Tuesday, January 17, 2012

Kreml-Flieger…


Hi, Bibble!

Wir sind gelandet. Mein Schwager hat's mir erzählt.
Nicht in Nevada. Wir haben auch nicht Deutschland gewählt.

Schon wieder eine Postkarte. Und schon wieder lese ich zuerst den enggedrängten Text bevor ich mir das Fotomotiv auf der Hochglanzrückseite anschaue.

Warum ich das tue? – Keine Ahnung.
Erhöht es die Vorfreude? – Wer weiß.
Steigert es die Spannung? – Vielleicht.
Woher ich weiß, dass die Postkarte vom Lama ist? – Ich erkenne es an der lamartigen Sauklaue und der geschwungenen Unterschrift.
Woher kenne ich nur diese ersten Sätze? Aus irgendeinem Lied?

Ich lese weiter.

Quiqueg, mein Heidenfreund und Schabrackentapir aus Wanne-Eickel hat einen Flugschein, stell Dir vor. Und wir haben uns in einem Tempelhof ein Flugzeug geliehen. Eins von diesen kleinen Propellerdingern, weißt Du. Ich glaube, die heißen 'Chestnut' oder so.
Wir haben dann erst mal vollgetankt. Irgendein Präsident im Stahlgewitter hat uns einige Kanister Flugbenzin aus seiner Flugbereitschaft gepumpt. Und dann sind wir geflogen und geflogen. Mensch, das war vielleicht öde, sage ich Dir. Heidnische Schabrackentapire sind nicht unbedingt die aufregendsten Flugbegleiter, ganz besonders dann nicht, wenn sie aus Wanne-Eickel kommen.
Wir sind dann schließlich mit unserer 'Chestnut' auf irgendeinem Bunten Platz in einer ziemlich großen Stadt gelandet, direkt neben etwas, das sie hier 'Mausolum' oder so ähnlich nennen. Ich habe aber weit und breit keine Mäuse gesehen und statt den sterblichen Überresten eines Revolutionsführers lag in der Hütte nur eine Wachsfigur. Nur eine einzige Wachsfigur wie ich sie von 'Madame Tussis' kenne aus dieser anderen Stadt, wo wir neulich waren. Und diese hier sieht auch noch aus wie Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt 'Lenin'. Alles sehr seltsam.
Später hat sich mein neuer Heidenfreund Quiqueg dann noch ein Wässerchen bestellt, das es wirklich in sich hatte, und jemanden namens 'Kaputin', der hier so was wie der Präsident oder so sein will, unter den Tisch getrunken. Und auf einmal war auch das ganze Geschrei von wegen Verletzung der Flugverbotszone und des Luftraums und so vergessen.
Alles, was mir dazu noch einfällt ist: Good Bye Lenin!

Also, halt den Rücken steif und die Ohren gerade!

Gruß und Kuss Kusskuss.

Immer wieder frage ich mich, wie das Lama so viel Text auf Karten unterbringt, die nicht mal die halbe Größe eines DINA4-Blattes haben.

Und da ist wieder das Lama auf der Fotopostkarte. Diesmal schwenkt es eine Wodka-Flasche. Und von einem Schabrackentapir keine Spur…

Stattdessen eine Ziegelmauer, hinter der die bunten Zwiebeltürme einer Basilika aufragen. Wenn das nicht der Rote Platz in Moskau ist, fresse ich einen Besen. Und dort will das Lama mit einem Sportflugzeug gelandet sein? Hatten wir das nicht alles schon mal vor fast fünfundzwanzig Jahren?

Und während ich mich noch frage, ob da wirklich noch immer die Überreste von Lenin in einem Mausoleum aufgebahrt werden und mir vornehme, das einmal genauer zu recherchieren, fällt mir der Name des mutierten Stoffhundes wieder ein – Schlappohr – und ich frage mich, wie ich ihn auch nur kurzfristig und ansatzweise vergessen konnte.

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