ledersessel im Verlies unter der Whitaker Lane 666 entgegen.

"SIE!" donnert die verstärkte Stimme des fischigen Vogels aus allen Ecken des Wohnzimmers aus der Super-Surround-Sound-Anlage und eine schwarze Flosse deutet mit einem simulierten 3D-Effekt vom Bildschirm herab direkt auf mich.

Ich zucke unwillkürlich zusammen und denke aufgeregt: Er kann sprechen! Er kann sprechen!

Dann springt die weiße Perserkatze den Pinguin von der Seite an, leckt ihm durch 's Gesicht und bringt ihn damit aus dem Gleichgewicht und mich zum Lachen.

"Ach", seufze ich, "wie sind sie doch so unbeholfen putzig, wenn sie an Land sind, diese kleinen schwarz-weißen Frackträger."

"PUTZIG? PUTZIG?" donnert der Pinguin und schließt die Gitterklappe an einem Tragekorb hinter der Katze. "HAT SICH WAS MIT PUTZIG!"

Das Lama wirft mir einen ratlosen Blick zu. Ich ziehe nicht weniger ratlos die Augenbrauen hoch und drehe achselzuckend die Handflächen in Richtung Penthouse-Decke.

"BROMFORD BIBBLE!"

Ich sollte die Lautsprecher dringend mal überprüfen lassen, geht es mir durch den Kopf. Irgendwie poltern und schnarren sie doch etwas in letzter Zeit.

"DU HAST NUR NOCH VIER TAGE, UM HIER AN DIESER STELLE DEIN WAHRES GESICHT ZU ZEIGEN. ALSO KEINE WEITEREN ABLENKUNGEN MEHR. SCHREIB DIE WAHRHEIT ÜBER BROMFORD ODER MEINE RACHE WIRD GRAUSAM UND GRAUENVOLL SEIN! MUHAHAHAHAHA…"

Das dröhnende Lachen bricht ab, klingt aber noch lange in unseren Ohren nach, als sich der Fernseher mit einem erneuten knisternden Plopp selbstständig abgeschaltet hat.

"Glaubst Du, der Typ muss irgendwas kompensieren?" frage ich.

"Was denn wohl?" fragt das Lama.

"Vielleicht hat er ein unerfülltes Sex- und Eheleben", überlege ich laut.

"Wer weiß. Wer weiß", raunt das Lama und schnippt eine weitere Erdnuss neben den Papierkorb.


Das Geheimnis von Bromford wird in vier Tagen enthüllt werden.

Saturday, December 20, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 20


Um noch einmal darauf zurückzukommen, und ohne darauf rumreiten zu wollen...

Das Geheimnis von Bromford ist:

Ich bin ein Superheld. Mein Tarnname ist "Green Window" und meine Superkraft ist die Gleichgültigkeit. Und mein treuer Begleiter ist Lama, der Schrecken jeden Heuhotels.

"Aha", sagt das Lama, "ich dachte, Deine Superkraft ist, dass Du Deinen Körper verlassen und Dich dabei selbst von außen begaffen kannst."

"Auch das, auch das", sage ich. "Aber wenn ich das mache, bin ich nicht mehr 'Green Window' sondern 'Red Door'".

Paint It Black, schießt es mir durch den Kopf, und aus irgendeinem nicht ganz nachvollziehbaren Grund Karel Gott, aber das behalte ich besser für mich.

"Außerdem ist alles gelogen. Du bist kein Biber, Bromford Bibble. Aber Du bist auch kein Superheld", beschwert sich das Lama. "Und wenn Du nicht endlich Deine Maske fallen lässt und Dein wahres Gesicht zeigst, sorge ich persönlich dafür, dass der Pinguin sehr, sehr böse wird."

"Was soll er schon tun, dieser fischige Vogel?" frage ich schulterzuckend. "Alle Kühlschränke dieser Welt öffnen und all seine frofrost*-Tiefkühl-LKW dazu, um den ganzen Planeten mit einer neuen Eiszeit zu überziehen? Ich glaube, Du überschätzt Deinen Antagonisten."

"Er ist nicht mein Antagonist", wettert das Lama, "er ist Dein Erzrivale und Fernschach-Gegner. Außerdem scheinst Du vergessen zu haben, zu erwähnen, dass er laut Deiner – teilweise oder auch mehr als weiniger abgeschriebenen – Legende als Vertreter von frofrost*-Tiefkühlprodukten angestellt und unterwegs ist."

"Fernschach-Gegner?" frage ich. "Da hat er gute Karten, denn mit Schach kenne ich mich so gar nicht aus. Da sind dann wohl die Würfel zu seinen Gunsten gefallen."

Das Lama verdreht die Augen.

"Das glaube ich auch, wenn Du glaubst, dass man Schach mit Karten und Würfeln spielt."

Das Geheimnis von Bromford wird in fünf Tagen enthüllt werden.

Friday, December 19, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 19


Aber wie das Leben so spielt, stand auch Lamas und Bromfords geschäftliche Beziehung unter keinem guten Stern. Der erste Gästeansturm im Café war schnell verflogen. Die Familienmitglieder ließen sich immer weniger blicken, und sie zahlten ihre Deckel nicht, die alten Schmarotzer.

So führten schließlich vor allem einrichtungstechnische und hygienische Bedenken dazu, dass Lama und Bromford den Laden nach nicht einmal einer Woche wieder dicht machen mussten, und die rot-weiße Markise für immer vom Souterrain der Nummer 666 in der Whitaker-Lane verschwand.



Das Lama tobt.

"Ich spucke nicht, wo ich gehe und stehe. Und schon gar nicht in fremde Getränke! Das ist einfach nur eine haltlose Unterstellung! Und das älteste und falscheste Lama-Klischee, das Du ausgraben konntest!"

"Brüll hier nicht so rum", brülle ich. "Wenn wir uns einig sind, dass Biber kein Holz und damit kein Inventar fressen und ich sowieso kein Biber bin, dann ist ja alles gut."

Jetzt heult das Lama: "Ich hatte mir unsere gemeinsame Zukunft in unserem eigenen, kleinen Café so schön vorgestellt. Ich hatte Pläne für uns, große Pläne. Ich wollte den Laden umbenennen in

LAMA'S
SANDWICH BAR & CAFÉ

Und ich wollte expandieren und Filialen auf der ganzen Welt eröffnen. Ich wollte Erfolg. Ich wollte Bekanntheit. Ich wollte Reichtum und Ruhm."

