Wednesday, October 28, 2015

Urlaub für Bromford...


Ich habe die Wand des Wohnzimmers erreicht, die der Glasfront mit der Schiebetür und damit der Dachterrasse des Penthauses gegenüber liegt. Ich stehe vor einem großen Bücherregal. Ich versuche mich an meinen letzten und einzigen Besuch bei meinem Bruder vor einigen Jahren zu erinnern. Irgendwo zu meiner Rechten sind die fensterartigen Durchbrüche zum Flur. Dann müssen irgendwo links von mir die Wohnzimmertür und daneben die Durchreiche zur Küche sein. Und an dem Wandstück dazwischen irgendwo ein Lichtschalter.

Ich bewege mich seitwärts und taste. Und endlich berühren meine Fingerspitzen den Schalter. Ich drücke, erst nach unten, dann noch einmal nach oben, aber der Raum bleibt dunkel.

"Ich glaube", raunt der Hausmeister ganz nah an meinem Ohr und lässt mich erschrocken zusammenfahren, "Dein Bruder hat schon seit einiger Zeit seine Stromrechnung nicht mehr bezahlt!"

"Was Du nicht sagst!" keuche ich.

"Brimstone?" fragt der Hausmeister.

"Ja?" frage ich, ohne zu bemerken, dass ich immer und immer wieder den Lichtschalter betätige.

"Ist das nicht English für Schwefel?"

Dieser Mann verwirrt mich. Dann höre ich ihn in seiner Werkzeugkiste wühlen, die er die ganze Zeit mit sich durch die Gegend trägt.

"Vielleicht könnte das hier helfen?"

Mit diesen Worten drückt er mir eine schwere Taschenlampe in die Hand.

Ich schalte sie ein und ein breiter, weiße Lichtstrahl trifft die geschlossene Wohnzimmertür und einen vergilbten Zettel, der mit einem roten Reißnagel daran festgepinnt ist:



Tuesday, October 27, 2015

Urlaub für Bromford...


Die Wohnung ist das reinste Labyrinth. Ein Irrgarten aus mannshohen Stapeln von alten Zeitungen, Büchern, CDs und LPs, DVDs, BluRays und Videokassetten. Man sieht die Hand vor Augen kaum in dem schummerigen Zwielicht und muss ständig auf der Hut sein, die filigranen Turmbauten nicht durch eine unachtsame Bewegung zum Einsturz zu bringen.

Meine Augen wandern wild hin und her, auf und ab, während sie versuchen, sich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Kühl und klamm ist es hier und es riecht muffig, als stünde das Penthaus schon seit Jahrzehnten leer.

Was ist hier nur passiert? Was hat Bruder Bromford hier nur getrieben?

Der Hausmeister mit dem Reisenschnurrbart ächzt und keucht irgendwo neben oder hinter mir. Dabei tritt er bei jedem Schritt so schwer und plump auf, dass allein das Geräusch einen Stapel aus leeren Apfelsinenkisten vor mir in meine Richtung ins Rutschen zu bringen scheint, sodass ich abwehrend die Arme und Hände vor mein Gesicht bringe.

Doch alles hält und nichts rutscht.

Dann ertönt das Knistern von Papier oder Plastikfolie, und Mario Luigi beginnt laut zu kauen und zu schmatzen.

"Was isst Du denn da?" frage ich gereizt.

" 'nen Schokoriegel", mampft der Hausmeister, der ein Concierge sein möchte. "Diese Spannung ist ja sonst ohne Kalorienbombe kaum zu ertragen. Auch einen?"

Ich seufze und suche weiter nach einem Lichtschalter.

Thursday, October 22, 2015

Urlaub für Bromford...


"Und dann haben wir das komplette Sicherheitssystem des Hauses ausgetauscht. Elektronik, Schlösser und alles... Und damit wurden die kleinen, goldenen Schlüssel für die Fahrstühle, also mit denen man mit dem Fahrstuhl direkt... Sie wissen schon... In die großen Appartments fahren kann... Also die kleinen, golden Schlüssel haben wir durch diese Schlüsselkarten ersetzt. Aber der Fahrstuhl ist immer noch defekt. Und dann hat Frank Chambers, der vorherige Hausmeister, gekündigt... Und dann war da die Sache mit der Waschküche..."

