Friday, May 04, 2012

Walk Like An Egyptian…

Das Foto der Postkarte zeigt diesmal das Lama vor den Pyramiden von Gizeh, beleuchtet bei Nacht. Es hat seine vier Beine irgendwie zweidimensional verdreht und verrenkt und sieht damit aus wie die alten Ägypter in ihren Hieroglyphen und Zeichnungen.

Hatte ich mir nicht angewöhnt, zuerst den Text der Lama-Postkarten zu lesen? Wollte ich mir damit nicht so etwas wie Spannung aufbauen und erhalten? Interessiert es mich überhaupt noch, was der Kamelartige zu berichten hat? Wo er oder sie oder es sich rumtreibt?

Vielleicht immer noch ein bisschen, denn ich drehe die Karte um und beginne sie zu lesen:

Howdy, Alter!

Mal wieder wurde ein afrikanischer Tyrann gestürzt! Wurde ja auch mal wieder Zeit! King Julien ist nicht länger König aller Lemuren und von ganz Madagaskar. Er wurde gestürzt von der Konferenz der Tiere, der Winzergenossenschaft von Antananarivo und dem WWF. Aber ich glaube, diese ominösen vier Pinguine hatten dabei auch ihre Flossen im Spiel. Nun hat die Party jedenfalls ein Ende. No Need To Move It, Move It…

In den Wirren der Revolution konnten Quiqueg, mein heidnischer Schabrackenfreund und ich gerade noch das kleine Sportflugzeug schnappen und von der viertgrößten Insel der Welt fliehen.

Wir sind auf den schwarzen Kontinent zurückgekehrt, haben den Kilimandscharo umrundet und sind mit den Flamingos über den Victoriasee geflogen. Dann sind wir den Flüssen gefolgt bis zum Zusammenfluss von Bahr-el-Abiad und Bahr-el-Azraq – oder des Weißen und des Blauen Nils – für alle, die kein Klingonisch sprechen, so wie ich – und anschließend dem großen, alten Vater Rhein – Nein! – Nil bis fast zu seinem Delta.

Und schließlich sind wir hier in Gizeh gelandet. Wobei "gelandet" wieder einmal nicht der richtige Ausdruck ist. "Abgestürzt wegen akutem Treibstoffmangel" trifft es mal wieder besser. Quiqueg, der alte Bruchpilot, hat doch glatt der großen Sphinx-Statue die Nase abgeflogen! Also, falls Du Dich mal fragst, wer das war – Er war's! Und mich trifft mal wieder nicht der Hauch einer Schuld. Und die ganze Maulerei von wegen, ich sei der schlechteste Beiflieger, den er je hatte, und ich könnte keine Karten und nicht mal das Navi lesen, ignoriere ich auch weiterhin. Das perlt einfach an mir ab!

Nun, wie dem auch sei, die Tage nehmen wir dann die Fähre zurück auf den guten, alten, europäischen Kontinent. Wer will schon in einem Land bleiben, in dem den Toten größere Häuser gebaut werden als den Lebenden.

In diesem Sinne:
Lass Dich nicht mumifizieren!

Gruß und Kuss Kusskuss.

Ich atme tief durch. Die Nase der Sphinx? So, so. Hatten nicht Asterix und Obelix und sogar Kleopatra irgendwas damit zu tun, dass die abgebrochen ist? Und hatten daraufhin nicht alle Souvenir-Steinmetze auch die Nasen von ihren Miniaturausgaben der Statue abmeißeln müssen? Habe ich jedenfalls mal irgendwo in irgendeinem Dokumentarfilm gesehen, denke ich. Aber vielleicht muss die Geschichte ja umgeschrieben werden.

Und von einem Schabrackentapir keine Spur…

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