BROMFORD & LAMA'S
SANDWICH BAR & CAFÉ

werfe ich dazwischen.

"Auch egal. Und nun, ach Du lieber Augustin", heult das Tier, "alles ist hin!"

"Ach, komm", versuche ich zu beschwichtigen, "beruhige Dich erst mal und nimm noch ein Stück Lebkuchen."

"Ihhh, weg damit", quietscht das Lama. "Was soll das? Willst Du mich mästen? Hast wohl noch keinen Braten für die Feiertage, oder was?"

"An so etwas würde ich nie im Leben denken!" verteidige ich mich. "Niemals käme mir auch nur in den Sinn, Dich zu essen, liebes Tier."

Doch heimlich zähle ich die Tage bis zum Weihnachtsfest und berechne im Kopf die Größe, die Bräter und Backofen haben müssten, um das Tier am Stück zu garen.

Das Geheimnis von Bromford wird in sechs Tagen enthüllt werden.

Thursday, December 18, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 18


Dass unsere Begegnung mit dem Fürsten der Finsternis nicht gut ausging, kannst Du Dir denken.

Van Helsing wurde in einem düsteren Schloss in Transsylvanien lebendig eingemauert und ich…


Ich ziehe seit dieser verhängnisvollen Nacht unter dem Namen Bromford Bibble als untoter Vampir-Biber meine ruhelosen Bahnen durch Wälder und Stadtparks.

"Aufhören! Aufhören! Aufhören! DU BIST KEIN BIBER. Und Biber fressen kein Holz und keine Bäume. Sie benutzen sie lediglich als Baustoff für ihre Biberburgen und Staudämme."

Das Geheimnis von Bromford wird in sieben Tagen enthüllt werden.

"Wird es nicht! Wird es nicht! Wird es nicht! Es werden sich in diesem BlogBlock nur immer mehr und immer abstrusere Geschichten und Behauptungen anhäufen, die am Ende zerplatzen wie Seifenblasen. Glaubt es mir! Glaubt es mir! Glaubt es mir!"

"Mein Gott, Lama, bist Du heute aber mal wieder melodramatisch."

Wednesday, December 17, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 17


Aber nachdem die meisten Hobby-Philosophen von etwas verschluckt wurden, das sich Real-Life nennt und nannte, versuchte ich mich als Praktikant eines der berühmtesten Vampirjäger der Weltgeschichte:

Professor Abraham van Helsing


Das Geheimnis von Bromford wird in acht Tagen enthüllt werden.

Tuesday, December 16, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 16


Anschließend, in einer Phase der Um- und Neuorientierung, fand ich Zuflucht in einer Gruppe von gleichgesinnten Hobby-Philosophen:



"Wann hast Du eigentlich Geburtstag, Boris Bibble?" fragt das Lama unvermittelt.

Ich fühle mich nicht gleich angesprochen.

"Hey!" Das Lama rempelt mich an, indem es sich mit seinem ganzen Körpergewicht seitlich gegen mich wirft. "Wann hast Du Geburtstag, Zweibeiner?"

"Am 24. Dezember", antworte ich wie aus der Pistole geschossen.

"Nachtigall", murmelt das Tier, "ick hör' Dir trapsen!"

"Obwohl", versuche ich zu beschwichtigen, "als Findelkind kann man das natürlich nie so genau wissen. Ähm… Und ob ich den Aussagen meiner später wiederentdeckten Bibersippe… ähm… trauen kann, muss sich auch noch… ähm… zeigen."

Das Lama schüttelt den Kopf.

"Ich wage, am Wahrheitsgehalt Deiner Lebensgeschichte und Deiner persönlichen Glaubwürdigkeit zu zweifeln, Du Biber-Mann."

Das Geheimnis von Bromford wird in neun Tagen enthüllt werden.

Monday, December 15, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 15


Holzfäller Dexter war ein Super-Dad. Oh, wie liebte ich ihn und das Lätzchen, das ich als kleiner Biber-Welpe trug, mit der Aufschrift:

MY
DAD IS
KILLER

Wie gerne hätte ich Daddy Dexter stolz gemacht. Wie gerne wäre ich in seine Fußstapfen getreten. Aber leider war meine akademische Ausbildung an der Holzfäller-Fachoberschule nicht besonders erfolgreich. 

Besonders mit der Statistik hatte ich meine Probleme.


Kurz nach diesem Vorfall änderte ich übrigens meinen Namen von "Roland Bibble" in "Boris Bibble".

"Statik! Da steht Statik!" meckert das Lama.

"Ja, und?" frage ich.

"Ich meine ja nur", meint das Lama, "weil Du weiter oben schreibst, Du hattest Deine Probleme mit der Statistik. Das ist doch etwas völlig anderes!"

"Jetzt sei doch nicht immer so kleinlich, Tier. Halt die Hufe still und nimm noch ein Plätzchen!"

Das Geheimnis von Bromford wird in zehn Tagen enthüllt werden.

BORIS BIBBLE ???

Sunday, December 14, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 14


OK, OK. Ich habe noch mal darüber nachgedacht. Wenn es gar nicht anders geht, und wenn es hier gar nicht um das Geheimnis der Stadt Bromford geht sondern um das Geheimnis von Bromford Bibble, dem Mann, der heißt wie die Stadt, dann gebe ich hier mal eben einen kurzen Abriss meines ach so bewegten Lebens bevor ich nach Bromford, der freundlichen Stadt am Meer kam.

Ich bin ein Zauberer.

"Behauptungen!" Das Lama schüttelt den Kopf.

Und ein Animagus.

"Bei JK Rowling abgeschriebene Behauptungen." Das Lama grollt. "Aber lass mich raten, Du kannst Dich in einen Biber verwandeln?"

"Ja, ja genau", nicke ich. "Und wie der Rest meiner buckligen Verwandtschaft beziehungsweise meiner zahlreichen Sippe verbringe ich sogar die meiste Zeit meines Lebens in Bibergestalt.

Ich wurde geboren in einem Wald, den ich vor lauter Bäumen nicht sehen konnte. Nachdem ich als Baby – oder sagt man Welpe bei Bibern? – von meinen überforderten Eltern an einem Muggel-Bahnhof namens Paddington Station ausgesetzt worden war, trug ich kurzzeitig den Namen 'Paddington Station', bevor ich alt genug war und ihn eigenmächtig in 'Roland Bibble' änderte."

"ROLAND Bibble?" fragt das Lama, aber ich ignoriere diese ungenehmigte Zwischenfrage.

