Tuesday, December 22, 2009

Last Christmas...


Nun hat also auch der Winter Einzug gehalten in Bromford, der geheimnisvollen Großstadt ohne Einwohner am Meer. Die Fahrbahn auf der Bromford Bridge ist eine spiegelglatte Fläche. Nur auf den Dachkonstruktionen der Brückenpfeiler liegt noch eine dünne Schneeschicht. Von den gräulichen Tragedrähten mit grünlichem Patinaüberzug hängen meterlange Eiszapfen in die Tiefe. Sollte nicht jemand die Bildung dieser Geschosse aus gefrorenem Wasser verhindern? Darf das sein? Was, wenn sich einer dieser gewaltigen Zapfen löst und auf eines der Schiffe, die unter der Hängebrücke in die Bucht einlaufen, hinab schießt? Aber da sind keine Schiffe in diesen Tagen. Sie scheinen zusammen mit den Brückenwächtern selbst verschwunden zu sein. Hat es sie je gegeben?

Und woher will ich überhaupt wissen, wie es auf der Brücke aussieht? Ich habe sie, seit ich in die Penthouse-Wohnung im höchsten Gebäude der Stadt gezogen bin, nicht mehr befahren. Vielleicht wurde sie gesprengt gleich nachdem ich sie mit meinem kleinen, klapperigen und vollkommen überladenen Kleinwagen verlassen habe? Vielleicht ist das der Grund, weshalb man in Bromfords Straßen keine Passanten mehr sieht?

Bromford, sage ich mir immer wieder, sei nicht albern! Die Brücke ist nicht der einzige Zugang zur Stadt! Irgendwo da unten im Häusermeer gibt es andere Menschen, nur hast Du sie noch nicht getroffen, weil Du schon seit Monaten Deinen Turm nicht mehr verlassen hast.

Aber warum zeigt sich dann keine Weihnachtsbeleuchtung in den Straßenfluchten? Warum sieht man keine festliche Beleuchtung hinter den Fenstern? Es muss ja keine Lichterkette sein, die in Regenbogenfarben rhythmisch leuchtet, eine einzige, kleine, flackernde Wachskerze würde mir schon ausreichen, aber da ist nichts, absolut nichts.

Bromfords einziger Radiosender – B B C – Bromford's Broadcasting Company – spielt seit Wochen, Monaten die gleichen Lieder, immer in der gleichen Reihenfolge, Tag aus Tag ein. Selbst das Geplapper der Moderatoren scheint sich endlos zu wiederholen. Nie im Leben hätte ich mir vorgestellt, dass ich einmal das obligatorische Weihnachtslied "Last Christmas" von "Wham" vermissen würde. Fehlt nur noch, dass jeden Morgen, wenn der Radiowecker anspringt, Sonny Bono und Cher ihr "I Got You, Babe" singen und die beiden Trottel von der "Morning Show" verkünden, es sei endlich wieder "Groundhog Day". Wird Phil, unser aller weltliebster Murmeltier-Murmler dieses Jahr seinen Schatten sehen? Oder ist es dafür noch zu früh oder zu spät im Jahr, wie man will?

Ich trete zurück vom Geländer der Dachterrasse und suche Schutz im Schatten des verdorrten und im Frost vertrockneten und erstarrten Weinlaubgestrüpps. Mein Blick wandert hinauf zu den grauen Wolken am Himmel. Der überfrierende Regen verwandelt sich gerade wieder in leise, weiße Schneeflocken. Nein, dies ist keine Endlosschleife, nicht, was das Wetter und die Jahreszeiten betrifft. Jetzt ist eindeutig Winter. Neulich war er es noch nicht.

Ich ziehe den Morgenmantel über dem Pyjama eng zusammen am Hals gegen den kalten Wind. Ich hätte mir etwas anziehen sollen, bevor ich hier herauskam.

