"Ostern ist das Fest der Familie", verkündet das Lama und wirft rohe Eier an die Wand hinter dem Sofa und mich weit zurück in die Osterzeit im vergangenen Jahr.
"Das hast Du auch schon von Weihnachten behauptet", antworte ich und ziehe den Kopf ein, als ein weiteres Ei knapp an meinem Ohr vorbei fliegt.
"Masel tov!" grunzt das Lama eine Zustimmung und ditscht sich ein Ei an die Stirn.
"Und vom Lame-Day, dem höchsten Feiertag aller Lamas zu Ehren eures Schutzheiligen Lamato, hast Du das auch behauptet!"
"Genau!" Das Tier schubbert sich den haarigen Rücken an der Eierpampe, die langsam an der Tapete Richtung Holzfußboden läuft.
"Und nun soll Ostern das Fest der Familie sein?"
"Zumindest ist Ostern das Fest der Familienspiele!"
"Aha", reagiere ich wenig überzeugt. "Ich sehe hier keine Familie. Weder Deine haarige, noch meine mehr oder weniger glatthäutige. Und wie war das noch? Freunde kann man sich aussuchen? Familienmitglieder nicht?"
"Exatamente!" murmelt das Lama und kramt etwas aus seinem Stoffbeutel, den es wie so oft über der Schulter trägt.
"Und welches Spiel willst Du spielen? Lama-Ärgere-Dich-Nicht? Oder Sockenhüpfen?" Ich fühle, dass ich einen Flunsch ziehe, während ich die Sauereierei an der Wand hinter dem Sofa betrachte.
"Spielen wir doch Story Cubes!"
Noch bevor ich nachfragen kann, was das ist, hat das Lama neun Würfel aus dem Beutel gezogen und jeweils eines der neun aus vierundfünfzig Symbolen auf jeweils sechs Seiten auf den Couchtisch gewürfelt. Es beißt sich in übertriebener Denkerpose auf der Unterlippe herum, während es aus den neun Piktogrammen auf den Würfeln eine Geschichte zu bilden versucht:
"Es war einmal ein Hirschkäfer namens Horst!" Der erste Würfel fliegt an die Wand zur Eierpampe. "Der wollte unbedingt in ein verschlossenes Zimmer…" Der zweite Würfel zeigt ein Vorhängeschloss. "… wo auf einem Schrank ein verbotener Pfeil lag, den er nicht anfassen sollte." Würfel drei und vier fliegen hinter das Sofa. "Mit einem Schnitt…" Das Bild einer Schere, die in ein Blatt Papier schneidet. "… und einem Tritt…" Würfel sechs zeigt eher einen Fuß, der gegen einen Fußball tritt, aber egal. "… brach er die Tür auf." Jetzt sind nur noch zwei Geschichten-Würfel übrig. "Dabei verletzte er sich den Daumen,…" Sehr passend, ein heulendes Strichmännchen mit einem dicken Daumen, der allerdings auch ein ausgeschlagener Zahn sein könnte, denn mit der anderen Strichhand hält das Strichmännchen sich die andere Wange. "… was ihn sehr, sehr traurig machte." Der letzte Würfel mit einem Smiley-Gesicht mit den Mundwinkeln nach unten fliegt ebenfalls an die Wand.
"Aha", sage ich. "Und das war jetzt also die Würfel-Geschichte? Nicht gerade spannend oder überzeugend, wenn Du mich fragst! Außerdem fehlte da jetzt irgendwie die Po-Ente!"
"Oh, der Herr sind heute wieder extra anspruchsvoll! Dann spielen wir eben Mono-Polly!" motzt das Lama.
"Heißt das nicht irgendwie anders?" wage ich nachzufragen.
"Irgendwie bist Du echt eine Familienfest- und -spielspaßbremse!" Das Lama schüttelt genervt den Kopf hin und her. "Also ich spreche von Mono-Polly, dem Spiel in dem man der armen Polly, die noch keine Stereo-Anlage hat und alles Mono hören muss, helfen kann auf ihrem Weg zur Superduper-Super-Trouper-High-Definition-Clear-Performance-Dolby-Supreme-Sourround-Mega-Blaster-Highend-Anlage, die ein zahnloser Drache im Labyrinth unter einer efeuumrankten Mittelalter-Burgfeste gefangen hält. Das war Brettspiel des Jahres 1953, soweit ich weiß!"
"Das hast Du Dir gerade ausgedacht!" murmele ich irgendwie entgeistert und erstarre mit weit aufgerissenen Augen und aufgeklapptem Mund.
Dann fällt der Eierlöffel auf das hartgekochte Frühstücksei. Heute ist nicht das Osterfest des vergangenen Jahres, und ich führe auch keine der üblichen, sinnlosen Diskussionen mit dem Lama über gar nichts. Das Lama ist nicht einmal hier. Ich sitze allein am Frühstückstisch in der Küche.
Und auf der inzwischen schon obligatorischen Fotopostkarte, die das grinsende Lama auf irgendeinem zerfetzten Sitz im Inneren eines schäbigen Autobusses zeigt und die auf dem Tresen neben der Spüle liegt, steht geschrieben:
Letztes Ostern haben wir uns noch gar nicht gekannt!
