Thursday, February 27, 2014

Die Welt kann man nicht mehr verstehen…


Der Bromford ging jeden Tag mit der Angel fischen und das Lama ging in den Wald Pilze finden.

Der Bromford kochte jeden Tag das Essen; denn er war ein guter Koch.

"Möchten Sie den Fisch lieber mit Salz und Pfeffer, liebes Lama, oder besser mit Zitrone und Zwiebeln?"

"Alles zusammen", sagte das Lama, "und zwar die größte Portion."

Als Nachspeise aßen sie geschmorte Pilze und dann Waldbeerenkompott und Honig.

Die hatten wirklich ein schönes Leben dort unten in dem kleinen, gemütlichen Haus am Fluss…

***

"Nicht dort unten in dem kleinen, gemütlichen Haus am Fluss! Hier oben im Penthouse über dem fünfzehnten Stockwerk des Hauses in der Whitaker Lane!!!"

Ich fühle mich am Kragen gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Wie macht es das ohne Hände?

"Und ich bin Veganer!!! Ich fresse keinen FISCH!!!"

Das Schütteln nimmt kein Ende.

"Hör auf ihn zu schütteln, KussKuss! Er ist jetzt weit, weit weg in seiner ganz eigenen Welt!"

Noch ein letztes Schütteln und ein allmählich abklingender Aufschrei:

"KOMM ZURÜCK, BROMFORD BIBBLE!!!"

Tuesday, February 25, 2014

Jetzt geht wieder alles von vorne los…


Sie wohnten in einem kleinen, gemütlichen Haus mit Schornstein.

"Uns geht es gut", sagte das Lama, "denn wir haben alles, was das Herz begehrt, und wir brauchen uns vor nichts zu fürchten. Weil wir nämlich auch noch stark sind. Ist das wahr, Bromford?"

"Jawohl", sagte der Bromford, "ich bin stark wie ein Bromford und bist stark wie ein Lama. Das reicht."

Wednesday, February 19, 2014

Oh, wie schön ist Lamana…


Die Geschichte, wie das Lama und der Bromford nach Lamana reisen…

"Was ist das denn jetzt für eine Geschichte?"

"Und wer erzählt sie? Bist Du das, Bromford?"

Es waren einmal ein Bromford und ein Lama, die lebten unten am Fluss.

"Nicht oben im Penthouse über dem fünfzehnten Stockwerk eines Hochhauses in Bromford, der freundlichen Stadt am Meer?"

"Nein, ich glaube das mit dem Penthouse war nur ein Alptraum von diesem Bromford", sagt ein weibliches Lama.

"Ich bin nur froh", bemerkt ein sehr dünnes Lama in einem Nadelstreifenanzug mit Hemd und Krawatte und Brille auf der dicken Nase, "dass der Strom immer noch ausgefallen ist, sonst wären wir inzwischen taub vom Plagiatsalarm."

… die lebten unten am Fluss. Dort, wo der Rauch aufsteigt, neben dem großen Baum. Und sie hatten auch ein Boot.

"Ich komme mir vor wie in einem von Großonkel JussJuss' Bilderbüchern, nur ohne Bilder", meint das Lama. "Moment mal? Sagtest Du, unten am Fluss und wir haben auch ein Boot?"

Dann schreit es plötzlich: "ICH KANN NICHT SCHWIMMEN!"

"Faszinierend", sagen die Lamafrau und das dünne Lama im Anzug gleichzeitig.

"VERSCHWINDET ALLE AUS MEINEM KOPF!!!" brüllt Bromford Bibble.

Friday, February 14, 2014

Stromausfall…


"Was sind das hier für eingelassene Stahlwände? Und wofür sind die Jalousien vor den Fenstern und diese roten Signalleuchten?"

"Ach, die! Die sind für diesen Plakatalarm, der hier manchmal losgeht."

"Scheint sich ja dann vorerst erledigt zu haben. Wie es aussieht ist im ganzen Stadtteil der Strom ausgefallen."