Das laute Hupen eines Autos reißt mich aus meinen Überlegungen, genauso wie der Chor von anderen Fahrzeugen und quietschenden Reifen, das ihm unten auf der Hauptstraße Bromfords antwortet. Meine Stereoanlage im Wohnzimmer hinter der Glastür zur Dachterrasse springt mit wummernden Bässen an und lässt eine elektronische Gitarre durch das Penthouse hallen. Im gleichen Augenblick beginnt das Telefon zu schrillen, und aus dem Stockwerk unter mir wird lautstark und energisch an die Decke geklopft.

Wie konnte ich nur den Eindruck gewinnen, ich sei allein in dieser großen Stadt am Meer? Nein, ich bin definitiv nicht allein. Auf der Hauptstraße geht das Hupkonzert weiter, vermischt mit ärgerlichen und streitenden Stimmen.

In diesem Moment schaltet die Stereoanlage von CD-Wiedergabe auf Radioempfang um und statt treibender Rockmusik erschallen nun, eingeleitet vom Klingeln vieler, vieler Schlittenglöckchen, die altbekannten Klänge eines modernen Weihnachtsklassikers hinaus in einen grauen, niedergeschlagenen Morgen:

♪♫♫♪

Last Christmas, I gave you my heart
But the very next day, You gave it away
This year, to save me from tears
I'll give it to someone special

Last Christmas, I gave you my heart
But the very next day, You gave it away
This year, to save me from tears
I'll give it to someone special

Once bitten and twice shy
I keep my distance but you still catch my eye
Tell me baby do you recognise me?
Well it's been a year, it doesn't surprise me

(Happy Christmas!) I wrapped it up and sent it
With a note saying "I Love You" I meant it
Now I know what a fool I've been
But if you kissed me now I know you'd fool me again

(CHORUS)

(Oooh. Oooh Baby)

A crowded room, friends with tired eyes
I'm hiding from you and your soul of ice
My God I thought you were someone to rely on
Me? I guess I was a shoulder to cry on
A face on a lover with a fire in his heart
A man undercover but you tore me apart
Oooh Oooh
Now I've found a real love you'll never fool me again
(CHORUS)

A face on a lover with a fire in his heart
(Gave you my heart)
A man undercover but you tore me apart
Next year
I'll give it to someone, I'll give it to someone special
special
someone

Last Christmas – Wham

♪♫♫♪

2 comments:

  1. Wenn Du denkst es geht nicht mehr,
    kommt irgendwo ein Lichtlein her.
    Ein Lichtlein wie ein Stern so klar,
    es wird Dir leuchten immer da.

    Wird zeigen Dir den Weg zurück,
    den Weg zu einem neuen Glück.
    Drum glaub daran - verzage nie,
    es geht schon weiter - irgendwie.

    Und mit Willen, Kraft und Mut,
    wird dann alles wieder gut
    Du mußt nur immer fest dran glauben
    und laß Dir nur den Mut nie rauben.

    Es gibt für alles einen Weg,
    und sei’s auch nur ein kleiner Steg.
    Es gibt nunmal nicht nur gute Zeiten,
    das Leben hat auch schlechte Seiten

    Doch wie bist Du stolz, wenn Du’s geschafft,
    aus Sorgen und Nöten - mit eigener Kraft,
    herauszukommen, was Du nie geglaubt,
    da man Dich sooft schon der Hoffnung beraubt.

    Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben,
    die lasse Dir bitte, niemals nehmen.
    Denn wenn Du denkst es geht nicht mehr,
    kommt irgendwo ein Lichtlein her.

    Fische sind gefüttert und Bandit ist auch versorgt. ;-)
    Schönes Weihnachtsfest lieber Bromford in Bromford.

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  2. Can't believe it. Es ist Weihnachtszeit und ich habe doch heute tatsächlich erst das erste Mal Last Christmas von Wham im Radio gehört. Könnte daran liegen, dass ich nicht so viel Radio höre. Aber dennoch bin ich erstaunt...

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