Wednesday, October 19, 2011

Einstellungen…

Das Lama steht im Flur auf allen Vieren und säuft Sangria aus einem blauen Plastikeimer durch einen zwei Meter langen Strohhalm.

Macht man so was nicht normalerweise am Ballermann auf Mallorca? Wann war das Lama denn auf Mallorca? Woher kommt der Eimer? Und woher kommt der Sangria?

Ich bin mir nicht bewusst, jemals Strohhalme im Penthouse gehabt zu haben, geschweige denn Sangria.

"Hast Du eigentlich eine Einstellung?" kommt es mir in den Sinn, das kommunistische Känguru von Marc-Uwe Kling und seine politischen Einstellungen im Hinterkopf.

"Was?" grunzt das Lama und pustet jetzt in den Strohhalm statt daran zu saugen. Die Flüssigkeit im Eimer wirft Blasen. "Was denn für eine Einstellung? Wofür hältst Du mich? Für ein Handy? Für einen Receiver? Für eine Satellitenschüssel? Ich bin kein Elektrogerät! Ich brauche keine Einstellung!"

"Ist ja schon gut", versuche ich zu beschwichtigen. "War ja nur so eine Frage, die mir durch den Kopf schoss."

"So lange Dir nichts Anderes durch den Kopf schießt! Oder heißt es 'jemand' Anderes?"

Vielleicht ist das Lama doch ein Terrorist, denke ich. Ein Schläfer. Vielleicht sogar ein Blogkommenterrorist.

"Da oben muss es übrigens heißen: 'und säuft Abflussreiniger aus einem blauen Plastikeimer durch einen zwei Meter langen Strohhalm'."

"Was?" Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich keine Ahnung, wovon das Tier da spricht.

"Am Anfang von diesem Post schreibst Du, ich würde Sangria aus einem Plastikeimer saufen", erklärt das Lama. "Das ist falsch. Ich mag diese süße Fruchtplörre überhaupt nicht. Ich war noch nie auf Mallorca und am Ballermann. Und ich halte nichts von alkoholgeschwängertem Massentourismus mit Koma-Saufen und Delirium. Und außerdem hast und hattest Du niemals Sangria im Haus."

Ist das nicht auch irgendwie eine politische Einstellung, frage ich mich.

Dann geht mir auf, was das Lama da gerade gesagt hat.

"Du säufst Abflussreiniger?" 
hallt mein Schrei durch das Penthouse.

"Wer weiß, der weiß", antwortet das Lama, während mein Entsetzensschrei ein Paar Tauben vom Dachrand aufscheucht und in den Abendhimmel fliegen lässt.

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