"Mein Ernährer und bester Freund wurde ein Kerl namens Dexter, der Holzfäller..."

Das Lama runzelt missbilligend die Augenbrauen. Und während ich mich noch frage, ob Lamas überhaupt Augenbrauen zum Runzeln haben, krame ich ein Foto aus einer der Küchenschubladen.

"Moment, ich habe da irgendwo einen süßen Schnappschuss von mir und Holzfäller Dexter."


Das Lama verdreht die Augen.

"Was bist Du nun", fragt es herausfordernd, "Mitglied einer zahlreichen Bibersippe oder einsames, ausgesetztes Findelkind? Du musst Dich schon entscheiden. Aber, mach nur weiter so. Du wirst schon sehen, wo das alles endet."

"Hatte ich vor, Paarhufer, hatte ich vor."

Das Geheimnis von Bromford wird in elf Tagen enthüllt werden.

Saturday, December 13, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 13


Und schon am nächsten Tag, nach einer spontanen aber nicht weniger rauschenden, um nicht zu sagen nagenden oder besser bohrenden Neu-Eröffnungsfeier, läuft Speedy's Sandwich Bar & Café wieder wie geschmiert.

Sogar die Aufschrift auf der roten Markise haben wir mit weißem Klebeband liebevoll restauriert:

SPEEDY'S
SUNDWICH BAR & CAFÉ
BREAKFEST • LUNCH • PASTE

Schmierlock Halmes, der ehemalige Kellner, und Speedy, der ehemalige Besitzer, ließen sich nicht wieder blicken, dafür wurden aber die zahlreichen Mitglieder meiner plattschwänzigen Biber-Familie gerngesehene Dauergäste:



"Verwirrt ich bin", sagt das Lama. "Die Mitglieder Deiner Familie sind also auch alle Biber?"

"Ähm", sage ich.

"Was bist Du nun? Ein Tier oder ein Zauberer? Oder ein Tierwesen? Und wenn ich meine Harry-Potter-Bücher richtig gelesen habe, bevor Du sie mir weggenommen hast, müssen nicht alle Mitglieder einer Familie magische Begabungen haben oder sich in das gleiche Tier verwandeln können."

"Ähm", sage ich.

"Hast Du eigentlich mal darüber nachgedacht, dass es hier gar nicht um das Geheimnis von Bromford, der freundlichen Stadt am Meer, gehen könnte, sondern um das Geheimnis von Bromford, dem Mann, der heißt wie die Stadt? Oder eben nicht?"

"Du meinst, es geht dem Pinguin um mich?" greife ich diese Ablenkung dankbar auf.

"Hat nicht Dein Blogkommenterrorist schon vor geraumer Zeit gefordert, Du sollst Deine Maske fallen lassen, Dein wahres Gesicht zeigen und endlich Deinen wahren Namen benutzen?"

"Frank?"

"Wer?"

"Frank?"

"Wer? Ach, lass die Scherze. Komm schon, Bromford Bibble. Was ist Dein großes Geheimnis? Was versuchst Du vor der Weltöffentlichkeit zu verbergen."

"Halt die Klappe, Paarhufer, ich hab Feierabend! Und mir tun vom Kellnern die Plattfüße weh!"

Das Geheimnis von Bromford wird in zwölf Tagen enthüllt werden.

Friday, December 12, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 12


"Ganz zu schweigen von Deiner noch kürzeren Karriere als Lama-Gespenst."


"Du weißt genau, dass ich es nicht so habe mit der Rechtschreibung!" flennt das Lama. "Das stand alles ganz anders in der Stellenbeschreibung.  Aber woher hast Du eigentlich die ganzen Fotos? Die sind privat! Es geht hier schließlich nicht um das Geheimnis von KussKuss, dem Lama, sondern um das Geheimnis von Bromford. Hast Du wieder heimlich in meinem Beutel gewühlt? Finger weg von meinem Beutel!"

"Du meinst den Beutel", grinse ich, "den Du immer über der Schulter trägst?"

Das Lama schmollt.

"Außerdem sagt das doch alles gar nichts über meine möglichen Fähigkeiten als Gastronom und Geschäftsführer des Cafés aus. Und denk doch mal an Dich! Vielleicht ist ja auch die weltbeste Servicekraft an Dir vorbeigegangen. Oder ein Oberkellner verlorengegangen. Oder wie das heißt."

Dann glotzt es mich wieder mit seinen mitleidsheischenden, irgendwie kuhartigen, feuchten Lama-Augen an und wimmert:

"Bitte! Bitte! Bitte!"

Ich seufze.

"Also gut", gebe ich nach. "Und weil ich gerade eh nichts Besseres vorhabe. Versuchen können wir es ja."

"Oh, Danke! Danke! Danke!"

Das Lama drückt mich mit den Vorderhufen tief in den Sessel im Wohnzimmer und sabbert mir vor Begeisterung ins Ohr.

"Aber", versuche ich das Tier abzuwehren, "über die Aufgabenverteilung müssen wir uns noch mal unterhalten."

Das Geheimnis von Bromford wird in dreizehn Tagen enthüllt werden.

Thursday, December 11, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 11


"Und was war mit Deiner kurzen Karriere als professioneller Dart-Spieler?"


Das Lama verdreht die Augen.

"Pech im Spiel, kein Glück im Lotterleben. Kann doch mal vorkommen."

Das Geheimnis von Bromford wird in vierzehn Tagen enthüllt werden.

Wednesday, December 10, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 10


"Warum willst Du denn nicht mit mir Speedy's Café weiterführen?" quengelt das Lama. "Warum denn nicht? Warum denn nicht? Warum denn nicht?"

"Weil ich", seufze ich und versuche, mir die geeigneten Worte im Kopf zurechtzulegen, "Zweifel an Deiner Geschäftstüchtigkeit und Arbeitseinstellung hege."

"Bitte! Bitte! Bitte!"

Das Lama schaut mich von unten aus großen, feuchten Bettelaugen an. Hat es mir überhaupt zugehört?

"Darf ich Dich an Dein grandioses Scheitern bei Deinem ersten Bürojob bei der CAPITOL-Versicherung erinnern?"


"Pfffff!" macht das Tier. "Und ich bleibe dabei! Der Stromberg hat angefangen! Und nur der Geier weiß, wie er es dann doch noch geschafft hat, nicht gefeuert sondern zum Ressortleiter der Abteilung Schadensregulierung M bis Z befördert zu werden."

