Guanako (Lama guanacoë):
Die Widerristhöhe des Guanakos beträgt etwa 120 cm, sein Gewicht erreicht bis zu 120 kg. Diese Wildart ist schlank, hochbeinig und hat eine stark eingezogene Weichenregion. Die meist aufrecht getragenen Ohren sind lang und spitz. Die Farbe der Oberseite und Flanken ist ein lebhaftes, helles Rotbraun; Unterseite und Rückseite der Gliedmaßen sind weißlich und setzen sich deutlich von der Oberseite ab. Das Gesicht ist dunkelgrau bis schwarz gefärbt. Der bogig getragene Schwanz ist wollig behaart, ebenso wie der Rücken.
Lebensraum:
Das Guanako bewohnt Grasfluren und Geröllhalden von der Schneegrenze bis zu den kalten, windigen Pampas Patagoniens und den Inseln an der Südspitze des Kontinents wie Feuerland und andere. Es meidet reine Felslandschaften und Schneefelder. Guanakos gehen auch ins Meer und erreichen schwimmend die vorgelagerten Inseln.
In ihrem Lebensraum bevorzugen Guanakos trockene Gegenden. Die Temperatur spielt für sie keine große Rolle. In der trocken-heißen Steppenlandschaft des Gran Chaco wurde das Guanako durch den Menschen ausgerottet.
Lebensweise:
Guanakos bilden Trupps aus einem Leithengst und 4-10 Stuten samt ihrem Nachwuchs. Jüngere Hengste bilden eigene Junggesellenrudel bis zu 30 Tieren. Nach der Paarungszeit können sich mehrere Rudel zu großen, gemischten Herden zusammenfinden. Ältere Hengste sollen abgesondert leben.
Verhalten:
Ein Leithengst nimmt in der Nähe seines Rudels einen Beobachtungsposten ein. Bei Gefahr zieht er sich mit seiner Herde im Gänsemarsch zurück. Bei großer Gefahr flüchtet das Rudel in lebhaftem Zickzack; dabei suchen die Tiere nach Möglichkeit die steilen Hänge auf.
Guanakos benutzen innerhalb eines Verbandes gemeinsame Kotplätze. Der Kotabsatz wird zuweilen zu einem regelrechten »Kotzeremoniell«. Dicht bei den Kotplätzen wälzen sich Guanakos im trockenen Sand und nehmen auf diese Weise Staubbäder. Wenn die Guanakos abwandern, dienen die zum Mulden vertieften Sandwannen als Nistplatz für Nandus, die Pampasstrauße.
Guanakos sind tagaktiv; während der Morgen- und Abendstunden suchen sie die Tränke auf.
In der Ruhestellung liegen Guanakos auf der Brust. Jungtiere strecken dabei die Vorderläufe nach vorne aus, statt sie wie die Erwachsenen in den Handgelenken einzuknicken.
Wanderungen:
In Zusammenhang mit Wetter und Nahrungsangebot führen Guanakos Wanderungen durch. Sie weichen vor Schneefällen in die Täler aus. Guanakos durchschwimmen ohne weiteres Flüsse oder sogar Meeresarme.
Kampfverhalten:
Bei innerartlichen Auseinandersetzungen spucken sich Guanakos gegenseitig an. Bei allen Kämpfen legen sie die Ohren zurück. Im heftigeren Kampf versuchen sie, sich gegenseitig in die Vorderbeine zu beißen. Dabei umschlingen sie einander mehr oder minder mit den Hälsen. Vielfach führt dies zu regelrechten Halskämpfen, die auch bei anderen Schwielensohlern und in etwas anderer Form bei Giraffen zu beobachten sind. Nicht selten beißen sie sich gegenseitig in die Ohren, die dann die Spuren von Verletzungen tragen. Außerdem schlagen sie nach vorn mit den Vorderläufen oder keilen nach hinten aus.
Feinde:
Außer dem Menschen und seinen Hunden wird den Guanakos vor allem der Puma gefährlich.
Höchstalter: Guanakos erreichen ein Alter von ungefähr 25 Jahren.
Fortpflanzung:
Im Frühling der Südhalbkugel (August-September) paaren sich die Guanakos. In dieser Zeit kämpfen die rivalisierenden Hengste heftig miteinander. Die Kämpfe werden von einem Geschrei begleitet, das entfernt an ein Wiehern erinnert. Der Unterlegene verlässt das Revier, nachdem ihn der Leithengst eine Weile verfolgt hat.
Zur Begattung legt sich die Stute nieder. Der Deckakt kann eine halbe Stunde lang dauern.
Das Fohlen wird nach 11 Monaten Tragzeit geboren. Die Geburt erfolgt im Stehen. Das Junge kommt schon wenige Minuten nach seiner Geburt auf die Beine und kann seiner Mutter bereits am zweiten Lebenstag folgen. Es wird nicht trockengeleckt. Zwillingsgeburten sind eine Ausnahme.
Nahrung:
Das Guanako ist in erster Linie ein Grasfresser. In Gefangenschaft schält es gern die Rinde verschiedener Gehölze. Sonst besteht seine Nahrung aus Kräutern und Moos.
Gefährdung:
Der Lebensraum der Guanakos wird durch Ausdehnung der Weidewirtschaft immer mehr eingeengt. Aus dem Gran-Chaco-Gebiet und aus Teilen Perus ist diese Art bereits verschwunden, und auch in Argentinien nimmt der Bestand ab. In Chile und Peru gilt das Guanako als gefährdet.