erst
noch eine werden will.
"Schon
wieder ein Blogeintrag?" mault das Lama von der anderen Seite des
Küchentischs. "Die Abstände werden kürzer. Die Einschläge kommen
näher!"
Ich
tippe ungerührt weiter und frage: "Wieso schon wieder? Die
Spurenbeseitigung ist schon fast wieder eine ganze Woche her!"
Das
Lama setzt sich aufrecht in den Küchenstuhl und ahmt meine Tippbewegungen nach.
"Das
macht acht Posts im Mai. Ich versuche ja nur, in der Reihe zu bleiben und die
Gesamtzahl der Posts aus dem Vorjahr zu übertreffen", verkündet es
hochnäsig.
"Du?"
Ich hebe die Augenbraue. "An diesem Punkt waren wir schon einmal und wir
waren uns einig, dass ein schwielensohliger Paarhufer wie Du keine PC-Tastatur
betätigen kann. Es sei denn, Du engagierst wieder eine auszubeutende
Assistentin oder vom Pech verfolgte Praktikantin, die dann noch dazu Deinen
Mitbewohner fesselt und foltert."
Das
Lama ist aufgestanden und hat den Stuhl auf den Küchentisch gestellt.
"Ich
bevorzuge den Begriff Trainee. Praktikanten sind so was von 2011. Trainees sind
up to date!"
Das
Tier stellt einen zweiten Stuhl auf den Tisch neben den ersten, dann einen
dritten oben auf die beiden anderen.
"Könntest
Du kurz aufstehen?" raunt es mir zu. "Ich brauche den Stuhl, auf dem
Du sitzt!"
Ich
betrachte die kleine Stuhlpyramide vor mir misstrauisch. "Und
wozu brauchst Du den Stuhl, wenn ich fragen darf?"
"Wozu
brauchst Du ihn denn, Du Mensch?" kontert das Lama und verschwindet halb
im Kühlschrank.
"Die
Gespräche mit Dir werden von Tag zu Tag sinnloser." Ich schalte den
Rechner aus.
"Könnte
man auch von Deinen Blogeinträgen behaupten!"
Das
Lama hat den Salatkopf im Gemüsefach entdeckt und bereits lautstark zu kauen
begonnen.
"Hast
Du denn gar nichts Interessantes, über das Du schreiben könntest?"
schmatzt es undeutlich in meine Richtung. "Etwas, das die geballte
Medienöffentlichkeit da draußen im Netz ausnahmsweise mal interessieren könnte?
Kein interessantes Buch gelesen kürzlich? Keinen spannenden Film gesehen? Wie
sieht es aus mit den Frauen in Deinem Leben, Bromford Bibble?"
Wenn
dies handschriftliche Notizen wären, denke ich zerstreut, könnte ich spätestens
jetzt meine eigene Klaue nicht mehr entziffern. Und wenn ich jetzt den Mund
voll Wasser gehabt hätte, hätte ich es einmal quer durch die Küche gesprotzt.
"Mein
kulturelles und privates Leben", seufze ich, "hat etwas gelitten,
seit ich meine Zeit mit einem lockigen Flokati auf vier Beinen verbringe."
Das
Lama zuckt mit den Schultern. "Auch gut! Wie Du meinst!"
Es
steht jetzt in der Küchentür und grinst mich mit großen, gelben Zähnen an.
"Bock
irgendwas vom Dach zu werfen, Alter?" fragt es. "Notizzettel mit kryptischen
Botschaften, vielleicht? Halbe Busse? Oder wie wäre es mit Goldfischen?"
Müde
schaue ich auf die Uhr und denke:
UND
ES IST ERST DIENSTAG!
Finger.. äh.. Pfoten.. äh.. Hufe weg von den Goldfischen!
ReplyDelete