Das Geheimnis von Bromford wird in fünfzehn Tagen enthüllt werden.

Tuesday, December 09, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 9


"Speedy ist weg", sagt das Lama

"Wer?" frage ich.

"Na, Speedy, der kleine, mausartige Mexikaner mit dem ausladenden Schnurrbart und dem Sombrero. Der Besitzer und Betreiber von Speedy's Bar & Café unten im Haus. Wo wir neulich erst wieder Essen waren!"

"Und woher weißt Du das?" frage ich.

"Von Schmierlock Halmes, dem langen, blässlichen Kellner, der uns neulich im Mantel bedient hat", sagt das Lama.

"Der mit dem hochgeschlagenen Kragen?" frage ich.

Das Lama nickt.

Wir nehmen den Fahrstuhl hinunter ins Erdgeschoss, stehen dann lange auf dem Bürgersteig gegenüber der Whitaker Lane 666 und betrachten die rot-weiße Markise vor dem dunklen Café im Souterrain des Hauses.

SPEEDY'S
S_NDWICH B_R & C_FÉ
BRE_KF_ST • LUNCH • P_ST_

Irgendwie wird dem Haus und der Straße irgendwas fehlen, wenn das Café dicht hat, denke ich. Und irgendwie fehlt der Markise schon jetzt irgendwas.

"Schmierlock sagt", sagt das Lama, "Speedy hat neulich Nacht zur Sperrstunde plötzlich seinen Sombrero und sein Halstuch mitten ins Lokal geworfen und gebrüllt: Macht euern Scheiß doch alleine. Dann ist er nie wieder aufgetaucht. Schmierlock hat noch die letzten Reste serviert und ausgeschenkt, bis er mir dann heute morgen die Schlüssel in die Hand – oder besser ins Maul –gedrückt hat und ebenfalls verschwunden ist."

"Traurig", sage ich.

"Ja, ne?" sagt das Lama. "Irgendwie wird dem Haus und der Straße irgendwas fehlen, wenn das Café dicht hat."

Liest das Tier schon wieder meine Gedanken?

"Aber ich habe da eine Spitzenidee!"

Ich hasse es, wenn das Tier sowas sagt.

"Was würdest Du davon halten, mit mir zusammen ins Gastronomie-Gewerbe einzusteigen?"

"Ich?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Soll?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Mit?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Dir?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Ein?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Café?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Führen?" frage ich.

Das Lama nickt.

"Dazu habe ich doch überhaupt keine Zeit!" sage ich

"Warum?" murrt das Lama. "Du tust doch den ganzen Tag nichts. Wovon lebst Du eigentlich? Mit diesem BlogBlock verdienst Du schon mal kein Geld. Und ich glaube auch nicht, dass man Dich fürs Rumsitzen und Filmeschauen bezahlt."

"Weißt Du", sage ich, "wie Du Dich sicher erinnerst, bin ich eigentlich eines der mächtigsten magischen Tierwesen, das die Zaubererwelt je gesehen hat: ein metamorph-magischer Biber, der seine Farbe ändern kann. Außerdem kann ich ganz gut von den Tantiemen leben."

"Was denn für Tantiemen?" will das Tier wissen.

Also erkläre ich: "Weißt Du, mein Vater war Musiker. Und er hat da dieses Weihnachtslied geschrieben. Diesen Hit. Nur diesen einen. Ein echtes One-Hit-Wonder. Irgendwas über Santa und einen Superschlitten. Ich kann es nicht mehr hören, aber manchmal spielen sie es schon im September in den Kaufhäusern. Aber mir soll es recht sein. Jedes Mal, wenn sie es spielen, klingelt es bei mir in der Kasse. Selbst Schulklassen müssen dafür blechen, wenn sie es bei ihren Weihnachtsfeiern singen wollen. Vielleicht war es auch irgendwas mit Last Christmas. Letzte Weihnachten, weißt Du."

Das Lama schüttelt den Kopf.

"Du bist ein Spinner, Bromford Bibble. Du bist kein Biber. Und Du bist nicht Will Freeman und ich bin nicht Marcus. Und das hier ist nicht About A Boy!"

"Dann ist heute nicht Der Tag der toten Ente?" frage ich. "Schade! Aber das Geheimnis von Bromford wird in sechzehn Tagen enthüllt werden?"

"Auch das beginne ich allmählich zu bezweifeln", murrt das Tier, während mein Blick träumerisch in die Ferne schweift.

Monday, December 08, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 8


"Kling Sauer!"

"WAAAS?" fragt das Lama. "War das ein Befehl?"

"Vergiss es einfach. Sollte mehr eine Art Untertitel sein."

"Bromford, Bromford, Bromford." Das Lama schüttelt den Kopf. "Jetzt klaust Du nicht nur die literarische Kleinkunst von Marc-Uwe Kling sondern auch noch die Cartoons von Joscha Sauer?"

"Sieht ganz so aus", sage ich. "Aber ich klaue ja nicht. Ich bewundere und wertschätze ihre Werke nur in der Form, dass ich sie hier in einen blockblogistischen Kontext setze, sie quasi lama- und bromfordisiere. Und das ganz ohne Lamasphemie, soweit das möglich ist."

"Ich verstehe kein Wort, von dem, was Du da schwafelst, Du Zweibeiner!" motzt das Tier.

"Meinst Du, es reicht, wenn ich an dieser Stelle mal die Links zu den Webseiten der beiden poste?"

"Mir doch egal!"

http://www.marcuwekling.de/
http://www.nichtlustig.de

"Und das Geheimnis von Bromford ist schon wieder vergessen, oder was? Wird nur noch im Titel und im Schlusssatz jedes neuen BlogBlock-Posts erwähnt, führt aber ansonsten nirgendwo hin. Deine Geschichten enden mal wieder in einer Sackgasse, Zweibeiner. Egal, welche Ansätze Du anfangs verfolgt haben magst."

"Hallo, ich bin der Herr Bibblehoven und ich komme einmal ganz zufällig hier vorbei, um Ihnen das Geheimnis von Bromford, der freundlichen Stadt am Meer zu verraten. Es liegt nämlich in seiner gehirnverschonenden Verkömmlichkeit…"

"Meinst Du nicht, dass junge Leser mit solchen Scherzen wenig anfangen können? Sie kennen weder den Herrn Darboven aus der Original-Kaffeewerbung noch die Parodie, den Herrn Radiohoven aus der Radiocomedy aus den 80er/90er Jahren des letzten Jahrhunderts."