Mario Luigi, der Hausmeister, der sich selbst Concierge nennt, plappert vor sich hin, während er von außen an der Glasschiebetür zur Dachterrasse des Penthauses rüttelt. Das riesige Schlüsselbund hat er längst wieder in der Brusttasche seines blauen Overalls verstaut, denn keiner der Schlüssel passte zur Wohnungstür meines Bruders.

"... sicher, dass wir nicht die Polizei rufen sollten?"

"Was?" Ich bin unaufmerksam gewesen und habe schon vor einiger Zeit aufgehört, dem Mann zuzuhören.

"Ich meine ja nur... Ob das alles so legal ist, was wir hier machen... Vielleicht sollten wir die Polizei dazu holen, wenn wir in das Penthaus einbrechen... Vielleicht liegt ihr Bruder schon halb verwest im Badezimmer, weil er ausgerutscht ist und sich am Klo den Schädel eingeschlagen hat... Oder er ist irgendwo dran erstickt... Vielleicht ist er da drinnen auch als Geisel genommen worden von kriminellen Terroristen, die versuchen..."

"Jetzt werden Sie bitte nicht albern", unterbreche ich seinen Redeschwall. "Wir wollen doch bitte nicht vom Schlimmsten ausgehen. Vielleicht und hoffentlich erweist sich alles als ganz harmlos."

Jetzt schwingt der Concierge einen gusseisernen Gartenstuhl ohne Kissenauflage über seinem Kopf. Bevor ich einschreiten kann, schmettert er das Möbelstück gegen die Glastür. Der Stuhl prallt ab, aber der Hausmeister schleudert ihn erneut.

KLIRRRRRRRRRRR !!!!!

Die Scheibe zerspringt in Millionen kleine Stückchen.

Wir stehen nebeneinander, sehen uns kurz an und dann durch den leeren Rahmen ins Innere des Penthauses.

Dunkelheit und Stille wehen uns an...

Wednesday, October 21, 2015

Urlaub für Bromford...


Mit Klingeln halten wir uns heute erst gar nicht auf.

Der Hausmeister im blauen Overall mit dem großen, schwarzen Schnauzbart, nennt sich Concierge, hat aber einen Schlüssel zum Penthaus auf dem Dach des Hochhauses Whitaker Lane 666.

Während er noch mit lautem Klimpern den richtigen an seinem Bund heraussucht, schaut er mich noch einmal skeptisch von der Seite an.

"Wer waren Sie noch mal genau?"

Er probiert einen Schlüssel mit silbernem Bart, aber der passt nicht.

"Ich bin Brimstone Bibble", sage ich ungeduldig, "wenn Sie sich erinnern möchten. Ich bin Bromford Bibbles Bruder. Die Eigentümergemeinschaft hat mich ausfindig gemacht und kontaktiert, weil sich seit Wochen die Post im Postfach des Penthauses stapelt und mein Bruder weder auf Klingeln und Klopfen noch auf Anrufe reagiert."

"Stimmt", sagt der Hausmeister, der ein Concierge sein möchte, "so lautet die Geschichte, die Sie mir auch letzte Woche schon erzählt haben. Aber man kann nicht vorsichtig genug sein."

Der südländische Typ, der sich mir als Mario oder Luigi vorgestellt hat, nimmt den nächsten Schlüssel zur Hand, aber auch der ist nicht der richtige.

"Hätten wir nicht einfach die Schlüsselkarte für den Fahrstuhl nehmen können?" frage ich immer ungeduldiger. Es wird langsam zugig hier vor dem kleinen Haus auf dem Dach. Die Sonne scheint zwar, aber der Wind weht deutlich herbstlicher als noch vor einigen Wochen.