"Das warst Du doch, Doktor, mit Deinem Schall-Dings-Gerät."

"Schraubenzieher, KussKuss, es ist ein Schraubenzieher. Und ich bin mir keiner Schuld bewusst!"

Wenn der Strom ausgefallen ist, woher kommen dann diese Lichter, die ich undeutlich und verschwommen durch das Penthouse geistern sehe?

Das Lama sitzt auf dem Sofa und spielt mit einem Handy. Und da sind noch mehr Lamas, die fasziniert die dunkle Stadt vor der Glasschiebetür zur Dachterrasse betrachten.

"Das ist Tennis, Doktor, ganz kleines Tennis!"

Das ist mein Handy, denke ich empört, obwohl ich noch vor wenigen Tagen behauptet habe, kein Mobiltelefon zu besitzen, und mir auch sicher bin, dass das da auch noch so war. Ich stolpere auf das Lama zu und strecke die Hand aus. Was ist nur los mit mir?

"Jetzt bin ich wieder dran!" sage ich und versuche dem Lama das Handy zu entreißen.

Es hüpft zwei Schritte, dreht mir den Rücken zu und spielt dann weiter.

"Das ist mein Handy!" rufe ich. "Ich muss meinen Tennis-Character weiterentwickeln, damit ich auch bei Speed 10 Punkte bekomme!"

"Ey, lass mich!" sagt das Lama.

Ich werde gleich total böse. Wenn es wenigstens Tennis spielen würde, aber nein, es spielt Minigolf.

"Das ist Golf, Bromford, ganz kleines Golf."

Minigolf, frage ich mich. Und ein ganz kleiner Golf? Gibt es die denn in verschiedenen Größen, diese Automobile?

"Wer spielt denn schon Minigolf auf einem Handy?" rufe ich. "Das ist doch krank. KRANK!"

Dabei stürze ich mich auf das Lama, treffe geschickt seinen rechten Vorderhuf und das Telefon segelt durch die Luft.

"Warum schreibst Du eigentlich Deine Geschichten immer im Präsens?" fragt das Lama plötzlich.

"Was?" frage ich.

"Na, Du schreibst immer im Präsens, aber in der Schule haste das bestimmt anders gelernt."

"Ach so", sage ich. "Na, ich find des gut. Des is so direkter. Da ist man gleich so mittendrin statt nur dabei."

"Aha", sagt das Lama.

"Ich konnte auch anders!" sagte ich. "Imperfekt!"

"Kann ja jeder!" sagt das Lama. "Konnte. Mein ich. Meinte ich."

"Ich könnte alles!" würde ich sagen. "Konjunktiv!"

"Doppeltes Plusquamperfekt?" hatte das Lama gefragt.

"Ich werde sogar Futur zwei gekonnt haben!"

"Futur zwei?" wird das Lama gefragt haben, aber in Wirklichkeit wird es nur versucht haben mich abzulenken, um heimlich das Handy zu klauen.

"Wage es das Handy auch nur angerührt gehabt gehat zu haben, Du Minigolfnazi!" würde ich geschrien gehabt gehatten.

"Was soll 'n das für 'ne Zeit sein?" fragt das Lama.

"Des is die Zeit, wo ich Dir eins in die Fresse hau und mir mein Handy zurückhole", rufe ich.

Als hätte mir jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen breche ich zusammen und bleibe mit gewaltigem Brummschädel auf dem Vorleger zwischen Sofa und Couchtisch liegen.

"Zeit ist relativ", sagt eines der Lamas, die im Kreis durch meinen Kopf tanzen.

"Wissen Sie, er hat gar kein Handy", sagt das Lama, das ich nicht KussKuss nennen mag, weil es mich sonst küsstküsst.

"Ist Imperfekt eigentlich das Gegenteil von Perfekt?"

"Ich sag mal ja, denn Bromford Bibble sieht heute mehr als imperfekt aus."



Monday, February 10, 2014

Der Plan…


"Was auch immer Du vorhast", sagt das Lama, "lass es sein!"