Gruß und Kuss Kusskuss.
Und von einem Schabrackentapir keine Spur…
"Das hast Du auch schon von Weihnachten behauptet", antworte ich und ziehe den Kopf ein, als ein weiteres Ei knapp an meinem Ohr vorbei fliegt.
"Masel tov!" grunzt das Lama eine Zustimmung und ditscht sich ein Ei an die Stirn.
"Und vom Lame-Day, dem höchsten Feiertag aller Lamas zu Ehren eures Schutzheiligen Lamato, hast Du das auch behauptet!"
"Genau!" Das Tier schubbert sich den haarigen Rücken an der Eierpampe, die langsam an der Tapete Richtung Holzfußboden läuft.
"Und nun soll Ostern das Fest der Familie sein?"
"Zumindest ist Ostern das Fest der Familienspiele!"
"Aha", reagiere ich wenig überzeugt. "Ich sehe hier keine Familie. Weder Deine haarige, noch meine mehr oder weniger glatthäutige. Und wie war das noch? Freunde kann man sich aussuchen? Familienmitglieder nicht?"
"Exatamente!" murmelt das Lama und kramt etwas aus seinem Stoffbeutel, den es wie so oft über der Schulter trägt.
"Und welches Spiel willst Du spielen? Lama-Ärgere-Dich-Nicht? Oder Sockenhüpfen?" Ich fühle, dass ich einen Flunsch ziehe, während ich die Sauereierei an der Wand hinter dem Sofa betrachte.
"Spielen wir doch Story Cubes!"
Noch bevor ich nachfragen kann, was das ist, hat das Lama neun Würfel aus dem Beutel gezogen und jeweils eines der neun aus vierundfünfzig Symbolen auf jeweils sechs Seiten auf den Couchtisch gewürfelt. Es beißt sich in übertriebener Denkerpose auf der Unterlippe herum, während es aus den neun Piktogrammen auf den Würfeln eine Geschichte zu bilden versucht:
"Es war einmal ein Hirschkäfer namens Horst!" Der erste Würfel fliegt an die Wand zur Eierpampe. "Der wollte unbedingt in ein verschlossenes Zimmer…" Der zweite Würfel zeigt ein Vorhängeschloss. "… wo auf einem Schrank ein verbotener Pfeil lag, den er nicht anfassen sollte." Würfel drei und vier fliegen hinter das Sofa. "Mit einem Schnitt…" Das Bild einer Schere, die in ein Blatt Papier schneidet. "… und einem Tritt…" Würfel sechs zeigt eher einen Fuß, der gegen einen Fußball tritt, aber egal. "… brach er die Tür auf." Jetzt sind nur noch zwei Geschichten-Würfel übrig. "Dabei verletzte er sich den Daumen,…" Sehr passend, ein heulendes Strichmännchen mit einem dicken Daumen, der allerdings auch ein ausgeschlagener Zahn sein könnte, denn mit der anderen Strichhand hält das Strichmännchen sich die andere Wange. "… was ihn sehr, sehr traurig machte." Der letzte Würfel mit einem Smiley-Gesicht mit den Mundwinkeln nach unten fliegt ebenfalls an die Wand.
"Aha", sage ich. "Und das war jetzt also die Würfel-Geschichte? Nicht gerade spannend oder überzeugend, wenn Du mich fragst! Außerdem fehlte da jetzt irgendwie die Po-Ente!"
"Oh, der Herr sind heute wieder extra anspruchsvoll! Dann spielen wir eben Mono-Polly!" motzt das Lama.
"Heißt das nicht irgendwie anders?" wage ich nachzufragen.
"Irgendwie bist Du echt eine Familienfest- und -spielspaßbremse!" Das Lama schüttelt genervt den Kopf hin und her. "Also ich spreche von Mono-Polly, dem Spiel in dem man der armen Polly, die noch keine Stereo-Anlage hat und alles Mono hören muss, helfen kann auf ihrem Weg zur Superduper-Super-Trouper-High-Definition-Clear-Performance-Dolby-Supreme-Sourround-Mega-Blaster-Highend-Anlage, die ein zahnloser Drache im Labyrinth unter einer efeuumrankten Mittelalter-Burgfeste gefangen hält. Das war Brettspiel des Jahres 1953, soweit ich weiß!"
"Das hast Du Dir gerade ausgedacht!" murmele ich irgendwie entgeistert und erstarre mit weit aufgerissenen Augen und aufgeklapptem Mund.
Dann fällt der Eierlöffel auf das hartgekochte Frühstücksei. Heute ist nicht das Osterfest des vergangenen Jahres, und ich führe auch keine der üblichen, sinnlosen Diskussionen mit dem Lama über gar nichts. Das Lama ist nicht einmal hier. Ich sitze allein am Frühstückstisch in der Küche.
Und auf der inzwischen schon obligatorischen Fotopostkarte, die das grinsende Lama auf irgendeinem zerfetzten Sitz im Inneren eines schäbigen Autobusses zeigt und die auf dem Tresen neben der Spüle liegt, steht geschrieben:
Letztes Ostern haben wir uns noch gar nicht gekannt!
Gruß und Kuss Kusskuss.
Und von einem Schabrackentapir keine Spur…
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