"Der Fahrstuhl ist immer noch defekt", sagt Mario Luigi und lächelt geheimnisvoll.

Saturday, October 17, 2015

Urlaub für Bromford...

*

Es klingelt.

Es klingelt noch mal.

Es klingelt ein drittes Mal, doch das Klingeln verhallt ungehört im vollgestopften und dennoch menschenleeren Penthaus.

Und während das Klingeln in ein aufgeregtes Klopfen und Rufen übergeht, glaubt man den Herbstwind einen einsamen runden und vertrockneten Dornbuschstrauch durch das Wohnzimmer wehen und rollen zu sehen.

*

Friday, October 16, 2015

Urlaub für Bromford...

Hey, wer hat das Licht ausgemacht?
Hey, wer hat das Licht ausgemacht?

Sunday, October 11, 2015

Dreams are my reality...


Da ist er wieder, dieser Traum vom Fliegen. Oder ist es ein Traum vom Fallen? Fliegen nur eine Frage von vorsichtig fallen? Ich stehe auf dem Geländer der Dachterrasse des Penthauses, auf und über dem fünfzehnten Stockwerk des Hauses in der Whitaker Lane 666, das schon so lange keine Rolle mehr gespielt hat. Unter mir der Lärm und das Treiben der Stadt, über mir nichts als der Himmel. Der Wind braust durch mein krauses Haar. Ich strecke die Arme aus und schließe die Augen - wie immer, wenn ich mich großen Höhen gegenüber sehe. Nur noch ein Schritt, dann passiert es. Nur noch ein Schritt, dann verliere ich die Bodenhaftung. Nur noch ein Schritt, dann wird es sich zeigen. Fliegen oder Fallen. Freiheit oder Gefangenschaft. Anfang oder Ende. Die ganze Welt riecht nach Mettwurst. Nach Mettwurst und Zuckerwatte. Dann wache ich auf und fühle mich schrecklich allein. Ghosttown, all over again...

Und es macht absolut keinen Sinn, so zu tun, als wäre es immer noch Hochsommer, wo bereits morgens um Viertel nach fünf - eine Alliteration trotz unterschiedlicher Konnotation und rechtschreibbedingter Lautverschiebung - die Sonne durch die Fenster des Domizils scheint und damit die Nutzung der elektrischen Beleuchtung unnötig macht - oder doch zumindest erscheinen lässt. Wenn man dennoch vorgibt, genug sehen zu können, und sich trotz Verkürzung der Tage zur gleichen Uhrzeit weigert, den Lichtschalter zu betätigen, tapert man im schummerigen Halbdunkel durch Räume und Flure des Penthauses - mit allen nur erdenklichen Konsequenzen wie überraschende Begegnungen mit Mensch und Tier mit entsprechenden Schreckmomenten bis hin zur Kollision mit belebter und unbelebter Materie und den daraus resulierenden kleineren oder auch größeren Verletzungen. Autsch, mein Knie!


Saturday, October 10, 2015

Hey now...


♪♫ Hey Now. Hey Now Don't Dream It's Over... ♫♪
"Mummy! Mummy! Er macht es schon wieder!
Mummy! Mummy! Er singt wieder!"

"Bromford?" Wie aus weiter Ferne.

"Alter?" Wie tief unter Wasser. "Alter? Alter? Hast Du wieder diese Albträume?"

Ich schrecke auf. Das Lama glotzt mich aus seinen Ölaugen an. Ich atme aus.

"Ich träume in letzter Zeit dauernd von meinem Bruder Brimstone", seufze ich und streiche mir die Haare aus den Augen.

"Brimstone Bibble?" fragt das Lama stirnrunzelnd.

"Ja", sage ich. "Wie denn sonst?"

"Bei Dir weiß man nie", sagt das Tier, "bei all Deinen Parallel-Biographien mit Aussetzung an britischen Bahnhöfen und Adoption und wechselnden Vor- und Nachnamen. Dann hast Du mal Brüder, dann wieder nicht. Ist irgendwie schwer, da auf dem Laufenden zu bleiben."

