"Wer ist eigentlich die kleine Brünette mit dem Laptop an unserem Küchentisch?" frage ich das Lama hinter meiner Zeitung.
Ich habe Kopfschmerzen und rötliche Striemen am Hals und an den Handgelenken. Mir ist irgendwie schwummrig, und mein Gedächtnis scheint mir seit letzter Woche Streiche spielen zu wollen.
"Das ist meine Praktikantin", sagt das Lama.
"Wozu brauchst Du denn eine Praktikantin?" frage ich.
"Du kannst sie auch als studentische Hilfskraft bezeichnen, aber das hört sie nicht so gerne. Und der Begriff Praktikantin beschreibt unser Verhältnis auch nicht so ganz richtig. Ich würde sie eher meine persönliche Assistentin nennen. Sie tut alles, wozu ich mit meinen dicken Zehen nicht in der Lage bin."
Das Klackern der Laptop-Tastatur hämmert in meinem dröhnenden Schädel. Ich schaue kurz hinter meiner Zeitung hervor und beobachte, wie die junge Frau ihre dicke Hornbrille wieder die Nase hinaufschiebt. Schreibt sie mit, was wir hier reden? Führt sie Protokoll?
"Bist Du eigentlich ein Alpaka?" frage ich das Lama.
"Keine Ahnung. Muss ich?" entgegnet das Lama.
"War ja nur so eine Frage", sage ich und blättere weiter in meiner Zeitung.
"Und Du?" fragt das Lama. "Bist Du ein Gnu?"
Ich überlege kurz, zähle Arme und Beine durch und antworte: "Definitiv nicht!"
"Na, dann", sagt das Lama und kaut weiter vor sich hin.
Es knistert und kraspelt.
"Frisst Du gerade meine Zeitung?" frage ich und schaue kurz vom Lokalteil auf.
"Keine Ahnung. Muss ich?" entgegnet das Lama und schluckt den Sportteil hinunter.
"Du musst gar nichts", sage ich. "Aber um noch mal auf Deine studentische Hilfskraft zurückzukommen…"
"Persönliche Assistentin der Geschäftsleitung der Lamerica Industries wäre die korrekte Bezeichnung meiner Position!"
Hilfe! War dieser schrille Laut etwas die Stimme der kleinen Brünetten?
Aber bei Lamerica Industries beginnt eine Saite der Erinnerung in meinem Kopf zu schwingen. Haben wir nicht erst neulich diese amerikanische Fernsehserie auf DVD angeschaut? Diese Sitcom über gar nichts?
"Du hast also eine Scheinfirma gegründet?" dämmert es in mir herauf. "Und Dir unter diesem Vorwand eine Praktikantin von der Universität geholt?"
Ich lege die Zeitung zur Seite.
Das Lama hört auf zu kauen und sieht alles und jeden in der Küche an, nur nicht mich.
"Wie hieß noch gleich der durchgeknallte Nachbar der Hauptperson in dieser amerikanischen Sitcom?"
Ich erhebe mich und bewege mich langsam auf das Lama zu, das mit seinem Küchenstuhl immer weiter vor mir zurückweicht.
"Und wie hieß noch mal seine blödsinnige Scheinfirma?"
"Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest", flüstert das Lama.
"Hieß diese Firma nicht Kramerica Industries? Und hat dieser Nachbar-Typ seinen Praktikanten nicht alles Mögliche tun lassen, wozu er selber gerade keine Lust hatte? Und hatte das nicht alles mehr als sehr wenig mit der Wirtschaft und der Industrie zu tun, was dieser Praktikant nun mal an der Universität von New York studierte?"
Das Lama kaut nervös an einer seiner braunen Locken am eigenen Hals.
"Crème-Wer?" murmelt es. "Ich kenne niemanden mit dem Namen Cosmo Kramer und auch keine Firma Kramerica Industries. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen oder deren Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt."
"Aha!" Jetzt habe ich das Lama sprichwörtlich in die Ecke gedrängt. "Was tut Deine persönliche Assistentin denn für Dich? Bringt sie Deine Wäsche in die Reinigung? Kauft sie für Dich ein? Übernimmt sie Deinen Putzdienst hier in der Wohnung?"
Das Lama wimmert und windet sich.
"Oder tippt sie für Dich heimlich Blogbeiträge und fesselt und knebelt Deinen Mitbewohner?" grolle ich.
Das Lama gibt einen quietschenden Laut von sich.
"ICH WEISS, WAS DU LETZTEN DIENSTAG GETAN HAST!" brülle ich.