"Welche jungen Leser?" Ich muss lachen. "Hauptsache wir erinnern uns und können darüber lachen. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn immer alles erklärt werden muss. Nicht, dass noch einer was falsch versteht? Es lebe der Nonsense! Und nur weil man etwas nicht versteht oder komisch findet, heißt das noch nicht, dass man weniger intellektuell als andere ist. HURZ!"

Das Lama stöhnt auf.

"Außerdem…", trumpfe ich auf. "Wie war noch mal die durchschnittliche Lebenserwartung eines handelsüblichen Lamas? 20 bis 25 Jahre? Und wie willst Du Dich da an das Frühstyxradio erinnern können? Wann wurdest Du noch mal geboren? Wie alt bist Du eigentlich, Paarhufer?"

Die Augen des Lamas weiten sich schockiert.

"So etwas fragt man eine Dame doch nicht!" protestiert es und übersieht dabei völlig, dass ich einen Rechenfehler in meiner Kopfrechnung habe und es aus biologischer Sicht durchaus noch am Leben sein könnte, wenn es Mitte der 80er geboren wurde.

"Du bist also eine Dame?"

"Ach, geh weg und spiel mit was Giftigem!"

Das Geheimnis von Bromford wird in siebzehn Tagen enthüllt werden.

Sunday, December 07, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 7


"Du hast also eine ganze Nacht mit dem Pinguin verbracht?" fragt das Lama.

"Kein Kommentar."

"Aber Du weißt schon noch, dass Bane eigentlich nicht der Hauptbösewicht im dritten Nolan-Batman-Film ist, oder?"

"Kein Kommentar. Und wehe, Du wagst es, hier zu spoilern!"

"Und ich bin also schon seit einer Weile untergetaucht im Untergrund?"

"Kein Kommentar."

"Warum sollte ich untertauchen? Und wo soll das eigentlich sein, dieser Untergrund? Schon wieder unter irgendwelchen Löchern unter der Whitaker Lane 666? Außerdem weißt Du doch, dass ich im Grunde genommen so unpolitisch bin wie Peter Alexander."

"Wie wer?"

"Vergiss es einfach! Außerdem mag ich keine Schnapspralinen und ich bin nicht dem Marc-Uwe ihm sein kommunistisches Känguru oder sein gemäßigt-sozialdemokratischer Koalabär! Und niemand hier, absolut niemand mag Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Filme! Nicht mal Carlo Pedersoli und Mario Girotti."

"Jetzt sei doch nicht so ungemütlich, Paarhufer! Denk Dir einfach, es war zu der Zeit, als Du öfter mal mit Deinem Kumpel Stieven, dem Stinktier, rumgehangen und arglose Passanten belästigt hast."

"Wer soll das denn nun schon wieder sein, Stieven, das Stinktier? Meinst Du vielleicht Quiqueg, das Schabrackentapir aus Wanne-Eickel? Von dem gibt es nach wie vor keine Spur. Die schwarz-weiße Fellfarbe würde zwar passen, nur die Tierart nicht."

"Nein, nein. Ich meine schon Stieven, das Stinktier. Schau Dir einfach mal folgendes Beweisfoto an:"




* * * * * * *

Das Geheimnis von Bromford wird in achtzehn Tagen enthüllt werden.


Saturday, December 06, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 6


"Das war aber ein sehr langes Selbstgespräch", sage ich, nachdem der Pinguin endlich gegangen ist.

"Ja", sage ich.

"Die letzte halbe Stunde hat sich echt länger gezogen als die Abschiedsszenen am Ende des dritten Herr-der-Ringe-Films", sage ich.

"Im Extended Unedited Director's Cut", sage ich.

Ich lache.

"Unedited ist witzig", sage ich.

"Na ja", sage ich.

Dann seufze ich und mache Nirvana an. Ich backe Eierkuchen und werfe mich danach Kopf nach unten auf die Couch. Nach einiger Zeit schalte ich das neue sündhaft teure Heimkinosystem von Déjà-vu-Electronics an, welches ich mir gegen die Einsamkeit gekauft habe. Ich habe einen Digitalsender abonniert, der rund um die Uhr nur Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Filme zeigt. Gerade läuft Nobody ist der Größte.

"Ach", sage ich. "Filme, in denen nur Terence Hill mitspielt sollten verboten werden."

Ich schalte den Projektor wieder aus, lege mir den Eierkuchen aufs Gesicht und fange an, ihn einzusaugen.

Unsere Telefone klingeln. Freudlos schlucke ich die letzten Reste des Eierkuchens hinunter und schlurfe zum alten Wählscheibentelefon. Ich schlage mit meiner linken Hand auf den Sprechmuschelteil des Telefonhörers, woraufhin dieser von der Gabel in die Luft schnellt, und am höchsten Punkt fische ich mit meiner rechten Hand den Hörer wieder aus der Luft. Völlig verblüfft stehe ich da.

"Es hat geklappt!" rufe ich. "Es hat geklappt!"

"FÜR FRIEDEN UND SOZIALISMUS: SEI BEREIT!" sagt eine sehr tiefe, elektronisch verstellte Stimme und legt auf.

"Hm", brumme ich und kratze mich am Kopf-

Ich nehme das andere Telefon, das schnurlose, und rufe die angezeigte Nummer zurück.

Klick.

"ÄH… JA?" fragt die elektronisch verstellte Stimme.

"Bist Du das?" frage ich.

Eine lange Pause.

"NEIN."

"Paarhufer?"

"NEIN."

"Was soll das heißen: 'Sei bereit'?" frage ich. "Wofür denn?"

"UNSICHERE LEITUNG."

"Soll ich Schnapspralinen kaufen?"

"ICH LEGE JETZT AUF."

"Ist das ein JA?"

Eine lange Pause.

"JA."

Klick.

Das Geheimnis von Bromford wird in neunzehn Tagen enthüllt werden.

Friday, December 05, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 5


"In diesem Fall ziehen Sie eine Maske schnell zu sich heran und platzieren diese fest auf Mund und Nase. Danach helfen Sie Kindern und hilfsbedürftigen Personen."
Batman zu Robin

* * *

* Ui! Ein falsch zugeordnetes Zitat. Mal wieder ein Kling-Plagiat?

- Geh weg, Lama. Und bleib am besten eine Weile verschwunden.

* Warum das denn?

- Passt besser in meine Geschichte.

* Welche Geschichte? Ich vermisse mal wieder den roten Faden. Das Garn, das Du spinnst ist mal wieder zu sprunghaft, um uns Leser wahrhaftig zu fesseln.

