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Tonight's The Night…
And It's Going To Happen Again And Again…
Has To Happen…
Nice Night…
Miami Is A Great Town…
I Love The Cuban Food…
Pork Sandwiches – My Favourite…
But I Am Hungry For Something Different Now…
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Das Telefon klingelt. Ich gehe ran. Es ist Mrs. Hudson.
"Bromford!" ruft sie laut über den Verkehrslärm einer europäischen Großstadt, wie ich gleich erfahren werde. "Ich stehe gerade vor 221B, Baker Street, in London, Vereinigtes Königreich. Ist das nicht aufregend?"
Wie aufregend, denke ich wenig gerührt. Und wie passend für eine therapierende Vermieterin, die keine Haushälterin sein will oder nicht als solche bezeichnet werden möchte.
"Stellen Sie sich vor Kenneth Irwin Howard aus Chicago, der führende Psychotherapieforscher auf dem Gebiet der Psychotherapie, ist gerade in London. Das habe ich auf dem Seminar in Wien erfahren und bin gleich hierhergekommen. Und gleich treffe ich mich mit ihm in der Baker Street. Oh, dieses Gespräch wird einen so wichtigen Beitrag zu meiner Doktorarbeit leisten!"
Wird es das, denke ich gleichgültig. Ob Doktor Hudson mir besser helfen kann als Mrs. Hudson? Warum kocht sie mir keinen Tee mehr?
"Aber deshalb rufe ich nicht an", fährt sie fort.
Na dann, denke ich wenig gerührt.
"Ich lese gerade Ihren Blog, Bromford."
Aha, denke ich gleichgültig.
"Sie wissen schon, dass Porcupine übersetzt Stachelschwein heißt, oder, Bromford?"
Ja, denke ich, das weiß ich.
"Und Sie ersetzen jetzt nicht einfach ein Lama durch ein Stachelschwein, oder, Bromford?"
Lama, frage ich mich. Porcupine? Stachelschwein? Und ist Porcupine Tree nicht eine 1987 gegründete Progressive-Rock-Band aus England um Gitarrist, Sänger und Komponist Steven Wilson? Porcupine Tree? Stachelschweinbaum? Gibt es so eine Pflanze? Wachsen Stachelschweine auf Bäumen?
"Keine Tiere im Penthouse in der Whitaker Lane 666", bestätige ich nüchtern. "Die sind hier nicht erlaubt."
Mrs. Hudson, die sich anschickt, Doktor Hudson zu werden, atmet hörbar auf.
"Wenn Ihnen jetzt noch bewusst ist, dass Sie nicht in Miami sind, dann lasse ich Sie für heute in Ruhe, Bromford!"
"Ich bin und bleibe in Bromford, der freundlichen Stadt am Meer", leiere ich einen auswendig gelernten Text herunter.
"Dann ist ja gut", sagt Mrs. Hudson. "Und ich verschiebe unseren nächsten Termin bis auf den Tag nach meiner Rückkehr aus England. Ich klingele dann kurz durch!"
"Kate?" frage ich, bevor sie auflegen kann. "Wo ist das Lama?"
Sie saugt hörbar die Luft ein.
"Kennen Sie Bobby Ewing, Bromford?"
Ich nicke, weil ich glaube, mich vage an jemanden dieses Namens erinnern zu können.
"Bobby Ewing war tot – überfahren von seiner Schwägerin – und stand doch am nächsten Morgen quicklebendig unter der Dusche. Und alles, was in dem Jahr zuvor passiert war, ist nur ein Alptraum seiner Ex-Frau Pamela gewesen."
Ein Albtraum über ein Jahr? Vielleicht. Aber über zwei Jahre? Und war nicht der Tag, als Bobby Ewing starb, auch der Tag, an dem das Atomkraftwerk in Tschernobyl explodierte, frage ich mich verwirrt und lege auf. 29. April 1986?
Und von einem Lama keine Spur…