Monday, October 31, 2011

Studentische Hilfskraft…


"Wer ist eigentlich die kleine Brünette mit dem Laptop an unserem Küchentisch?" frage ich das Lama hinter meiner Zeitung.

Ich habe Kopfschmerzen und rötliche Striemen am Hals und an den Handgelenken. Mir ist irgendwie schwummrig, und mein Gedächtnis scheint mir seit letzter Woche Streiche spielen zu wollen.

"Das ist meine Praktikantin", sagt das Lama.

"Wozu brauchst Du denn eine Praktikantin?" frage ich.

"Du kannst sie auch als studentische Hilfskraft bezeichnen, aber das hört sie nicht so gerne. Und der Begriff Praktikantin beschreibt unser Verhältnis auch nicht so ganz richtig. Ich würde sie eher meine persönliche Assistentin nennen. Sie tut alles, wozu ich mit meinen dicken Zehen nicht in der Lage bin."

Das Klackern der Laptop-Tastatur hämmert in meinem dröhnenden Schädel. Ich schaue kurz hinter meiner Zeitung hervor und beobachte, wie die junge Frau ihre dicke Hornbrille wieder die Nase hinaufschiebt. Schreibt sie mit, was wir hier reden? Führt sie Protokoll?

"Bist Du eigentlich ein Alpaka?" frage ich das Lama.

"Keine Ahnung. Muss ich?" entgegnet das Lama.

"War ja nur so eine Frage", sage ich und blättere weiter in meiner Zeitung.

"Und Du?" fragt das Lama. "Bist Du ein Gnu?"

Ich überlege kurz, zähle Arme und Beine durch und antworte: "Definitiv nicht!"

"Na, dann", sagt das Lama und kaut weiter vor sich hin.

Es knistert und kraspelt.

"Frisst Du gerade meine Zeitung?" frage ich und schaue kurz vom Lokalteil auf.

"Keine Ahnung. Muss ich?" entgegnet das Lama und schluckt den Sportteil hinunter.

"Du musst gar nichts", sage ich. "Aber um noch mal auf Deine studentische Hilfskraft zurückzukommen…"

"Persönliche Assistentin der Geschäftsleitung der Lamerica Industries wäre die korrekte Bezeichnung meiner Position!"

Hilfe! War dieser schrille Laut etwas die Stimme der kleinen Brünetten?

Aber bei Lamerica Industries beginnt eine Saite der Erinnerung in meinem Kopf zu schwingen. Haben wir nicht erst neulich diese amerikanische Fernsehserie auf DVD angeschaut? Diese Sitcom über gar nichts?

"Du hast also eine Scheinfirma gegründet?" dämmert es in mir herauf. "Und Dir unter diesem Vorwand eine Praktikantin von der Universität geholt?"

Ich lege die Zeitung zur Seite.

Das Lama hört auf zu kauen und sieht alles und jeden in der Küche an, nur nicht mich.

"Wie hieß noch gleich der durchgeknallte Nachbar der Hauptperson in dieser amerikanischen Sitcom?"

Ich erhebe mich und bewege mich langsam auf das Lama zu, das mit seinem Küchenstuhl immer weiter vor mir zurückweicht.

"Und wie hieß noch mal seine blödsinnige Scheinfirma?"

"Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest", flüstert das Lama.

"Hieß diese Firma nicht Kramerica Industries? Und hat dieser Nachbar-Typ seinen Praktikanten nicht alles Mögliche tun lassen, wozu er selber gerade keine Lust hatte? Und hatte das nicht alles mehr als sehr wenig mit der Wirtschaft und der Industrie zu tun, was dieser Praktikant nun mal an der Universität von New York studierte?"

Das Lama kaut nervös an einer seiner braunen Locken am eigenen Hals.

"Crème-Wer?" murmelt es. "Ich kenne niemanden mit dem Namen Cosmo Kramer und auch keine Firma Kramerica Industries. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen oder deren Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt."

"Aha!" Jetzt habe ich das Lama sprichwörtlich in die Ecke gedrängt. "Was tut Deine persönliche Assistentin denn für Dich? Bringt sie Deine Wäsche in die Reinigung? Kauft sie für Dich ein? Übernimmt sie Deinen Putzdienst hier in der Wohnung?"

