"Was ist hier denn los?" brülle ich, um den Lärm zu übertönen, den das Lama macht.
Das Tier trägt ein einfarbig braunes Trikot mit der weißen Rückennummer 42, dazu eine nachgemachte Hawaii-Kette mit braunen Kunststoffblüten und zwei braune Fahnen, die es sich mit einem Halfter auf die Schultern geschnallt hat. Im Maul zwischen den Zähnen dreht es eine ebenfalls braune Holzratsche und veranstaltet damit einen ohrenbetäubenden Radau.
Als ich es anbrülle, spuckt es die Ratsche aus und schreit: "Olá! Olá! Olá! Olá! Olá!"
"Olá?" frage ich skeptisch. "Meinst Du nicht eher Olé?"
"Jetzt zieh' hier nicht so eine Schnute, Alter, und bring Dich endlich mal in Stimmung!" fordert das Tier mich auf. "Schließlich ist nur alle vier Jahre Lameltmeisterschaft im Lamußball. Soll ich Dir auch unsere Lamationalfahne auf die Backe malen?"
Es kommt mit etwas auf mich zu, das wie ein Wachsmalstift aussieht und die gleiche braune Farbe hat wie das Lamafell, das Trikot und der ganze Rest.
"Ne, lass mal", sage ich und weiche geschickt aus, um dann zu fragen: "Lameltmeisterschaft? Um was geht es da nochmal genau?"
Das Lama wiegt sich seitlich von einem Beinpaar auf das andere und bringt damit die Fahnen auf seinen Schultern zum Flattern.
"Kein Ahnung, worum es da genau geht", brummt es dann, "aber dieses Tunier hat scheinbar irgendwas mit Essen zu tun. 42 Lamas in zwei Lamannschaften grasen über den Rasen, irgendeinem Ball hinterher. Manchmal gibt es Topfball und manchmal schreit irgendwer nach einer Schwalbe. So nennt man den Unappetitlichen, ein schwarzes Lama, das mit einer Trillerpfeife den anderen zeigt, was auf den beiden Karten steht. Am Ende gewinnt eine der 32 Lamannschaften aus aller Herren Lamänder eine Salatschüssel oder wahlweise einen Trinkpokal."
"Ist es also soweit?" frage ich vorsichtig. "Haben die Lamas am Ende doch die Lameltherrschaft an sich gerissen und nun auch noch mindestens 32 Lamationen gegründet? Und was ist das nun? Lamaworld oder Lamopia?"
"Erst mal ist Lamaworld Cup in Lamarasilien!" brüllt das Tier und lässt wieder die Holzratsche knarren. "Und dieses Jahr wird wirklich Lamußball vom Feinsten geboten! Hast Du nicht vorletzten Freitag im Fernseher gesehen, wie Lamolland die Lamanier wegputzt hat?"
"Du meinst sicher die Lamiederlande!" sage ich.
"Die was?" fragt das Lama und tauscht die Knarre gegen eine Art braune Plastiktrompete, aber so sehr es auch hineinbläst, es kann dem Ding keinen Ton entlocken. "Das Mistding scheint kaputt zu sein! Meine UweSeeler! Ist noch von der letzten Lameltmeisterschaft in Lamüd Lamafrika übriggeblieben."
Es spuckt das Teil in die Ecke und knattert lieber weiter mit dem Holzding.
"Was hast Du da überhaupt an?" frage ich.
"Das sind die Nationalfarben meiner Lieblings-Lamannschaft!" behauptet das Tier. "Erkennst Du nicht das Wappen und die Sterne?"
"Was für ein Wappen?" frage ich amüsiert. "Brauner Adler auf braunem Grund?"
Das Lama lässt sich nur kurz irritieren. "Nein", sagt es dann. "Braunes Lama vor schlichter Holztapete, wenn Du es genau wissen willst!"
"Oder so", sage ich. "Und wie lange soll der ganze Spaß noch dauern?"
"Noch mindestens einen Monat!" verkündet das Tier. "Das ist ein Tunier, Mann!"
"Na gut", sage ich. "Wenn Du meinst. Ich werfe dann mal schnell mein T-Shirt mit dem Aufdruck
Ich interessiere mich nicht für Lamußball.
über. Brauchst Du noch irgendwas aus dem Kühlschrank?"
"Du bist so ein Ignorant!" schmollt das Tier und fläzt sich vor den Fernseher. "Heute spielen übrigens noch Lamargentinien gegen Lamiran und Lameutschland gegen Lhamana. Und ich sage Dir nicht, wem ich die Daumen drücke! So!"
"Welche Daumen denn, Du Paarhufer?" frage ich schmunzelnd und kann gerade noch einem fliegenden, braunen Fanartikel ausweichen bevor ich in der Küche verschwinde.