- Es ist zu dünn, um zu fesseln. Das wäre das bessere Bild. Was soll denn sprunghaftes Garn sein?

* Dann ist es eben zu dünn. Mann, bist Du heute aber dünnhäutig.

- Klappe, Tier! Ich fand die Geschichte bis hier eigentlich relativ linear und homogen.

* Homo...was?

- Außerdem sagst Du das nur, weil Du mein Drehbuch gelesen hast. Und dieser Teil hier eigentlich an einer ganz anderen Stelle in der Geschichte kommen sollte.Und sowieso und überhaupt.

* Ey, ey, mon capitaine!

- Was jetzt auch irgendwie nicht mehr passt...

* * *

Ding Dong. Es klingelt. Ich laufe schnell zur Tür, öffne – und stehe einem Pinguin gegenüber.

"Oh!" sage ich. "Sie… äh… der Pinguin… äh… aus dem Verlies im Keller… äh… ich meine… unter den Löchern."

Der flugunfähige Vogel hält mir einen Zettel unter die Nase, auf dem in peinlich gequetschten Buchstaben geschrieben steht:

"Von welchem Verlies reden Sie? Ich bin seit zwei Jahren Besitzer und Bewohner von Apartment 24 ein Stockwerk unter Ihnen und damit Ihr Nachbar. Erinnern Sie sich nicht an die Anzeige, die ich gegen Sie und ihren Mitbewohner erstattet habe, weil das Lama immer von Ihrer Dachterrasse auf meinen Balkon gespuckt hat?"

"Oh!" sage ich wieder. "Ja… das Lama. Ist gerade nicht da. Ist schon seit einer Weile im Untergrund… untergetaucht… sozusagen."

* * *

* Bin ich nicht! Bin ich nicht! Bin ich nicht!

- Bist Du doch! Bist Du doch!

* * *

"Oh!" sage ich zum dritten Mal, "… äh, ich meine… hallo, Herr Nachbar. Was kann ich für Sie tun?"

Der Pinguin deutet mit seiner Flosse auf das Paket, das neben der Penthaus-Tür liegt.

"Wollen Sie Ihr Paket abholen?" frage ich.

Der Pinguin blickt mir in die Augen und blinzelt.

"Jemand hat mir mal gesagt, ich stelle gerne unnötige Fragen", sage ich freundlich lächelnd.

Der Pinguin deutet noch einmal mit Nachdruck auf das Paket.

Ich reiche es ihm. Es ist von Teewurstversand24.de.

"Äh… möchten Sie vielleicht mal reinkommen?" frage ich. "Ich weiß, wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, aber wir sind doch alle Menschen… oder nun ja, jedenfalls dachte ich, wenn Sie mal jemanden zum Quatschen brauchen…"

Wortlos watschelt der Pinguin an mir vorbei in mein Penthouse. Als ich das Wohnzimmer betrete, hat er sich schon irgendwie auf meinen Drehsessel gehievt und lässt seinen Blick umherschweifen. Ich setze mich auf das Sofa. Der Pinguin blickt mich schweigend an.

"Tja, nun", sage ich freundlich. "Da simmer."

Der Pinguin sagt nichts.

"Kann ich Ihnen etwas anbieten?" frage ich. "Haben Sie Hunger?"

Der Pinguin schüttelt den Kopf.

"Vielleicht ein Eis?" frage ich.

Er schüttelt den Kopf.

Wir schweigen eine kleine Weile.

"Also, ich meine natürlich ein Speiseeis", sage ich. "Also, ganz normal", ich räuspere mich, "also nicht, dass Sie jetzt denken, ich habe Ihnen nur Eis angeboten, weil Sie ein Pinguin sind."

Der Pinguin blinzelt.

"Also. Ich meine… meinte… keine Eisscholle oder so. Speiseeis meinte ich. Ganz normal. Cookies & Cream."

Der Pinguin schüttelt den Kopf.

"Laktoseintoleranz?" frage ich.

Er nickt.

"Das ist genetisch bedingt, hab ich mal gelesen", sage ich. "Am besten vertragen es die Nordeuropäer, und Sie sind ja nun so gar nicht von da… also nicht, dass ich irgendwie Ihre Herkunft… hui… jetzt begeben ich mich auf ganz dünnes Eis… für Sie wäre das ja kein Problem… Sie können ja bestimmt gut schwimmen… aber nicht fliegen… das ist doch komisch… Sie sind ein Vogel, können aber nicht… Das muss doch komisch… ich sollte aufhören, jeden Gedanken auszusprechen…"

Der Pinguin blinzelt.

Wir schweigen eine lange Weile.

"Fischstäbchen?" frage ich.

Er schüttelt den Kopf.

"Das habe ich auch nicht vorgeschlagen, weil Sie… Ich meine, ist ja eh kein Fisch drin. Ist alles Hähnchen."

Schweigen.

"Mir fällt auf, dass ich auch eh keine Fischstäbchen dagehabt hätte", sage ich gezwungen lächelnd, "weil, ich ess' ja kein' Fisch… also nicht, dass ich finde, dass Leute, die Fisch essen, also, dass das schlimm ist, oder so… ich mein, höchstens wegen der Umwelt, also, die Fischindustrie ist ja fast noch schlimmer als die Fleisch… also… haben Sie dieses Buch gelesen? Tiere essen?"

Der Pinguin schüttelt den Kopf.

Eine streunende weiße Perserkatze hüpft durch die geöffnete Tür zur Dachterrasse und läuft einmal quer durchs Zimmer. Schweigend blicken wir ihr hinterher.

"Haben Sie schon den Film mit dem niedlichen gemäßigt-sozialdemokratischen Koalabär gesehen?" frage ich.

Der Pinguin schüttelt den Kopf.

"Irgendwie mag ich Filme mit witzigen Tieren", sage ich. "Ich mochte auch den Film mit den tanzenden Ping… äh…, aber das ist vielleicht Geschmacksache."

Und während ich noch über den gemäßigt-sozialdemokratischen Koalabären nachdenke und die Art und Weise wie er in dem Buch von Marc-Uwe die Verfilmung und damit die Figur des kommunistischen Kängurus "entschärfen" oder auch kommerzialisieren sollte, fällt mir an dieser Stelle wieder ein, warum ich den Pinguin, diesen fischigen Vogel, nicht wie ursprünglich geplant durch einen Eisbären ersetzen konnte.

Schweigen.