Das Lama wimmert und windet sich.

"Oder tippt sie für Dich heimlich Blogbeiträge und fesselt und knebelt Deinen Mitbewohner?" grolle ich.

Das Lama gibt einen quietschenden Laut von sich.

"ICH WEISS, WAS DU LETZTEN DIENSTAG GETAN HAST!" brülle ich.

Dann besteht die ganze Welt nur noch aus drei Worten:

"DREI WETTER KRAFT…"

Tuesday, October 25, 2011

DREI WETTER KRAFT...

Hamburg, 8:30 Uhr
Wiedermal Regen.
Perfekter Halt für 's Haar – Drei Wetter Kraft

Zwischenstopp München
Es ist ziemlich windig.
Perfekter Sitz – Drei Wetter Kraft

Weiterflug nach Rom
Die Sonne brennt.
Perfekter Schutz – Drei Wetter Kraft

Meine Frisur ist geschützt. Jederzeit. Bei jedem Wetter.

Drei Wetter Kraft – Als Spray oder als Pumpspray – Beide FCKW-frei

Und wenn Sie mich fragen:
Sind Ihre seidigen braunen Locken natur- oder dauergewellt?

So antworte ich Ihnen:
Ich besitze die Kraft der zwei Herzen und Drei Wetter Kraft.

Drei Wetter Kraft – Und in Bad und WC ist alles OK.

Und statt endlich mal das mit der Reihe oder den Masterplan in diesem Blog zu erklären, kommt von Bromford Bibble nur ein undeutliches und unverständliches "Mmmgrmpf!" unter seinem Knebel hervor, während er sich irgendwie unbehaglich in dem Tau windet, das ihn auf unerklärliche Weise irgendwie an einen Küchenstuhl fesselt.

Drei Wetter Kraft – Da freut sich das Lama.

Wednesday, October 19, 2011

Einstellungen…

Das Lama steht im Flur auf allen Vieren und säuft Sangria aus einem blauen Plastikeimer durch einen zwei Meter langen Strohhalm.

Macht man so was nicht normalerweise am Ballermann auf Mallorca? Wann war das Lama denn auf Mallorca? Woher kommt der Eimer? Und woher kommt der Sangria?

Ich bin mir nicht bewusst, jemals Strohhalme im Penthouse gehabt zu haben, geschweige denn Sangria.

"Hast Du eigentlich eine Einstellung?" kommt es mir in den Sinn, das kommunistische Känguru von Marc-Uwe Kling und seine politischen Einstellungen im Hinterkopf.

"Was?" grunzt das Lama und pustet jetzt in den Strohhalm statt daran zu saugen. Die Flüssigkeit im Eimer wirft Blasen. "Was denn für eine Einstellung? Wofür hältst Du mich? Für ein Handy? Für einen Receiver? Für eine Satellitenschüssel? Ich bin kein Elektrogerät! Ich brauche keine Einstellung!"

"Ist ja schon gut", versuche ich zu beschwichtigen. "War ja nur so eine Frage, die mir durch den Kopf schoss."

"So lange Dir nichts Anderes durch den Kopf schießt! Oder heißt es 'jemand' Anderes?"

Vielleicht ist das Lama doch ein Terrorist, denke ich. Ein Schläfer. Vielleicht sogar ein Blogkommenterrorist.

"Da oben muss es übrigens heißen: 'und säuft Abflussreiniger aus einem blauen Plastikeimer durch einen zwei Meter langen Strohhalm'."

"Was?" Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich keine Ahnung, wovon das Tier da spricht.

"Am Anfang von diesem Post schreibst Du, ich würde Sangria aus einem Plastikeimer saufen", erklärt das Lama. "Das ist falsch. Ich mag diese süße Fruchtplörre überhaupt nicht. Ich war noch nie auf Mallorca und am Ballermann. Und ich halte nichts von alkoholgeschwängertem Massentourismus mit Koma-Saufen und Delirium. Und außerdem hast und hattest Du niemals Sangria im Haus."

