*
Kennst Du das auch?
- Was denn?
*
Dass Gegenstände durch das Haus wandern?
- Gegenstände wandern durch das Haus? Wie das denn?
Batteriebetriebene Gegenstände? Erschütterungen durch vorbeirasende LKW?
Erdbeben? Poltergeister?
*
Manchmal redest Du so einen Unsinn, Alter!
- Und warum wandern nun Gegenstände durch das Haus? Und
vor allem, wo wollen sie eigentlich hin?
*
Also damals, bei uns zu Hause.
- Auf den südamerikanischen Hochebenen Chiles?
* Halt
die Klappe, Alter! Also damals, bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer
Nachbarn.
- AHA!
* Unterbrich
mich nicht dauernd, Alter!
- Muss
doch ausnutzen, dass Du endlich wieder anrufst und dass ich auf Deinen Blödsinn
direkt reagieren kann!
* Also,
damals bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn, in dem ich sehr,
sehr oft zu Gast war. Es war praktisch schon wie mein eigenes Zuhause.
- Kommt
mir irgendwie bekannt vor. Bei einem, der gleich beim ersten Klingeln fragt, ob
er einziehen darf, wundert mich gar nichts mehr.
* Alter!
- Ist
ja schon gut. Also, da war dieses Haus mit den Nachbarn, und?
* Also,
damals bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn, in dem ich
sehr, sehr oft zu Gast war. Es war praktisch schon wie mein eigenes Zuhause.
Und da gab es diesen orangen Teller aus Plastik. Der war eigentlich eher eine
sehr breite, aber flache Schale, also mehr ein tiefer Teller. Aber eben aus
Plastik. Ich glaube, das war ein Werbegeschenk aus den 70er Jahren des
zwanzigsten Jahrhunderts. Etwas, das man als Zugabe zu einer Palette Babybrei
dazu bekommen haben könnte oder so…
- Woraus
ist eigentlich Rinderfilet gemacht?
* Rind,
nehme ich mal an. Warum?
- Und
woraus wird dann wohl Babybrei gemacht? Oder was kommt auf den Kinderteller?
Was ist mit Zigeunerschnitzeln? Oder Hundefutter?
* Alter!
- Wann
gewöhnst Du Dir eigentlich endlich diese dusselige Anrede wieder ab? Ich weiß, ich kann
es nicht leugnen oder verhindern, das Alter, aber musst Du die ganze Zeit
darauf herumreiten?
* Alter!
Kann man denn hier nicht einen Gedanken zu Ende bringen?
- Es
fahre fort, das edle Tier…
* Also,
damals bei uns zu Hause, da gab es dieses Haus unserer Nachbarn, in dem ich
sehr, sehr oft zu Gast war. Es war praktisch schon wie mein eigenes Zuhause.
Und da gab es diesen orangen Teller aus Plastik. Der war eigentlich eher eine
sehr breite, aber flache Schale, also mehr ein tiefer Teller. Aber eben aus
Plastik. Ich glaube, das war ein Werbegeschenk aus den 70er Jahren des
zwanzigsten Jahrhunderts. Etwas, das man als Zugabe zu einer Palette Babybrei
dazu bekommen haben könnte oder so…
- Es
wiederholet sich, das edle Tier…
* Also,
nachdem dieser Teller zusammen mit den Einkäufen das Haus betreten und der Sohn
des Hauses eine Zeit lang daraus seinen Brei gefüttert bekommen hat, verweilte
er noch etliche Jahre im Küchenschrank. Er wurde noch dann und wann zur
Aufbewahrung einer Eierpampe zum Panieren von Schnitzeln benutzt. Dabei nutzte
er sich selber immer mehr ab. Das orange Plastik wurde spröde und fast schon
haarig. Da wanderte der Teller weiter in Richtung Mülltonne. Aber er wurde
nicht weggeworfen, denn er war ja noch nicht kaputt. Er diente dann noch einige
Jahre als Untersetzer für eine Topfpflanze, aber nicht im Wohnzimmer, denn das
knallige Orange passte nicht zur Inneneinrichtung. Und als er dann schließlich
undicht wurde, wanderte er weiter in den Garten, wo er noch heute als
Aufbewahrung und Ausbringungshilfe für Rasendüngerkügelchen dient. Wie Du
siehst: Dieser Gegenstand ist durch das Haus gewandert. Von der Küche, in den
Keller und schließlich in den Garten. Und das, obwohl er keine Beine und nicht
einmal Batterien hat.
- Du
kommst noch aus der schlechten, alten Zeit, oder? Hier wird garantiert nichts
weggeworfen. Nieder mit der Wegwerfgesellschaft !!!
* Das
verstehe ich jetzt nicht. Der Teller wurde ja gerade nicht weggeworfen, Alter!
- QUIQUEG!
Hol' mich hier raus!
* Der
Schabrackentapir aus Wanne-Eickel, mein heidnischer Freund, wird garantiert
nicht an den Telefonapparat kommen. Er ist gerade beim Staatsempfang von Nelson
Rolihlahla Mandala, dem ehemaligen Staatschef dieses Landes. Er hat uns
zusammen mit unserer Rugby-Mannschaft zu einem gewaltigen Barbecue, dem
sogenannten Braai eingeladen. Die hässlichen, grünen Trikots kratzen zwar etwas
am Hals, aber dafür gibt es hier Boerewors und Biltong so viel das Herz oder
der Magen begehrt. Dumm nur, dass wir Vegetarier sind, der Quiqueg und ich.
Aber sonst ist die Stimmung echt phantastisch! Und wenn Du mir hier nicht
gerade ein Ohr abkauen würdest, denn wäre ich schon längst wieder draußen in der
Feiermenge.
- So,
so. Ihr seid also in Südafrika. Wo denn genau? In Pretoria? In Kapstadt? In
Johannesburg? Port Elizabeth?
* Irgendwo
da in der Gegend, Alter. Du weißt schon.
- Und
wie war es nun am Südpol?
* Kalt,
Alter. Du weißt schon.
- Und
hat die Geschichte mit dem wandernden Plastikteller auch eine Pointe oder
bleibt sie so po-enten-los wie eine Deiner Story-Cube-Geschichten?
* Eine
meiner was?
- Ach,
vergiss es einfach.
* Schon
passiert, Alter! Aber ich muss los. Quiqueg hat ein neues Flugzeug gefunden.
Wir wollen nachher noch einen kleinen Rundflug über ein Elefantengebiet machen.
Vielleicht treffen wir ja da den spanischen König auf Safari.
- Und
von einem Schabrackentapir keine Spur?
* Verstehe
ich nicht, Alter! Bist Du sicher, dass Dir das Alleinwohnen bekommt?
- Guten
Flug!
Ich
lege auf und den Telefonhörer weg. Wenn ich etwas nicht hören will, dann ist
es, wie am anderen Ende der Leitung aufgelegt wird.
Und von einem
Schabrackentapir keine Spur…
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