* * *

* Warum konntest Du den Pinguin nicht durch einen Eisbären ersetzen, Bromford?

- Lama!

* Du weißt, doch, Du musst mir immer alles genau erklären, Bromford. Nicht, dass am Ende noch einer was falsch versteht, Bromford.

 - Weil mit einem Eisbären alle Anspielungen und Filmzitate in diesem BlockBlog-PostPost keinen Sinn machen würden, Lama! Deshalb konnte ich den Pinguin nicht durch einen Eisbären ersetzen, Lama!

* Ey, ey, mon capitaine!

* * *

"Fanden Sie den letzten Batman-Film auch so enttäuschend?" frage ich. "Haben Sie den schon gesehen?"

Der Pinguin schüttelt den Kopf. Er schwingt herum und dreht mir die Rückenlehne des Sessels zu.

"Ich finde, Christopher Nolan, der Regisseur, hat einfach einen ganz entscheidenden dramaturgischen Fehler gemacht", sage ich. "Man muss doch den stärksten Bösewicht für den dritten Teil aufheben!"

Der Pinguin dreht den Sessel zurück. Auf seinem Schoß sitzt die weiße Perserkatze. Er streicht mit seiner rechten Flosse über ihren Rücken.

"Wenn man schon im zweiten Teil den Joker bringt, hat man für den dritten eben nur noch Bane. Irgendbane. Verstehen Sie, was ich meine?"

Der Pinguin schüttelt den Kopf.

"Dabei hätte es im Batman-Kosmos schon noch bessere Antagonisten gegeben", sage ich. "Zum Beispiel den… äh… den…"

Der Pinguin blinzelt.

"… den Riddler", sage ich.

Die Katze hüpft vom Schoß des Pinguins.

"Sie mögen bestimmt auch lieber die alten Batman-Filme mit… äh… Danny de Vito?"

Der Pinguin schweigt.

"Kucken Sie gerne Filme?" frage ich.

Der Pinguin schüttelt den Kopf.

"Verstehe", sage ich nickend. "Dann haben wir wohl ein bisschen aneinander vorbeigeredet. Also, ich habe an Ihnen vorbeigeredet… Sie haben ja nicht so viel…"

Der Pinguin schweigt.

"Man weiß immer, dass man jemand ganz Besonderen gefunden hat", sage ich, "wenn man einfach mal für 'nen Augenblick die Schnauze halten und zusammen schweigen kann."

Der Pinguin blickt irritiert.

"Das… das war ein Zitat", sage ich. "Aus Pulp Fiction…, auch ein… ein Film…"

Ich blicke über die Dachterrasse hinauf in den grauen, wolkenverhangenen Himmel. Ein kleines Motorflugzeug dreht dort oben seine Kreise. Es zieht ein langes Spruchband mit riesigen Druckbuchstaben hinter sich her:

DAS GEHEIMNIS VON BROMFORD WIRD IN ZWANZIG TAGEN ENTHÜLLT WERDEN.

Thursday, December 04, 2014

Das Geheimnis von Bromford - Teil 4


Wer hätte gedacht, dass der Keller im Haus der Whitaker Lane 666 aus lauter Löchern besteht?

"Löcher, was denn für Löcher?" fragt das Lama.

"Ach", sage ich, "ich habe nur laut nachgedacht. Und das wäre der Ansatz für eine längere und irgendwie völlig andere Geschichte gewesen, die ich für den BlogBlock und die Adventszeit geplant hatte, aber irgendwie entwickelt sich das hier gerade in eine ganz andere Richtung. Irgendwie."

"Aha", sagt das Lama und verzieht säuerlich das Maul.

"Wo waren wir?" frage ich.

"Du, mit einem Korb voller Schmutzwäsche, auf dem Weg in die Waschküche im Keller", fasst das Lama zusammen. "Und der Pennertyp aus Apartment 6 meinte, es brennt Licht in unserem Kellerabteil."

"Sir Nicolas de Noelle ist kein Pennertyp!" protestiere ich.

"Er rasiert und wäscht sich nie", beharrt das Lama, "und trägt immer den gleichen, roten Bademantel. Wenn Du mich fragst, hat er etwas von einem Penner an sich. Obwohl er neulich an der Fleischtheke des Markendiscounters stand und der kleine Junge meinte, er solle nicht so viel einkaufen, sonst würde er zu dick und nicht mehr durch den Schornstein passen."

Ich ignoriere das Tier.

"Nachdem ich also den vollen Wäschekorb in der Waschküche abgestellt hatte, machte ich mich vorsichtig auf den Weg ganz ans Ende des Kellergangs zu unserem mit Holzgittern abgetrennten Kellerabteil.

Du erinnerst Dich? Da hattest Du Dich mal wochenlang versteckt, um mir vorzugaukeln, Du wärst auf Weltreise."

Das Lama brummt.

"Mit Fotoleinwänden von allen möglichen Sehenswürdigkeiten. Und dann hast Du Selfies von Dir geknipst und mir all diese Fotopostkarten geschickt."

"Du musst nun aber auch nicht drauf rumreiten!" verlangt das Tier.

Also fahre ich fort: "Und da brannte tatsächlich Licht. Es war eine einzelne, flackernde Kerze an einem Adventskranz genau im Zentrum des Kellerabteils."

"Ein unbeaufsichtigtes, offenes Feuer?" Das Lama klingt alarmiert. Fast so schrill wie eine Feuersirene.

"Das tut hier nichts zur Sache!" sage ich schnell. "Wenn es Dich beruhigt, dann war es eben eine elektrische Kerze oder noch besser eine LED-Leuchte. Jedenfalls wollte ich den Adventskranz aufheben und vielleicht als Deko mit ins Penthouse bringen, und da trat ich in eines der Löcher, aus dem das ganze Hochhaus in der Whitaker Lane 666 zu bestehen scheint."

Das Lama hält die Luft an und heuchelt gespanntes Interesse.

"Ich fiel einige Minuten lang und landete schließlich in einem riesigen, weiß-gefliesten Verlies. An der Decke hingen lange Neonröhren, die jede kleinste Ecke mit ihrem grellen Licht ausleuchteten. An einer Wand hing ein riesiger Bildschirm, auf dem nun ich zu sehen war, wie ich mich mühsam wieder auf die Beine rappelte. Ich rieb mir meinen schmerzenden Hintern und suchte die weiße Decke nach dem Loch ab, durch das ich gefallen war, aber es war verschwunden."