Ist das nicht auch irgendwie eine politische Einstellung, frage ich mich.

Dann geht mir auf, was das Lama da gerade gesagt hat.

"Du säufst Abflussreiniger?" 
hallt mein Schrei durch das Penthouse.

"Wer weiß, der weiß", antwortet das Lama, während mein Entsetzensschrei ein Paar Tauben vom Dachrand aufscheucht und in den Abendhimmel fliegen lässt.

Friday, October 14, 2011

Wieder in der Reihe…

* Also, ich finde immer noch, Du musst das mit der Reihe mal erklären.

- Es gibt keine Reihe, wie oft soll ich das noch sagen!?

* Und doch gibt es eine Reihe!

- Gibt es nicht! Gibt es nicht!

* Gibt es wohl!

- Gibt es nicht! Und immer dreimal mehr als Du!

* Das ist kindisch und albern!

- Das sagt der richtige! Oder die richtige? Oder das richtige? Der? Die? Das? Was bist Du eigentlich? m oder w? Ying oder Yang? Männlein oder Weiblein?

* Du denkst mal wieder viel zu zweidimensional! Oder zweigleisig? Manchmal lässt sich die Welt nicht einteilen in Schwarz oder Weiß!

- Wie Du willst! Dann bleibe ich eben bei "das". Nette Lockenwickler übrigens!

* Du lenkst ja nur ab! Wie ist das nun mit der Reihe und dem Masterplan?

- Es gibt keine Reihe und keinen Plan!

* Gibt es doch! Gibt es doch!

- Wir drehen uns im Kreis!

* Also, ich finde immer noch, Du musst das mit der Reihe mal erklären.

- Quod erat demonstrandum! Und wer blockt hier eigentlich? Du oder ich?

* Entschuldige, aber ich spreche kein Klingonisch. Außerdem sind die dusseligen Tasten Deiner unpraktischen Tastatur viel zu klein für meine zwei bis acht Zehen. Somit könnte ich gar nicht bloggen geschweige denn tippen, selbst, wenn ich es wollte. Und Du bist nicht Sven Regener. Und ich bin nicht Dein Hamburg-Heiner!

- Hat ja auch niemand behauptet. Außerdem hatte ich die Idee eines alles kommentierenden Blogkommenterroristen schon lange bevor ich die Blogs von Herrn Regener gelesen hatte.

* Das kann ja jeder sagen! Bist Du sicher, Du alter Plakateur?

- Bist Du Frank, Du altes, durchgeknalltes Lama?

* Frank Lehmann?

- Der ehemalige Moderator der Börsensendung im Ersten?

* Nein, dem Sven Regener ihm sein Frank Lehmann.

- Jetzt behaupte ja nicht, Du hättest 'Herr Lehmann' gelesen!

* Auf Frank reimt sich krank
Und blank
Und rank
Und Schrank
Und schlank
Und Schwank
Und Hank
Und was ist eigentlich mit Frank? *

Aber mein Frank wird ja immer noch englisch ausgesprochen:
FRÄNK…
Denke ich und werfe mein leeres Weinglas von der Dachterrasse.

Monday, October 10, 2011

Der Schrei des Lamas…

"OH, NEIN! Du hast es schon wieder getan!"

Der Schrei des Lamas hallt durch das Penthouse.

Erschrocken stürze ich ins Wohnzimmer.

Das Lama steht am Fenster und rollt die großen, schwarzen Augen.

"Was habe ich getan?" frage ich etwas außer Atem.

"Du hast das Fenster offen gelassen!"

"Ja, und?" frage ich verständnislos.

"Siehst Du denn nicht, wie das Mondlicht ins Zimmer fällt?" Das Lama wirft beschwörend die Vorderhufe in Richtung Decke. "Jetzt ist hier drinnen alles voller Mondlicht! Die Decke, die Wände, der Fußboden, der Teppich! Das geht doch nie wieder raus!"

"Dabei ist noch nicht mal Vollmond", stelle ich vorsichtig in den Raum.