Die Stimme des Lamas kommt von weit, weit weg. Woher will das Tier wissen, was ich vor habe?

"Es wird der Medienöffentlichkeit nicht gefallen. Es wird Dich und den BlockBlog mehrere Monate kosten. Es wird Deine letzten Leser langweiligen und letztendlich auch noch vergraulen. Und es wird eventuell juristische Konsequenzen nach sich ziehen."

In meinem Kopf dreht sich alles. Bunte Farben kreiseln in Tunneln um leuchtende Spiral-Galaxien. Planten umkreisen große und kleine Sonnen. Sterne explodieren. Sonnensysteme stürzen durch Raum und Zeit. Telefonzellen schlingern und trudeln. Oder sind es blaue Keksdosen und Teekannen?

"Sollten wir ihn nicht zu einem Doktor bringen?" fragt eine mir unbekannte Lamafrau. "Er scheint nicht so gut damit klarzukommen."

"Ich bin der Doktor", sagt ein dünnes Lama mit Hemd und Krawatte im Nadelstreifenanzug. "Und der Gute ist nur ein bisschen zeitkrank. Wir lassen ihn jetzt ein wenig schlafen, und wenn er aufwacht, wird er sein wie neu."

Wo ist Doktor Hudson, wenn man sie mal braucht, frage ich mich. Ich befürchte, ich habe viel zu viele Sitzungen bei ihr verpasst. Seekrank bin ich, weil alles um mich herum schwankt. Selbst die Stahlgeländer bieten keinen Halt. Aber ich bin seekrank, nicht zeitkrank. SEEKRANK!

"Du musst Deinen Plan aufgeben, Bromford Bibble", fleht das Lama. "Bleib bei mir. Geh nicht weg!"

Zu spät, denke ich, dafür ist es schon längst zu spät…

Saturday, February 08, 2014

Gänsewein…


"Was ist hier eigentlich los?" frage ich. "Erst Katzen? Jetzt Gänse? Was soll die Viecherei?"

Es ist in der Küche, geht es mir durch den Kopf. Das Ding, das nicht sein darf, weil es nicht sein kann, ist noch immer in der Küche, obwohl es eindeutig zu groß dafür ist. Und manchmal ist es sogar noch größer. Wenn die Tür offen steht erahnt man, dass das Ding innen größer ist als außen. Und wer sind diese Leute? Nein, denke ich, es sind keine Leute. Es sind Lamas. Eine Lamafrau und ein dünnes Lama in einem Nadelstreifen-Anzug und mit Hemd und Krawatte. Und mit roten Turnschuhen an den Füßen. Und einer Brille über der dicken Nase…

"Wusstest Du, dass Gänse die besseren Wachhunde sind?" fragt das Lama und futtert irgendwas direkt aus dem Kühlschrank. "Sie verteidigen ihr Revier und gehen auf alle Eindringlinge los. Sie zischen und beißen und flattern wild mit den Flügeln."

"Ach, ja?" frage ich zerstreut.

"Und die besseren Feuermelder und Feuerwehrleute sind sie auch."

"Nicht möglich", sage ich. "Wie das?"

"Also, das weiß doch nun wirklich jeder, Alter!" Das Lama schüttelt den Kopf und schmatzt. "Es war die Freiwillige Gänse-Wehr, die damals verhinderte, dass Kaiser Nero das antike Rom abfackelte, mit seiner Geige und einigen feurigen, ungarischen Tänzen. Wären die Gänse nicht gewesen, wären Rom und alles anderen jetzt Geschichte."

Dann zitiert es einen weiteren Lamareim, den es seinem Großonkel JussJuss zuschreibt:

"Was haben wir Gänse für Kleider an?
Gi ga gack!
Wir gehen barfuß allezeit
in einem weißen Federkleid.
Gi ga gack!
Wir haben nur einen Frack.

Was trinken wir Gänse für einen Wein?
Gi ga gack!
Wir trinken nur den stärksten Wein,
das ist der Gänsewein allein.
Gi ga gack!
Ist stärker als Rum und Rak.

