Monday, June 11, 2012

KRRRIIIIIEEEEEEEIIIIIIISCHHH!!!


Ein fürchterliches Geräusch hallt durch das Penthouse. Es klingt, als hätte jemand einer Katze auf den Schwanz getreten.

"Katzen sind in der 221B Whitaker Lane nicht erlaubt, sagt unsere Vermieterin Mrs. Hudson!"

"Wir haben keine Vermieterin!" rufe ich dem Lama zu. "Alle Wohnungen und Apartments im Haus in der Whitaker Lane 666 sind Eigentumswohnungen, die auch von ihren Besitzern bewohnt werden."

Alle, bis auf das Penthouse, das außer von seinem Eigentümer noch von einem psychotischen Paarhufer besetzt wird, füge ich in Gedanken hinzu.

"Auf der letzten Eigentümerversammlung haben mir die anderen Bewohner erlaubt, mein Apartment 24 im fünfzehnten Stock an die reizende Mrs. Hudson zu vermieten und sie von nun an als meine Vermieterin bezeichnen zu dürfen."

SCHRRRRRRRRRRRAMMMMMMMMMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIJAAUUUUUUUUUUUULLLL!!!

Mein Kopf, mein armer, armer Kopf. Aber das Lama hat Recht. Die fürchterlichen Geräusche stammen nicht von einer gequälten Katzenkreatur.

Das Lama hat den Verstand verloren. Anders kann ich mir seine Verrücktheiten und irrsinnigen und vor allem nächtlichen Aktionen der letzten Zeit nicht mehr erklären. Nicht nur, dass es begonnen hat, nervenzerfetzend laut, schräg und falsch Geige zu spielen – Oh, nein! Außerdem hat es begonnen, mitten in der Nacht Versuche mit Schusswaffen und den Schäden, die sie auf Wohnzimmerwände ausüben können, anzustellen. Im Kühlschrank bewahrt es neuerdings fiese, blutige Präparate zweifelhafter Herkunft in Einmachgläsern auf. Von allen möglichen Hieb- und Stichwaffen, die es im Penthouse aufbewahrt und mit Vorliebe an Schweinehälften, die von der Decke im Wohnzimmer baumeln, ausprobiert, ganz zu schweigen.

"Wir sollten ein Schild an der Eingangstür anbringen lassen, mein lieber Bibble!"

Egal, wie sehr das Tier auch auf den Saiten der Geige herumstreicht, der Lärm will einfach keine Melodie werden.

"Was denn für ein Schild?" frage ich vorsichtig.

"Ein goldenes, würde ich sagen. Eines, das unsere Dienstleistungen anpreist. KUSSKUSS und PARTNER. Etwas in die Richtung, Sie wissen schon."

Warum siezt mich das Tier denn nun plötzlich wieder? Soll ich noch weiter nachfragen? Irgendwie hat es mir besser gefallen, als es mich noch 'Alter' genannt hat.

"Deerstalker! Ich brauche einen Deerstalker!"

"Was brauchen Sie?" Verdammt, jetzt habe ich mich von der Siezerei auch noch anstecken lassen. "Was ist denn ein Deerstalker? Übersetzung bitte!"

"Translation, translation, translation. Und ich habe keine Ahnung, was das ist."

"Klingt nach einem Jagdgerät, das man bei der Pirsch auf Hirsche braucht."

"Elementar, mein lieber Bibble. Aber nun auf, auf!"

Das Lama hat Geige und Bogen im Ohrensessel neben dem Kamin abgelegt und den Notenständer zur Seite geschoben.

"Mrs. Hudson wird uns gleich mit einem Nachtmahl überraschen."

Wie auf 's Stichwort schiebt sich eine ältere Dame mit Hochsteckfrisur und Küchenschürze und einem Tablett mit Teegeschirr für zwei durch die Vorhänge vor der Schiebetür zur Dachterrasse.

"Denken Sie immer daran, Mr. Kusskuss!" sagt sie tadelnd. "Ich bin Ihre Vermieterin, nicht Ihre Haushälterin. Und wie es hier wieder aussieht!"

Sie weicht einer Schweinehälfte aus, während sie eine Teetasse in meine Richtung stellt. Dann gibt sie dem Lama eine in die Hufe und schenkt uns beiden Tee aus einer bauchigen, geblümten Kanne ein.

"Nein, Mrs. Hudson!" Das Lama schlürft das hellbraune Getränk mit spitzen Lippen. "Sie sind und waren meine Kinderfrau, meine Nanny. Meine und die meines Bruders Mycroft!"

Den Verstand verloren, denke ich. Eindeutig den Verstand verloren.

"Wenn Sie doch nur dafür sorgen könnten, dass er damit aufhört, diese fürchterlich, stinkenden Tabakspfeifen zu rauchen, Herr Doktor Bibble", raunt mir die Frau zu, die nun direkt neben mir steht.

"Lama!" schreie ich auf. "Was ist hier los? Was soll das hier alles?"

"Immer mit der Ruhe, mein lieber Bibble. Schreiben Sie nur weiter an Ihrem Blog. Wie sonst sollen wir an neue Aufträge kommen? Und denken Sie immer daran:

Wenn man alles Unwahrscheinliche ausschließt, muss das, was übrig bleibt, und sei es noch so unwahrscheinlich, die Wahrheit sein."

"Ich glaube, das ist alles Teil seines Weltrettungsplans!" Mrs. Hudson zuckt mit den Schultern, sammelt das Teegeschirr ein und ist im nächsten Augenblick wieder durch die Terrassentür verschwunden.

2 comments:

  1. Dr. Bibble? Was sagt denn Ihre Therapeutin dazu?

    :-)

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  2. Sie sagt, ich soll es loswerden.
    Und ich sage:
    Ach, bloß eins noch, ja? Eine Bitte hätte ich noch. Mir zuliebe, ein Wunder. Seien Sie bitte nicht tot. Würden Sie das für mich tun? Hören Sie einfach damit auf.

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