Tuesday, April 24, 2012

Dinge wandern durch das Haus…


* Kennst Du das auch?

- Was denn?

* Dass Gegenstände durch das Haus wandern?

- Gegenstände wandern durch das Haus? Wie das denn? Batteriebetriebene Gegenstände? Erschütterungen durch vorbeirasende LKW? Erdbeben? Poltergeister?

* Manchmal redest Du so einen Unsinn, Alter!

- Und warum wandern nun Gegenstände durch das Haus? Und vor allem, wo wollen sie eigentlich hin?

* Also damals, bei uns zu Hause.

- Auf den südamerikanischen Hochebenen Chiles?

* Halt die Klappe, Alter! Also damals, bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn.

- AHA!

* Unterbrich mich nicht dauernd, Alter!

- Muss doch ausnutzen, dass Du endlich wieder anrufst und dass ich auf Deinen Blödsinn direkt reagieren kann!

* Also, damals bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn, in dem ich sehr, sehr oft zu Gast war. Es war praktisch schon wie mein eigenes Zuhause.

- Kommt mir irgendwie bekannt vor. Bei einem, der gleich beim ersten Klingeln fragt, ob er einziehen darf, wundert mich gar nichts mehr.

* Alter!

- Ist ja schon gut. Also, da war dieses Haus mit den Nachbarn, und?

* Also, damals bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn, in dem ich sehr, sehr oft zu Gast war. Es war praktisch schon wie mein eigenes Zuhause. Und da gab es diesen orangen Teller aus Plastik. Der war eigentlich eher eine sehr breite, aber flache Schale, also mehr ein tiefer Teller. Aber eben aus Plastik. Ich glaube, das war ein Werbegeschenk aus den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Etwas, das man als Zugabe zu einer Palette Babybrei dazu bekommen haben könnte oder so…

- Woraus ist eigentlich Rinderfilet gemacht?

* Rind, nehme ich mal an. Warum?

- Und woraus wird dann wohl Babybrei gemacht? Oder was kommt auf den Kinderteller? Was ist mit Zigeunerschnitzeln? Oder Hundefutter?

* Alter!

- Wann gewöhnst Du Dir eigentlich endlich diese dusselige Anrede wieder ab? Ich weiß, ich kann es nicht leugnen oder verhindern, das Alter, aber musst Du die ganze Zeit darauf herumreiten?

* Alter! Kann man denn hier nicht einen Gedanken zu Ende bringen?

- Es fahre fort, das edle Tier…

* Also, damals bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn, in dem ich sehr, sehr oft zu Gast war. Es war praktisch schon wie mein eigenes Zuhause. Und da gab es diesen orangen Teller aus Plastik. Der war eigentlich eher eine sehr breite, aber flache Schale, also mehr ein tiefer Teller. Aber eben aus Plastik. Ich glaube, das war ein Werbegeschenk aus den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Etwas, das man als Zugabe zu einer Palette Babybrei dazu bekommen haben könnte oder so…

- Es wiederholet sich, das edle Tier…

* Also, nachdem dieser Teller zusammen mit den Einkäufen das Haus betreten und der Sohn des Hauses eine Zeit lang daraus seinen Brei gefüttert bekommen hat, verweilte er noch etliche Jahre im Küchenschrank. Er wurde noch dann und wann zur Aufbewahrung einer Eierpampe zum Panieren von Schnitzeln benutzt. Dabei nutzte er sich selber immer mehr ab. Das orange Plastik wurde spröde und fast schon haarig. Da wanderte der Teller weiter in Richtung Mülltonne. Aber er wurde nicht weggeworfen, denn er war ja noch nicht kaputt. Er diente dann noch einige Jahre als Untersetzer für eine Topfpflanze, aber nicht im Wohnzimmer, denn das knallige Orange passte nicht zur Inneneinrichtung. Und als er dann schließlich undicht wurde, wanderte er weiter in den Garten, wo er noch heute als Aufbewahrung und Ausbringungshilfe für Rasendüngerkügelchen dient. Wie Du siehst: Dieser Gegenstand ist durch das Haus gewandert. Von der Küche, in den Keller und schließlich in den Garten. Und das, obwohl er keine Beine und nicht einmal Batterien hat.

- Du kommst noch aus der schlechten, alten Zeit, oder? Hier wird garantiert nichts weggeworfen. Nieder mit der Wegwerfgesellschaft !!!

* Das verstehe ich jetzt nicht. Der Teller wurde ja gerade nicht weggeworfen, Alter!

- QUIQUEG! Hol' mich hier raus!

* Der Schabrackentapir aus Wanne-Eickel, mein heidnischer Freund, wird garantiert nicht an den Telefonapparat kommen. Er ist gerade beim Staatsempfang von Nelson Rolihlahla Mandala, dem ehemaligen Staatschef dieses Landes. Er hat uns zusammen mit unserer Rugby-Mannschaft zu einem gewaltigen Barbecue, dem sogenannten Braai eingeladen. Die hässlichen, grünen Trikots kratzen zwar etwas am Hals, aber dafür gibt es hier Boerewors und Biltong so viel das Herz oder der Magen begehrt. Dumm nur, dass wir Vegetarier sind, der Quiqueg und ich. Aber sonst ist die Stimmung echt phantastisch! Und wenn Du mir hier nicht gerade ein Ohr abkauen würdest, denn wäre ich schon längst wieder draußen in der Feiermenge.

- So, so. Ihr seid also in Südafrika. Wo denn genau? In Pretoria? In Kapstadt? In Johannesburg? Port Elizabeth?

* Irgendwo da in der Gegend, Alter. Du weißt schon.

- Und wie war es nun am Südpol?

* Kalt, Alter. Du weißt schon.

- Und hat die Geschichte mit dem wandernden Plastikteller auch eine Pointe oder bleibt sie so po-enten-los wie eine Deiner Story-Cube-Geschichten?

* Eine meiner was?

- Ach, vergiss es einfach.

* Schon passiert, Alter! Aber ich muss los. Quiqueg hat ein neues Flugzeug gefunden. Wir wollen nachher noch einen kleinen Rundflug über ein Elefantengebiet machen. Vielleicht treffen wir ja da den spanischen König auf Safari.

- Und von einem Schabrackentapir keine Spur?

* Verstehe ich nicht, Alter! Bist Du sicher, dass Dir das Alleinwohnen bekommt?

- Guten Flug!

Ich lege auf und den Telefonhörer weg. Wenn ich etwas nicht hören will, dann ist es, wie am anderen Ende der Leitung aufgelegt wird.

Und von einem Schabrackentapir keine Spur…

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