Was haben wir Gänse für eine Kost?
Gi ga gack!
Im Sommer gehen wir auf die Au,
im Winter speist die Bauersfrau
Gi ga gack!
uns aus dem Hafersack.

Was reden wir Gänse für eine Sprache doch?
Gi ga gack!
Wir könnten Professoren sein,
wir reden Griechisch und Latein.
Gi ga gack!
Ist unser Schnick und Schnack.

Was machen wir Gänse am Martinstag?
Gi ga gack!
Man führt uns aus dem Stall heraus
mit einem fetten Martinsschmaus
Gi ga gick!
und bricht uns das Genick."

Sunday, February 02, 2014

Der Alptraum…


"Letzte Nacht hatte ich einen Traum, einen Alptraum. Ich träumte, ich könnte nicht einschlafen. Kann man träumen, wenn man nicht einschlafen kann? Ist Tagträumen das gleiche wie Nachtträumen? Ich weiß es nicht, aber ich versuchte in meinem Traum auf ein altbekanntes und oft bewährtes Mittel zurückzugreifen. Ich versetzte mich an den Rand einer grünen Wiese im Sonnenschein. Am Horizont konnte ich eine holde Schäferin erkennen. Keine Berufsbekleidung und kein Hütehund, aber lange, blonde Locken unter einem weißen Hut, dazu ein helles auf Taille geschnürtes Kleid mit bauschigem Rock und ein geschwungener Hirtenstab in der Hand, so wachte sie über ihre Herde flauschig wolkiger Marien-Lämmer. Das Schweigen der Dilemma. Dann stieß ich einen Pfiff aus. Ja, im Traum konnte ich sogar auf den Fingern pfeifen. Und es kam Bewegung in die Schafsherde. Eines nach dem anderen sprang über den umgekippten Holzzaun am Rand der Wiese, sodass ich eines nach dem anderen zählen konnte. Eins, zwei, drei ganz viele. Aber ich wurde und wurde einfach nicht müde. Vier Schafe. Fünf Schafe. Sechs Schafe. Die Schäferin war verschwunden. Und plötzlich waren es keine Schafe mehr, die dort über den umgekippten Holzzaun sprangen. Da waren ein weibliches Lama und ein sehr dünnes Lama in einem Nadelstreifen-Anzug mit Hemd und Krawatte. Und dann war da KussKuss, das Lama, das in meinem Penthouse lebt. Und sie sprangen und sprangen, wieder und wieder, weiter und weiter. Sieben Lamas. Acht Lamas. Neun Lamas. Und ich konnte nicht aufhören zu zählen. Und noch immer nicht einschlafen. Und dann sprang nur noch KussKuss und sprang und sprang. Zehn KussKuss. Elf KussKuss. Zwölf KussKuss. Dreizehn KussKuss. Und es grinste und grinste. Und irgendwann waren auch die Wiese und der umgekippte Holzzaun verschwunden. Und das Lama verwandelte sich in eine Gans, war aber immer noch KussKuss.

Witschel, watschel,
geht über die Brücken,
hat dem König
sein Bett auf dem Rücken.

Und ich rannte und zählte. Vierzehn Gänse. Fünfzehn Gänse. Sechzehn Gänse. Und ich zählte und schrie:

Ei Mütterlein, lieb Mütterlein,
das Gänslein ist im Garten.
Jag mir 's hinaus, jag mir 's hinaus,
es tut mir großen Schaden.
O Mütterlein, lieb Mütterlein,
das Gänslein will mich beißen!
Nimm ein Gäbelchen, schlag 's auf Schnäbelchen,
so wird 's Dich nimmer beißen."

Verschlafen öffne ich die Augen, drehe mich auf die andere Seite des Bettes und starre in das grinsende Gesicht des Lamas.

"LAMA!" brülle ich.

"Guten Morgen, Bromford Bibble. Warum erzählst Du mir das alles? Ich war schließlich live dabei heut' Nacht."

"VERSCHWINDE SOFORT AUS MEINEM BETT, TIER!"