Tuesday, February 07, 2012

Mehr Schiffsverkehr…

Die Kältewelle reißt einfach nicht ab. Minusgrade seit über einer Woche. Die Eisbrecherboote sind Tag und Nacht im Einsatz. Sie tuckern den Fluss hinauf und hinunter, unter der Bromford Bridge hindurch, um den Wasserweg zum Hafen eisfrei zu halten – mit eher mäßigem Erfolg.

Die Fähre nach Kirren Island, der kleinen Insel mit dem Luxushotel in der Bucht vor Bromford, hat ihren Verkehr eingestellt. Sie liegt eingefroren am Rande des Hafens und wartet auf wärmeres Wetter.

Die Dächer Bromfords glitzern vom Frost und Raureif, denn Schnee gibt es in diesem Winter kaum.

Ich ziehe den Schal enger um den Hals und kuschele mich in meine warme Wolldecke. Seufzend nippe ich an meiner heißen Milch mit Honig.

Ach ja, da ist ja noch die neuste Botschaft jenes untreuen Paarhufers…

Servus, Bibblius!

Die Kälte hat ein Ende!!!

Was es nicht sagt, das alte Kamel!? Ich schnaube empört in meinen Milchbart und lese weiter.

Wusstest Du, dass Schabrackentapire Schabrackentapire heißen, weil der breite, weiße Streifen auf ihrem Rücken an einen Überwurf erinnert, den man im Reitsport als Schabracke bezeichnet? Und wusstest Du auch, dass der Schabrackentapir die einzige der vier Tapirarten ist, die in Südostasien beheimatet ist? Also ist Quiqueg, mein Heidenfreund, in Wahrheit gar kein südamerikanischer Landsmann, sondern ein entfernter Nachbar aus dem Südosten Asiens.

Und wusstest Du ferner, dass Schabrackentapire eher allergisch auf Kälte und Schnee reagieren? Nach nur wenigen Minuten in dieser Gletscherspalte im Himalaya - was übrigens eine Spalte in einem Gletscher ist - fing Quiqueg plötzlich an zu bibbern und zu zittern, bis er jede Farbe verloren hatte und mit einem Mal vom Rüssel bis zum Schwanz weiß war. Keine Spur mehr von einem schwarzen Kopf und Hinterteil.

Zum Glück kamen in diesem Moment Reinhold M., der Yeti und seine Außenminister-Trägerin Hillary Edmund-Percival zurück und zogen uns aus der Gletscherspalte, die übrigens eine Spalte in einem Gletscher ist, oder so.

Sie brachten uns dann zurück zu unserem Sportflugzeug, das sie inzwischen mit Flugbenzin aus ausgekochter Yak-Milch vollgetankt hatten.

Quiqueg hatte den Rüssel gestrichen voll und wollte nur noch nach Hause zu seiner Schabrackentapirfamilie. Also flogen wir los in Richtung Südosten mit unserem Miniflugzeug, das unterwegs einige Male seltsam vor sich hin blökte und muhte. Ich schwöre es!

Schabrackentapire sind in Südostasien beheimatet, wusstest Du das? Ihr heutiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Süden Myanmars und dem westlichen Thailand über die Malaiische Halbinsel bis zur Insel Sumatra. Unbestätigte Sichtungen gibt es unter anderem aus Kambodscha und von der Insel Borneo.

Dies ist der Rest eines einst viel größeren Verbreitungsgebiets, das sich vom Süden Chinas über ganz Südostasien erstreckte und auch die Insel Borneo umfasste. Da der Schabrackentapir in diesen Ländern schon vor mehreren Jahrtausenden ausstarb, ist umstritten, ob menschliches Zutun für diesen Schwund des Verbreitungsgebiets verantwortlich ist oder nicht. Habe ich jedenfalls irgendwo gelesen.

Aber jetzt sind wir tatsächlich auf der drittgrößten Insel der Welt und besuchen das Schabrackentapirkönigreich, in dem Quiqueg, mein Heidenfreund, nach eigenen Angaben der Thronfolger ist. Es liegt verborgen in der Mitte der Insel Borneo, tief versteckt im dichten Urwald. Hier ist es feuchter und schwüler als in jedem Tropenschwimmbad oder jeder Reptilienhalle in jedem Zoo, in dem ich je gewesen bin.

Aber Quiqueg tut es offensichtlich gut. Er hat bereits deutlich mehr Farbe als noch vor einer Woche, erstrahlt wieder im hellsten Schwarz und Weiß.

Aber wenn ich noch mehr Tampoi Belimbings, Mangosteens, Dukus und Langsats oder Longans und Durians zu fressen bekomme, dann bekomme ich bestimmt noch Fruchtzucker!

Ich hoffe, Du schwitzt nicht genauso viel wie ich in diesem Saunaklima.

Gruß und Kuss Kusskuss!


Ich glaube, ich habe die Karte des Lamas gar nicht richtig gelesen. Borneo? Was weiß ich über Borneo? Was muss ich über Borneo wissen? Und auf dem Foto der Postkarte ist außer üppigem, grünen Urwald nur ein verschwommener brauner Fleck zu sehen, der mit sehr viel Fantasie das Fell des Lamas sein könnte.

Heute ist Charles Dickens zweihundertster Geburtstag.
"Bitte, Herr, ich möchte noch etwas mehr", geht es mir durch den Kopf. Aber wer hat das nur gesagt? Wer war nur durch die katastrophalen Zustände in einem Waisenhause dazu gezwungen, um mehr Nahrung zu bitten, und wurde schließlich eine Woche lang in den Kohlenkeller gesperrt? War das David Copperfield? Oder Ebenezer Scrooge? Oder doch Oliver Twist? Und was haben Horst und Frank mit all dem zu tun?

Die heiße Milch ist kalt. Mir dröhnt der Schädel von den lärmenden Eisbrechern. Ich will mehr Schiffsverkehr, denke ich noch.

Und von einem Schabrackentapir keine Spur…

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