"Tam, Tam, Taaa!" macht das Lama einen Tusch nach. "Löcher, die verschwinden? Bei Dir piept 's wohl!?"

"Wie gesagt", sage ich, "diese Löcher sollten das ganze Haus durchziehen und an alle möglichen Orte in Raum und Zeit führen, aber das war ein alter Ansatz für diese Adventsgeschichte und das entwickelt sich hier gerade in eine ganz andere Richtung. Irgendwie."

"Bah!" pampt das Tier. "Humbug!"

"Jedenfalls", fahre ich fort, "stand vor der Wand mit dem Bildschirm ein großer, weißer Schreibtisch. Und vor dem Schreibtisch stand, mit der Kehrseite der hohen Rückenlehne zu mir, ein großer, weißer Drehsessel aus Leder auf seinem fünfstrahligen, silbernen Fuß."

"Und in dem Ledersessel", unterbricht mich das Lama, "saß der Pinguin mit einer weißen Perserkatze auf dem Schoss."

"Du bist so ein Spielverderber!" maule ich. "Spoilsport – wie der Klingone sagen würde!"

"Mach einfach weiter!" grinst das Tier.

"Der Bildschirm wurde nun ebenfalls weiß, als eine schwarze Flosse ein großes Bedienfeld mit vielen Knöpfen auf dem Schreibtisch betätigte. Der Pinguin – Ja, es ist der Pinguin, der da im Ledersessel sitzt und sich samt Sessel nun langsam und dramatisch in meine Richtung dreht. – gab mir mit Flossenzeichen zu verstehen, dass ich näherkommen und mir eine große, weiße Karte vom Schreibtisch nehmen sollte."

"Was denn für eine Karte?" will das Lama wissen. "Eine Schatzkarte?"

"Nein, nicht sowas", sage ich. "Eine Karte mit einer Botschaft drauf war das."

"Was denn für eine Botschaft?" fragt das Lama. "Und warum sagt der Pinguin denn nichts? Wenn er Dich schon in sein Verlies lockt, warum kommuniziert er denn nicht direkt mit Dir? Ich meine, wenn er schon eine Botschaft an Dich hat, warum sagt er sie Dir dann nicht sondern schreibt sie auf eine Karte?"

"Weil", stammele ich, "es besser in die Geschichte passt, wenn der fischige Vogel vorerst nicht spricht, darum!"

"Ist mehr so James-Bond-Bösewicht-Style, wah?" fragt das Lama.

"Lama!" entfährt es mir.

"Schon gut, schon gut", sagt das Tier. "Erzähl einfach weiter."

"Ich nahm also, während ich mich noch vom überraschenden Anblick des Pinguins, eines großen Kaiser-Pinguins übrigens, erholte, vorsichtig die Karte vom Schreibtisch und las in einer schwarzen, verschnörkelten Handschrift:

Von den höchsten Höhen
bis in die tiefsten Tiefen.
Vom frostigen Dach der Welt
bis in die brodelnden Gluten des Erdmittelpunkts.
Steige ich hinab ab auf der Suche nach Bromford,
der freundlichen Stadt am Meer.

Während ich noch verwundert die Stirn runzelte, lenkte wildes Flossengetippe meinen Blick auf den großen Bildschirm an der Wand, auf dem jetzt Buchstaben und Wörter zu lesen waren.

'Karte umdrehen', hatte der Pinguin geschrieben und, 'diese Botschaft gehörte zu einem alten Ansatz für diese Adventsgeschichte. Irgendwas mit einer epischen Suche und den vier Elementen und den vier Himmelsrichtungen und den vier Adventssonntagen, aber das entwickelt sich hier ja gerade in eine ganz andere Richtung. Irgendwie.'"

Das Lama stöhnt gequält auf.

"Und?" fragt es augendrehend. "Was stand auf der Rückseite der Karte."

"Da stand", sage ich und versuche nicht länger, spannende oder geheimnisvolle Pausen in meine Erzählung einzubauen,

"Das Geheimnis von Bromford wird enthüllt werden."

"Ui! Ui! Ui!" sagt das Lama. "Und was ist das Geheimnis von Bromford?"

"Ich habe nicht den blassesten Schimmer", sage ich.

"Und wie bist Du wieder aus dem Verlies herausgekommen?" fragt das Tier.

"Ich habe nicht den blassesten Schimmer", sage ich.

"Handlungsloch!" beschwert sich das Tier.

"Manneh!" fluche ich. "Muss man Dir denn immer alles erklären? Dann war es eben so:

Kaum hatte ich die Nachricht auf der Rückseite der Karte gelesen, sprang mir ein weißes Fellknäuel gegen die Brust und brachte mich zu Fall. Ich landete unsanft auf meinem Kopf und als ich wieder zu mir kam, lag ich ausgestreckt neben unserer Schmutzwäsche in der Waschküche.

Ich rannte sofort in unser Kellerabteil, aber der Adventskranz mit der feuersicheren LED-Kerze in matt-bernsteinfarben war verschwunden. Und von Löchern, einem Verlies oder einem Pinguin konnte ich keine Spur entdecken."

"So, so", sagt das Lama. "Es geht also um das Geheimnis von Bromford. Das Geheimnis von Bromford? Hast Du Dich niemals gefragt, warum sich in dieser Stadt ständig Realität und Illusion überlappen, Traum und Wirklichkeit verschwimmen und Lamas sprechen können?"

"Bald ist Heiligabend, da können doch angeblich alle Tiere sprechen", sage ich.

"Von mir aus", sagt das Tier. "Aber wo genau liegt eigentlich Bromford?"

"Am Meer. An einer Flussmündung. Am Hafen hinter und unter der Bromford Bridge", sage ich.

"Ja, schon klar, aber in welchem Land? Auf welchem Kontinent? Europa? Du schreibst meistens Deutsch…"

"… oder Klingonisch …"

"Nein", sagt das Lama, "selten bis nie Klingonisch. Du schreibst meistens Deutsch. Bedeutet das, dass Bromford in Deutschland liegt?"

"Bromford ist nicht von dieser Welt", sage ich.

"Auf einem anderen Planeten?" fragt das Tier. "Was wird das hier? Fantasy-Scheiß? Oder doch Science-Fiction-Scheiß?"

"Ich weiß es nicht, Lama. Ich weiß es einfach nicht."

"Ist das das Geheimnis von Bromford?"

"Das Geheimnis von Bromford wird in einundzwanzig Tagen enthüllt werden."

Und je lauter ich die Musik aufdrehe, desto leiser wird sie.