"OH, NEIN!" schreit das Lama. "Vollmond ist erst am Mittwoch, aber Mittwoch ist außer der Reihe. Und wie oft muss ich Dich noch daran erinnern, dass wir nicht aus der Reihe tanzen sollten? Oder heißt es, außerhalb der Reihe tanzen? Ich weiß manchmal nicht, wo mir der Kopf steht!"

Und während es noch den Sitz seiner Lockenwickler überprüft, mache ich mir ernsthaft Sorgen um seinen allgemeinen Geisteszustand.

Saturday, October 08, 2011

Portschlüssel…

"Da schau her!" Ich lese in der Zeitung und werfe es in den Raum. "Sting und Sir Bob Geldof sind nun auch schon sechzig Jahre alt geworden. Desmond Tutu sogar schon achtzig. Und alle drei Oktoberkinder."

"Du blockst außerhalb der Reihe!" meckert das Lama.

"Halt die Klappe!" zische ich zurück. "Niemand kennt die Reihe. Und außerdem nennt man das Aktualität."

Ich bezweifele wirklich, dass das Lama die drei von mir erwähnten Geburtstagskinder kennt. Wie alt kann so ein Lama werden? Und wie alt ist dieses hier?

"Wer ist dieser Sting?" fragt es dann auch prompt. "Klingt wie der Bösewicht in einem Superhelden-Comic."

Darauf gebe ich keine Antwort.

"Man sollte vorsichtig sein mit diesen Geo Caches!"

Ich senke die Zeitung. "Was?" frage ich.

Das Lama starrt mit starren und weit aufgerissenen Augen in ein prasselndes Kaminfeuer, das es sich auf Blu-Ray Disk auf dem großen Plasmafernseher anschaut.

"Nicht, dass diese Dinger insgeheim Portschlüssel sind und jeden, der sie berührt, sonst wohin transportieren, so oft wie in dem Zusammenhang von Muggeln die Rede ist."

Mit leerem Kopf folge ich dem Blick des Lamas und starre nun ebenfalls in das künstliche Feuer auf dem hochauflösenden Bildschirm. Und ich habe nicht den blassesten Schimmer, wovon das Tier da spricht.

Tuesday, October 04, 2011

NETFEED/NACHRICHTEN:

"Bromford Bibble ist der größte Plagiator des Internets und der ganzen Welt. Ohne Rücksicht auf Verluste wildert und klaut er nach Herzenslust in allen Fernsehserien und Filmen, die er jemals gesehen hat, in allen Büchern und Romanen, die er jemals gelesen hat, und in jeder Musik, jedem Lied, das er jemals gehört hat. Außerdem ist er ein Hochstapler, und Bromford Bibble ist nicht einmal sein richtiger Name…"

Das Lama schmatzt anerkennend und schaut mich schräg von der Seite an.

Wir sitzen auf meinem Sofa und sehen fern.

Ich habe keine Ahnung, woher der riesige Plasmafernseher plötzlich kommt, und das Lama weigert sich, mir diese Frage zu beantworten.

Da es seit seinem Einzug in meine Wohnung das Penthouse nicht verlassen hat, tippe ich auf den Versandhandel als Bezugsquelle.

Aber da es keinerlei Einkommen hat, tippe ich genauso auf eine eher illegale Bezugsquelle.

"Bromford Bibble?" fragt das Lama. "Ist das nicht Dein Name?"

Ich seufze und nicke.

Das Lama schaltet den Fernseher aus.

"Was soll schlimm daran sein, wenn man ein Plakitator ist?" fragt das Lama.

Stellt es sich absichtlich dumm?

"Irgendjemand muss doch all die Plakate in der Stadt aufhängen."

Das Lama trabt in die Küche und frisst praktisch um Vorbeigehen ein Netz mit einem Dutzend Äpfel leer.

"Warum nennst Du mich eigentlich nie bei meinem Namen?" fragt es, als es wieder ins Wohnzimmer zurückkommt. "Wozu habe ich mich denn bei meinem ersten Besuch überhaupt mit Namen vorgestellt?"

"Weil ich nicht will, dass Du Deinen eigenen Namen als Aufforderung missverstehst", antworte ich.

"Punkt für Dich!" verkündet das Lama und reißt wie üblich die Fernbedienung an sich.