"Was hast Du denn da, Alter?" fragt das Lama und zupft mir mit dem Maul einen schäbigen, alten Zettel aus den Fingern.
"Ach, das", sage ich, "das ist nur ein Los."
"Was denn für ein Los?" fragt das Tier. "Der große Jackpot? Die Riesensachgewinne?"
"Nein", seufze ich, "es ist nur das Einfalls-Los."
Das Lama stutzt und schielt auf den leeren Zettel.
"Was soll das denn sein? Hast Du ausgelost, wo Du als nächstes einfallen willst?"
"Ich bin doch kein Eroberer", sage ich nur. "Ich plane nicht in Nachbarstädte oder –staaten einzumarschieren. Ich gedenke nicht selber einzufallen. Und es hat auch nichts mit den Exkrementen – sprich der Losung – des Hasen oder Rammlers zu tun."
Das Lama nickt. "Monopoly-Dilemma – ähnlich dem Memory-Effekt: Gehe nicht über Los. Ziehe nicht 4.000 Mark ein."
"Auch nicht, nicht mal 2.000 Euro", sage ich. "Kein Kommando. Nichts geht mehr. Nicht mit: Auf Los geht 's los! Ich bin einfach nur einfallslos, habe sozusagen das Einfalls-Los gezogen."
"Die Niete also?" fragt das Tier.
Ich zucke die Achseln.
"Und was kann man dagegen tun?" fragt das Lama, knabbert am Zettel, kaut und schluckt ihn schließlich runter.
"Ich weiß es nicht, Tier", sage ich. "Ich weiß gar nichts. Aber immerhin ist heute schon Mittwoch, der 2. September 2015, der 245. Tag des neuen Jahres, und es sind noch 120 Tage bis zum Jahresende."
"Na, dann aber los!" verkündet das Lama und trabt frohgemut in die Küche.
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