Sunday, September 02, 2012

Haustiere verboten!

Es klingelt.

An der Tür zu meinem Penthouse steht ein Mann mit einem riesigen, schwarzen Schnauzbart, der aussieht wie eine Verkleidung.

"Mr. Bibble?"

Ich antworte nicht.

"Mr. Bromford Bibble?"

"Wer will das wissen?" frage ich.

"Mein Name ist Frank, Frank Chambers", sagt der Mann. "Und der Fahrstuhl ist defekt."

"Gut zu wissen", sage ich, "aber ich habe die Wohnung schon seit Monaten nicht mehr verlassen."

War das zu viel Information? Hätte ich das diesem fremden Menschen nicht sagen dürfen, es lieber für mich behalten sollen?

"Haben Sie Haustiere, Mr. Bibble?"

"Wie bitte?"

Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet.

"Sie wissen doch hoffentlich noch, dass Haustiere in diesem Haus verboten sind?"

Was will er? Was weiß er?

"Und es geht das Gerücht, Sie hätten eins in diesem Penthouse."

"Wer sagt das?" frage ich nach.

"So dieser und jener. Haben Sie in letzter Zeit mal von dem Mieter aus dem Apartment unter Ihnen gehört? Sie wissen schon, so ein langhaariger Typ mit Vollbart, dem das braune Brusthaartoupet oben aus dem Hemd heraussprießt?"

"Nein", sage ich und meine Gedanken schweifen über lockige Haare im Ausguss der Dusche zu etwas völlig Anderem.

"Mieter?" frage ich. "Aber es gibt doch gar keine Mieter in diesem Haus. Alle Apartments im Haus in der Whitaker Lane 666 sind Eigentumswohnungen und von ihren Eigentümern bewohnt. Das steht auf jeden Fall in der Hausordnung!"

"Das glauben auch nur Sie!"

Frank Chambers, wenn das überhaupt sein richtiger Name ist, tritt einen Schritt auf mich zu und bohrt mir einen Zeigefinger in die Brust.

"Soll ich Ihnen sagen, was das hier für ein Haus ist? Das hier ist ein Irrenhaus! Oder so etwas wie die Zweigstelle eines Irrenhauses. Hier landen Menschen, die draußen in der Welt nicht mehr zurecht kommen, aber noch nicht so verrückt sind, dass man sie dauerhaft wegsperren könnte. Vater Staat bezahlt die Miete, schickt dann und wann einen Sozialarbeiter vorbei und hat so ein Auge auf seine schwarzen, durch 's gesellschaftliche Netz gefallenen Schäfchen. Das reinste Million Dollar Hotel, wenn Sie mich fragen. Fehlen nur noch ein falscher Indianerhäuptling und ein dreiarmiger Special Agent vom FBI."

Ich halte seinem Blick stand.

"Und was macht das dann aus mir, Ihrer Meinung nach?" frage ich ruhig.

"Woher soll ich das wissen?" fragt er zurück. "Mich dürfen Sie nicht fragen! Und Sie haben wirklich kein Haustier? Sie müssen wissen, das würde den Eigentümern nämlich gar nicht gefallen!"

"Wer sind die Eigentümer?"

"Woher soll ich das wissen?" fragt er wieder. "Ich bin hier nur der Hausmeister!"

Dann dreht er sich auf dem Absatz um und verschwindet über das Dach in Richtung Treppenhaus.

---

"Wer war das?" fragen das Lama oder der langhaarige Typ mit Vollbart und Brusthaartoupet aus Apartment vierundzwanzig, als ich ins Wohnzimmer zurückgehe.

"Ich habe keine Ahnung", sage ich.

Aber insgeheim denke ich:

"Gondor hat keinen Hausmeister! Gondor braucht keinen Hausmeister!"

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