Monday, September 24, 2012

Monday Muddy Monday...

 "Du hast es tatsächlich getan!" murrt das Lama und verdreht die Augen.

"Was soll ich getan haben?" frage ich arglos.

"Du hast dem heutigen BlockBlog diesen selten dämlichen Titel gegeben!"

Ich zucke mit den Schultern und esse, was es zu essen gibt.

"Was soll eigentlich so matschig sein an diesem Montag?" will das Lama wissen. "Und ja, soviel Englisch verstehe ich dann doch. Schließlich komme ich ursprünglich aus Südamerika oder so. Olé!"

Ich überlege kurz und sage dann: "Wenn hier etwas matschig ist, dann bin ich das. Jedenfalls fühlt es sich so an. In meinem Kopf und an meinem ganzen Körper. Irgendwie."

Das Lama stupst mich mit den Fußsohlen an, erst an der Schulter, dann irgendwo in der Gegend des Schlüsselbeins und schließlich direkt in den Bauch.

"Hmm…", überlegt es. "Kann noch keine matschigen Druckstellen entdecken. Noch scheinst Du nicht vor Dich hin zu faulen, Alter! Oder darf ich Dich ab jetzt Fünf-Finger-Faultier nennen?"

Ich seufze und esse weiter.

"Ich hätte den heutigen Blogeintrag auch Fast so politisch wie Peter Alexander nennen können", überlege ich laut und etwas gehässig.

"Warum das denn? Und was soll das bedeuten?" fragt das Lama.

"Keine Ahnung", entrüste ich mich. "Das könnte ich genauso gut Dich fragen! Du hast das doch gestern als Kommentar gepostet!"

"Ach, so", meint das Tier. "Das meinst Du! Aber da darfst Du mich echt nicht fragen. Den Kommentar hatte ich auch nur aus Deinem Kopf, so wie alles andere auch. Du erinnerst Dich an die Theorie und das Konzept eines BlockBlogs als großen, langen Monolog, als einziges, irrwitziges Selbstgespräch?"

Das sind Dinge, von denen ich gar nichts wissen will, denke ich und frage mich weiter, was ich hier eigentlich esse. Sicher jede Menge Eiweiß, denn das am Abend genossen soll einem bei der Fettverbrennung im Schlaf behilflich sein können, habe ich irgendwo gelesen. Informationen, die die Welt nicht braucht. Und die Frage, warum ich mir solche Dinge merke und andere, vielleicht wichtigere, nicht.

"Also, Alter?" fragt das Lama. "Was oder wie ist man, wenn man fast so politisch wie Peter Alexander ist?"

Ich seufze und hole zu einer längeren Erklärung aus.

"Zunächst einmal ist man schon etwas älter, wenn man sich an Peter Alexander erinnern kann, denke ich."

Natürlich unterbricht mich das Tier: "Wer ist Peter Alexander?"

"Zunächst einmal ist er schon seit mehr als einem Jahr tot. Aber davor hatte er sich schon eineinhalb Jahrzehnte aus dem Showgeschäft zurückgezogen."

"Showgeschäft?" Ist das Lama wirklich so interessiert, wie es tut? "War er denn kein Politiker? Ich meine, wenn man fast so politisch wie Peter Alexander ist, wie politisch ist man dann?"

"Die Politik ist zwar auch ein Showgeschäft – manchmal jedenfalls. Aber Peter Alexander war ein österreichischer Sänger, Schauspieler und Showmaster. Man könnte ihn auch einen Entertainer nennen. Bekannt wurde er durch idyllische Musik- und Heimatfilme und gemütliche Samstagsabendshows mit Musik und Tanz und Witz und Charme und jeder Menge Schmäh in den 60er und 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts!"

"Alter!" würgt das Lama. "Das klingt ja fürchterlich! Wenn ich Finger hätte, würde ich sie mir jetzt in den Hals stecken!"

"Während um ihn herum die Welt im Wandel war, die Jugend politisch engagiert und bewegt und demonstrativ auf die Straße ging, propagierte Peter Alexander in Liedern wie

Die kleine Kneipe in unserer Straße

den Status Quo, die Spießigkeit, die herrschenden Verhältnisse und sang damit das Hohelied auf das Kleinbürgertum und die Standardfamilie, in der der Papa die Knete verdiente und die Mama sich um Heim und Kinder zu kümmern hatte. Besonders in Erinnerung ist mir diese Textzeile aus dem Lied

Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere

Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere,
Nur weil die Bäume hoch sind und diese Tiere groß sind,
Die süßesten Früchte schmecken Dir und mir genauso,
Doch weil wir beide klein sind, erreichen wir sie nie.

Heißt das nicht mit anderen Worten:
Finde Dich mit den herrschenden Verhältnissen ab? Versuch ja nicht, irgendwas zu ändern? Wenn Du aus kleinen Verhältnissen kommst, dann bleib wo Du bist und finde Dich damit ab? Hat ja eh alles keinen Sinn? Geld allein macht auch nicht glücklich? Lass den großen Tieren ihren Reichtum, ihre süßesten Früchte? Und begnüge Dich mit dem, was Du hast, zum Beispiel mit der kleinen Kneipe in unserer Straße?"

"Ui, ui, ui, Alter!" meckert das Lama. "Willst Du mich jetzt davon überzeugen, wie politisch Du bist, indem Du hier klammheimlich zum Klassenkampf aufrufst?"

Ich glaube, ich habe aufgehört zu essen.

"Eigentlich will ich niemanden von gar nichts überzeugen. Und so genau bekomme ich den Zusammenhang, in den Fast so politisch wie Peter Alexander gehört, auch nicht mehr zusammen. Könnte der Titel von einem Zeitungsartikel gewesen sein, den wir damals vor zwanzig oder sogar fünfundzwanzig Jahren im Deutschleistungskurs am Gymnasium behandelt haben. Ich weiß nicht mal mehr, zu welchem Thema. Könnte Die politische Rede in der Literatur oder auch Trivialliteratur gewesen sein. Und irgendwie spielte Peter Alexander zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr die große Rolle in der bundesdeutschen Medienlandschaft."

Das Lama verdreht erneut die Augen.

"Also bedeutet, fast so politisch wie Peter Alexander in Deinem Fall, dass man alt ist oder wird und außerdem mit seiner Bildung prahlt, aus der man eigentlich nicht besonders viel gemacht hat? Bedeutet die Erinnerung an den großen, alten Herrn der Samstagabendunterhaltung und der seichten Filmchen in Deinem Fall eventuell eine beginnende Midlife-Crisis?"

"Vielleicht", sage ich und schließe die Augen. "Vielleicht aber auch nicht. Und eigentlich… Mir doch egal."









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