Dann besteht die ganze Welt nur noch aus drei Worten:
Ich habe Kopfschmerzen und rötliche Striemen am Hals und an den Handgelenken. Mir ist irgendwie schwummrig, und mein Gedächtnis scheint mir seit letzter Woche Streiche spielen zu wollen.
"Das ist meine Praktikantin", sagt das Lama.
"Wozu brauchst Du denn eine Praktikantin?" frage ich.
"Du kannst sie auch als studentische Hilfskraft bezeichnen, aber das hört sie nicht so gerne. Und der Begriff Praktikantin beschreibt unser Verhältnis auch nicht so ganz richtig. Ich würde sie eher meine persönliche Assistentin nennen. Sie tut alles, wozu ich mit meinen dicken Zehen nicht in der Lage bin."
Das Klackern der Laptop-Tastatur hämmert in meinem dröhnenden Schädel. Ich schaue kurz hinter meiner Zeitung hervor und beobachte, wie die junge Frau ihre dicke Hornbrille wieder die Nase hinaufschiebt. Schreibt sie mit, was wir hier reden? Führt sie Protokoll?
"Bist Du eigentlich ein Alpaka?" frage ich das Lama.
"Keine Ahnung. Muss ich?" entgegnet das Lama.
"War ja nur so eine Frage", sage ich und blättere weiter in meiner Zeitung.
"Und Du?" fragt das Lama. "Bist Du ein Gnu?"
Ich überlege kurz, zähle Arme und Beine durch und antworte: "Definitiv nicht!"
"Na, dann", sagt das Lama und kaut weiter vor sich hin.
Es knistert und kraspelt.
"Frisst Du gerade meine Zeitung?" frage ich und schaue kurz vom Lokalteil auf.
"Keine Ahnung. Muss ich?" entgegnet das Lama und schluckt den Sportteil hinunter.
"Du musst gar nichts", sage ich. "Aber um noch mal auf Deine studentische Hilfskraft zurückzukommen…"
"Persönliche Assistentin der Geschäftsleitung der Lamerica Industries wäre die korrekte Bezeichnung meiner Position!"
Hilfe! War dieser schrille Laut etwas die Stimme der kleinen Brünetten?
Aber bei Lamerica Industries beginnt eine Saite der Erinnerung in meinem Kopf zu schwingen. Haben wir nicht erst neulich diese amerikanische Fernsehserie auf DVD angeschaut? Diese Sitcom über gar nichts?
"Du hast also eine Scheinfirma gegründet?" dämmert es in mir herauf. "Und Dir unter diesem Vorwand eine Praktikantin von der Universität geholt?"
Ich lege die Zeitung zur Seite.
Das Lama hört auf zu kauen und sieht alles und jeden in der Küche an, nur nicht mich.
"Wie hieß noch gleich der durchgeknallte Nachbar der Hauptperson in dieser amerikanischen Sitcom?"
Ich erhebe mich und bewege mich langsam auf das Lama zu, das mit seinem Küchenstuhl immer weiter vor mir zurückweicht.
"Und wie hieß noch mal seine blödsinnige Scheinfirma?"
"Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest", flüstert das Lama.
"Hieß diese Firma nicht Kramerica Industries? Und hat dieser Nachbar-Typ seinen Praktikanten nicht alles Mögliche tun lassen, wozu er selber gerade keine Lust hatte? Und hatte das nicht alles mehr als sehr wenig mit der Wirtschaft und der Industrie zu tun, was dieser Praktikant nun mal an der Universität von New York studierte?"
Das Lama kaut nervös an einer seiner braunen Locken am eigenen Hals.
"Crème-Wer?" murmelt es. "Ich kenne niemanden mit dem Namen Cosmo Kramer und auch keine Firma Kramerica Industries. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen oder deren Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt."
"Aha!" Jetzt habe ich das Lama sprichwörtlich in die Ecke gedrängt. "Was tut Deine persönliche Assistentin denn für Dich? Bringt sie Deine Wäsche in die Reinigung? Kauft sie für Dich ein? Übernimmt sie Deinen Putzdienst hier in der Wohnung?"
Das Lama wimmert und windet sich.
"Oder tippt sie für Dich heimlich Blogbeiträge und fesselt und knebelt Deinen Mitbewohner?" grolle ich.
Das Lama gibt einen quietschenden Laut von sich.
"ICH WEISS, WAS DU LETZTEN DIENSTAG GETAN HAST!" brülle ich.
Dann besteht die ganze Welt nur noch aus drei Worten:
"DREI WETTER KRAFT…"