Wednesday, November 30, 2011

Flugstunden…

Das Lama sitzt im Flugzeug neben mir.

"Das ist gelogen!" tippt das Lama.

"Hey!" rufe ich aus. "Wie hast Du das gemacht?"

"Was denn?" tippt das Lama.

"Wieso kannst Du denn plötzlich tippen mit Deinen dicken Hufen? Neulich hast Du Dich noch beschwert, Du könntest das nicht! Brauchtest sogar eine Assikantin, die das für Dich macht!" rege ich mich künstlich auf.

"Wir müssen noch mal von vorne anfangen", tippt das Lama.

OK, denke ich, das Lama sitzt nicht im Flugzeug neben mir. Wir sitzen überhaupt nicht in einem Flugzeug. Ich würde niemals nie nicht und unter keinen Umständen in ein Flugzeug steigen.

"Wieso denn nicht?" tippt das Lama und: "Sag' niemals nie."

Gibt es im Flugzeug nicht immer Tomatensaft, frage ich mich und sehe mich nach einer Stewardess um.

"Flugbegleiterin", tippt das Lama, "politisch korrekt und unsexistisch muss es sogar geschlechtsneutral Flugbegleitung heißen."

Ich sehe mich weiter nach einem Glas Tomatensaft um, aber da wir uns noch immer im Wohnzimmer meines Penthouses auf dem Dach des Hochhauses in der Whitaker Lane 666 in Bromford, der freundlichen Stadt am Meer befinden, ist diese Suche mehr als obsolet.

"Solltest Du nicht lieber Penthaus schreiben?" tippt das Lama. "Ich meine, nur um Verwechslungen auszuschließen? Und was bedeutet eigentlich obsolet?"

"… Oktober ist ein Scheißmonat, um an Rollfeldern zu stehen. Und Du weißt, Oktober ist ein Scheißmonat, um tatsächlich zu gehen", singt Wolfgang Müller.

"Wir haben November, noch ein paar Stunden jedenfalls", tippt das Lama. "Und was hat der Liedermacher mit dem Allerweltsnamen plötzlich in Deinem Blogblock über gar nichts zu suchen? Außerdem ist eine Seite auf fratzebook über einen imaginären Held von Kosmos auf der Suche nach dem Nichts. Willst Du da nicht mal den Link zu diesem Blockblog posten?"

"Jetzt hör' mal zu!" sage ich streng. "Wir sind hier nicht im Chat! Wenn Du mir was zu sagen hast, dann sag' es und tipp' es nicht!"

Ich nehme dem Lama die PC-Tastatur weg.

Es grinst mich unverschämt an mit seinen großen, gelben Zähnen.

"OK", murmelt es, "versuchen wir es mit verbaler Kommunikation, wenigstens so lange, bis ich die Telepathie perfektioniert habe."

Wusstest Du, denke ich, dass dieser heutige Blogeintrag eigentlich ein ganz anderes Thema haben sollte? Und wusstest Du, denke ich weiter, während ich den Bildschirm so aufbaue, dass ich besser sehen kann, dass mich der heutige Posttitel total verwirrt und abgelenkt hat?

"Ja, wusste ich!" tippt das Lama.

"Hör' auf damit!" grolle ich.

"Hör' Du doch auf!" tippt das Lama.

Irgendwie habe ich total den Faden verloren und keine Ahnung mehr, worum es geht.

"Was macht eigentlich Dein Apartment?" frage ich schließlich.

"Mein eigenes? Nummer vierundzwanzig? Direkt unter uns?" fragt das Lama. "Woher soll ich das wissen? Warum fragst Du?"

"Nur so", sage ich beiläufig.

"Willst Du etwa, dass ich ausziehe?" fragt das Lama.

"Nein, ich will, dass der Mann im Mond auszieht", antworte ich sarkastisch. "Ja, ich will, dass Du endlich abreist. Ich will, dass Du nach Hause fährst und mit Deiner Freundin zusammenlebst, mit der verrückten Miriam!"

"Jetzt aber genug geALFt!" protestiert das Lama und schaltet den DVD-Player aus. "Wahrscheinlich ist das Apartment längst wieder neu vermietet", meint es und vertilgt schnell noch ein paar Erdnussflips.

"Aber alle Apartments in diesem Haus sind Eigentumswohnungen, die von ihren Besitzern bewohnt werden sollen. Keine Vermietung zulässig", werfe ich ein.

"Dann habe ich das Apartment eben wieder neu verkauft", meint das Lama ungerührt. "Und wenn Du jetzt schreibst, vermutlich an einen kriminellen Pinguin, der nur zum Schein als Vertreter für Tiefkühlkost arbeitet, dann hast Du schon wieder bei Marc-Uwe Kling und seinem kommunistischen Känguru geklaut!"

"Ich wollte was von einem kriminellen Eisbären schreiben, der nur zum Schein als Vertreter für Tiefkühlkost arbeitet", murmele ich kleinlaut vor mich hin. "Außerdem hat der Kling den Pinguin auch nur bei Wallace & Gromit geklaut. Ich sage nur, Feathers McGraw. Aber Du musst doch zugeben, dass das Experiment unserer Wohngemeinschaft an einem Punkt angekommen ist, wo… Also, ich meine, ich bekomme immer öfter das Gefühl, dass ich wieder mehr…"

"Und Du musst zugeben", frotzelt das Lama, "dass ich nur ausziehen soll, weil Dir die Ideen ausgehen!"

Es springt aus dem Sessel auf und vollführt einen Freudentanz wie ein Gameshow-Kandidat, der die richtige Antwort geraten hat. "Vielleicht solltest Du endlich mal das Känguru-Manifest, der Känguru-Chroniken zweiter Teil, lesen, um Dir ein paar neue Inspirationen zu holen."

Ist ja schon gut, denke ich bedröppelt, und dass das Lama gar nicht so unrecht hat. Und dass mir vermutlich kein Mensch glauben wird, dass ich einige der Ideen für die Lama-Chroniken schon hatte, bevor ich auch nur einen Blick in das Känguru-Manifest geworfen habe. Und dass der Marc-Uwe Kling schon vor mir da war, obwohl er zehn Jahre jünger ist.

"Razupaltuff", murmele ich.

Wie die Sache mit dem Hasen und dem Igel. Und dem hier:

"Round and round and round it goes
Where it stops noboy knows…"

Dabei bete ich jeden Tag für ein Leben ohne Wiederholung. Und wann hat eigentlich das Känguru sein "h" verloren? Dusselige Schlechtschreibreform, dusselige…

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