♪♫ Hey Now. Hey Now Don't Dream It's Over... ♫♪
Singe ich vor mich hin.

"Brimstone! Brimstone!" ruft das Lama. "Er macht es schon wieder! Brimstone! Brimstone! Er singt wieder!"


Monday, October 05, 2015

Allergies...


Heute ist Montag, der 05. Oktober 2015. Es ist der 278. Tag des neuen Jahres. Es sind noch 87 Tage bis zum Jahresende. Ich habe ein amerikanisches Speiseeis gegegessen mit der Geschmacksrichtung Peanutbutter-Cups. Speiseeis aus fair-trade-gemolkenen Kühen. Peanutbutter-Cups - diese geometrische Form hat einen Namen. Halbkegel? Kegel ohne Spitze? Erdnussbutter in Schokolade mit einer gezackten Banderole, die rund ist, wenn man sie entfernt und platt auseinander gezogen hat. Also, im Speiseeis natürlich ohne Banderole und halbiert. Natürlich. Vertikal durchgeschnitten. Nicht horizontal. In ähnlicher Form mit gezackter Banderole aus gelber, grüner, blauer oder roter Aluminiumfolie gab es immer - wie heißen sie noch? - aus Nuss-Nougat-Schokolade. Die Haselnuss - die Erdnuss der alten Welt. Dabei sind Erdnüsse gar keine Nüsse sondern Hülsenfrüchte. Wie Bohnen. Erdbohnen. Sind Erdferkel Schweine? Ich habe ein amerikanisches Speiseeis gegessen mit der Geschmacksrichtung Peanutbutter-Cups aus fair-trade-geschlachteten Kühen und dabei Tom und Jerry's Filme angeschaut und stelle nun fest, dass ich gegen Hülsenfrüchte allergisch bin. Besonders gegen bleihaltige blaue Bohnen. Ich schwille an. Im Gesicht und an den Hüften. Mein ganzer Oberkörper ist übersät mit Pusteln und Furunkeln. Und meine Innereien verknoten sich. Schlappatmung. Woran denken Sie beim Anblick dieser Salzwasserqualle? Wir haben 100 Leute getrennt voneinander gefragt zu 500 ml Speiseeis.

Sunday, October 04, 2015

Recreation Day... Not Really...


oVoVoVo

* Welches ist Deine Lieblingstodsünde?
Ich neige zur Trägheit.

- Heute ist Sonntag, der 04. Oktober 2015.
Es ist der 277. Tag des neuen Jahres.
Es sind noch 88 Tage bis zum Jahresende.

* Er wird nie wieder derselbe Hobbit sein,
der vor Jahr und Tag das Auenland verließ.

- Bilbo Beutlin?

* Nein.

- Bongo Fusselnussel?

* Auch nicht. Nein, Balbu Longcorn.
Bauer aus Großholzingen in der Provinz Tolki-en.
Wir haben ihn geliebt für seine dicken Kartoffeln.
Doch dann eines Tages ist er auf und davon mit
einer Schar von

- ...Zwergen?

* Nein, strippenden Waldläufern,
soweit ich weiß.

- Lama!

oVoVoVo

Thursday, October 01, 2015

Und jetzt...

... beginnt das wahre Oktoberfest !!!

31 Tage lang.

Heute ist Donnerstag, der 01. Oktober 2015.
Es ist der 274. Tag des neuen Jahres.
Es sind noch 91 Tage bis zum Jahresende.

Gegen Motten oder Silberfische helfen
Orangenschalen, die man trocknet, in
einen Stoffbeutel füllt und ihn dann in
den Schrank hängt oder legt. In den Schrank
der Motten oder Silberfische, wohlgemerkt!
Diese werden sich von der modischen Farbe
angezogen fühlen und sich umgehend trendy
Kleidungsstücke wie T-Shirts und Kapuzenpullover
daraus schneidern, dann aber im Handumdrehen
feststellen, dass sie Scheiße darin aussehen,
und fortan nie wieder ihren Schrank verlassen.

Happy Birthday!