Tuesday, November 03, 2015

Urlaub für Bromford...


"Oberlicht!"

"Was?" frage ich erschrocken und wirbele zu Mario Luigi, dem Hausmeister herum, wobei der Lichtkegel seiner eigenen Taschenlampe in meiner Hand ihn direkt ins Gesicht trifft.

Geblendet taumelt er leicht rückwärts und stößt einen Stapel aus leeren Schuhkartons um.

Einen Teil fange ich auf, indem ich ihn mit dem Oberkörper gegen die Wand dahinter drücke, und kann damit verhindern, dass auch die übrigen Minigebirge ins Rutschen geraten.

Der selbsternannte Concierge scheint meinen Balanceakt mit den Kartons nicht mal zu bemerken und fährt ungerührt fort:

"Die Decke des Flurs besteht zum größten Teil aus länglichen Oberlichtern." Er zeigt nach oben zu einer Reihe von mit nach außen gewölbten Glasscheiben abgedichteten Öffnungen im Flachdach des Penthauses. Er steigt auf die Zehenspitzen und streckt die Hand mit einer zweiten Taschenlampe, die er aus seiner Werkzeugkiste gekramt hat aus, als wolle er die Oberlichter berühren oder wenigstens untersuchen. Doch die Decke des Penthauses ist so hoch, dass selbst der große Kerl sie nicht ohne weiteres erreichen kann.

Ich atme schwer aus und trete einen Schritt von den Schuhkartons zurück, wobei ich mich vergewissere, dass ich den Stapel soweit stabilisiert habe, dass er nicht weiter in sich zusammenstürzt.

"Geben den ganzen Tag über ein gutes, natürliches Licht, die Oberlichter", murmelt der Hausmeister.

Ich stutze.

"Und warum ist es dann hier so dunkel?" frage ich mich und halblaut in den Flur gemurmelt.

"Genau das ist die Frage", flüstert Mario Luigi bedeutungsschwanger.

Der Strahl unserer Taschenlampen trifft von unten auf etwas, das wie eine dicke Schicht aus schwarzem Schnee aussieht und die Oberlichter von oben, vom Flachdach des Penthauses aus, komplett und beinahe lichtdicht abdeckt.

Plötzlich reißt der Hausmeister, der zu gern ein Concierge sein möchte, seinen Lichtstrahl nach unten und hält sich die Taschenlampe unter sein Kinn. Die Schatten seiner Wangenknochen, seiner Nase und seiner Augenhöhlen verzerren sein Gesicht zu einer dämonischen Fratze. Dazu stößt er ein Geräusch aus, das höchstens in einer bizarren Parallelwelt als Lachen durchgegangen wäre.

"Linseneintopf erhält eine exotische Note, wenn man ihn mit ungesüßter Kokosmilch und mildem Currypulver abschmeckt", verkündet er mit einer Stimme, die ich nicht mehr als seine eigene zu erkennen vermag.

Entsetzt starre ich ihn an. Was hat denn das nun wieder zu bedeuten?

"Nur Narren begrüßen jeden neuen Tag mit einem Lächeln!"

Die Taschenlampe des Hausmeisters fällt mir aus der Hand und geht aus. Und irgendwo fällt irgendetwas irgendwie scheppernd um.

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